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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ad Colossenses commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Kolosser (BKV)
Fünfte Homilie. *Kol. I, 26 bis Kol. II, 5.*

4.

Doch das sind lauter unsichtbare Dinge. Wollt ihr, daß ich meine Rede auf das Gebiet des Sichtbaren hinlenke? auf bereits eingetretene Ereignisse? Erkläre mir, wie jenes Meerungeheuer den Jonas in seinem Bauche bergen konnte, ohne daß er zugrunde ging1? Ist das nicht unbegreiflich? Muß man darüber nicht unwillkürlich den Kopf schütteln? Wie konnte es den Gerechten verschonen? Wie kam es, daß die Hitze ihn nicht erstickte? Wie, daß er nicht verfaulte? Denn ist es schon unerklärlich, daß er in der Meerestiefe existieren konnte, so ist es noch viel unerklärlicher, daß er im Bauche des Fisches und bei solcher Hitze am Leben blieb. Angenommen, daß wir dort Luft atmen, wie reichte das Atmen für zwei lebende Wesen hin? Wie spie das Tier ihn unversehrt wieder aus? Wie konnte er noch reden? Wie bei voller Besinnung bleiben und beten? Sind das nicht unglaubliche Dinge? Wenn wir sie mit der bloßen Vernunft prüfen, so sind sie unglaublich; legen wir aber den Maßstab des Glaubens an, so sind sie glaubwürdig. — Soll ich noch einen Schritt weiter gehen? Das Getreide verwest im Schoße der Erde und ersteht wieder. Betrachte die entgegengesetzten Wunder, von denen eins das andere überbietet! Wunderbar ist es, nicht in Fäulnis zu geraten; ebenso wunderbar, aus der Verwesung wieder zu erstehen. — Wo sind sie, die törichten Schwätzer, die nicht an die Auferstehung S. 309 glauben wollen und fragen: Wie soll dieser Knochen sich wieder mit jenem vereinigen und die solche Vorkommnisse in das Reich der Fabel verweisen? — Sage mir, wie ist Elias auf feurigem Wagen gen Himmel gefahren2? Das Feuer pflegt zu verbrennen, nicht aufwärts zu führen. Wie lebt er so lange Zeit? An welchem Orte befindet er sich? Warum ist dies geschehen? Wohin wurde Henoch versetzt3 ? Genießt er dieselbe Nahrung wie wir? Und was hindert ihn, daß er hienieden weilt? Oder genießt er keine Nahrung? Und warum wurde er entrückt? — Beachte, wie Gott uns Schritt für Schritt erzieht! Er nahm den Henoch von der Erde hinweg; das ist nichts so gar Großes; dies sollte uns auf die Entrückung des Elias vorbereiten. Er schloß den Noe in die Arche ein; auch das ist nichts so gar Großes; dies sollte uns auf die Einschließung des Propheten im Bauche des Meerungetüms vorbereiten. So waren schon im Alten Bunde Vorläufer und Vorbilder notwendig. Gleichwie nämlich auf einer Leiter die erste Sprosse zur zweiten führt und man nicht von der ersten gleich auf die vierte gelangen kann; wie da jede Sprosse immer zur nächstfolgenden den Weg bahnt und es unmöglich ist, vor der ersten gleich auf die zweite zu kommen; geradeso verhält es sich auch hier. Beachte, wie hier Zeichen auf Zeichen folgen! Du kannst das an der Leiter sehen, welche Jakob schaute: Oben, heißt es, stand der Herr darauf; unterhalb aber stiegen Engel auf und nieder4. — Es war prophetisch verkündigt, daß der Vater einen Sohn habe; dies sollte geglaubt werden. Wie willst du, daß ich die Zeichen hiefür nachweise? Von oben nach unten? Oder von unten nach oben? (Es sollte geglaubt werden,) daß er ihn leidenschaftslos zeuge; deshalb gebar zuerst eine Unfruchtbare. Doch wir wollen den Flug höher wagen! Es sollte geglaubt werden, daß er ihn aus sich selbst zeuge. Wie nun? Es wird dies erreicht, zwar nur matt und unklar, wie in einem Schattenbilde, indes es wird erreicht; und im Verlaufe der S. 310 Zeit geschieht es in etwas deutlicher. Aus dem Manne allein wird das Weib gebildet, und er bleibt vollständig unversehrt. — Ferner sollte für die Geburt aus einer Jungfrau ein untrügliches Zeichen geschehen. Da gebiert eine Unfruchtbare, nicht nur einmal, sondern zwei-, dreimal und noch öfter. Die Unfruchtbare ist also ein Vorbild der Geburt aus einer Jungfrau, sie bahnt dem Verstande den Weg zum Glauben. Seinerseits diente dieses Geborenwerden als Vorbild dafür, daß Gott allein zeugen könne. Wenn nämlich, obschon der Mann höher steht als das Weib, doch ohne sein Zutun eine Geburt möglich ist, so kann noch viel eher derjenige, der ihn weit überragt, aus sich selber zeugen. Es gibt auch noch eine andere Geburt als Vorbild der Wahrheit, unsere Wiedergeburt aus dem Geiste. Für diese ist abermals die Unfruchtbare das Vorbild, daß sie nämlich nicht aus dem Geblüte erfolgt5 sie selbst dient als Vorbild der göttlichen Zeugung. Die eine läßt uns erkennen, daß Gott leidenschaftslos zeuge; die andere, daß er aus sich allein zeugen könne. — Christus ist der unumschränkte Herr über alles; dies sollte geglaubt werden. Dieses wird auf Erden am Menschen gezeigt. „Laßt uns den Menschen machen nach unserm Ebenbild und Gleichnis6“, zum Herrn über alle vernunftlosen Geschöpfe. So belehrte uns Gott nicht durch bloße Worte, sondern durch Tatsachen. Das Paradies gab Aufklärung über die Erhabenheit der (menschlichen) Natur und über den Vorrang des Menschen vor allen Geschöpfen. — Christus sollte auferstehen; beachte nun die Menge der Vorzeichen! Henoch, Elias, Jonas, die Jünglinge im Feuerofen, Noes Errettung aus der Sündflut, die Taufe, die Samen, die Pflanzen, unsere eigene Erzeugung, die aller Tiere. Weil nämlich mit der Auferstehung Christi das Ganze steht und fällt, darum erhielt sie unter allen Wahrheiten die zahlreichsten Vorbilder. — Daß das ganze Weltall der göttlichen Vorsehung nicht entbehre, kann man schon aus dem schließen, was bei uns geschieht. Bleibt doch nichts bei uns ohne fürsorgende Leitung, sondern selbst S. 311 die Herden bedürfen, wie alles andere, der Führung. — Und daß die Welt nicht von sich selbst entstanden ist, das beweist die Hölle, das hat schon bewiesen die Sündflut zur Zeit Noes, der Feuerregen (über Sodoma und Gomorrha), der Untergang der Ägypter im Roten Meere, die Ereignisse auf dem Zuge durch die Wüste. — Auch der Taufe mußte vieles vorangehen, eine ungezählte Menge: so die entsprechenden Tatsachen im Alten Bunde, die Heilungen im Schwemmteiche7, die Reinigung des Kranken, die Sündflut selbst und alles, was mit Wasser geschah, die Johannestaufe. — Es sollte geglaubt werden, daß Gott seinen Sohn dahingebe; zum voraus hat dies ein Mensch getan, Abraham der Patriarch. — Und so können wir nun, wenn wir wollen, für alle diese Wahrheiten Vorbilder finden, wenn wir in der Hl. Schrift darnach suchen. Doch wir wollen uns nicht damit ermüden, sondern die angeführten uns zur Lehre dienen lassen! Bewahren wir einen unerschütterlich festen Glauben, und legen wir einen gewissenhaften Lebenswandel an den Tag, damit wir in allem Gott unsere Dankbarkeit bezeigen und uns würdig machen der Güter, welche denen verheißen sind, die ihn lieben; durch die Gnade und Menschenfreundlichkeit unseres Herrn Jesus Christus, mit welchem dem Vater gleichwie dem Heiligen Geiste Herrlichkeit, Macht und Ehre sei, jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen.


  1. Jon. 2. ↩

  2. 4 Kön. 2. ↩

  3. Vgl. Gen, 5, 24; Ekkli. 44, 16; Hebr. 11, 5. ↩

  4. Gen. 28, 12. 13. ↩

  5. Vgl. Joh. 1, 13. ↩

  6. Gen. 1, 26. ↩

  7. Vgl. Joh. 5, 2 ff. ↩

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