IV.
Ha, welch strenge Sorgfalt! Wir aber fliehen nicht nur die Säufer nicht, sondern wir gehen auch zu ihnen und werden ihre Zechgenossen. Darum geht auch Alles drüber und drunter, ist Alles in Verwirrung und Unordnung und geht zu Grunde. Denn sage mir, wenn Einer von Solchen dich, der du für arm und gering giltst, zu S. 378 einem Mahle, das er zubereitet hat, einladen würde, und dann dich sprechen hörte: weil Dasjenige, was hier vorgesetzt wird, von der Habsucht herrührt, kann ich es nicht über mich bringen, meine eigene Seele damit zu beflecken, - würde er sich nicht ergriffen fühlen? würde er nicht in sich gehen? würde er sich nicht schämen? Dieß allein wäre hinreichend, ihn zu bessern und zu bewirken, daß er sich des Reichthums wegen für unglücklich erachtete; dich aber würde er der Armuth wegen bewundern, da er sich ja von dir mit so entschiedenem Eifer verachtet sehen würde. Wir aber sind, ich weiß nicht woher, Sklaven der Menschen geworden, da uns doch Paulus immer und immer zuruft: „Werdet nicht Sklaven der Menschen!“1 Woher sind wir nun Sklaven der Menschen geworden? Weil wir Sklaven des Bauches und des Geldes und des Ruhmes und aller anderen Dinge geworden, haben wir die Freiheit, die uns Christus geschenkt hat, preisgegeben. Was, sage mir, erwartet nun Den, der ein Sklave geworden? Höre, was Christus spricht: „Der Sklave (Knecht) bleibt nicht ewig im Hause.“2 Da hast du einen bestimmten Ausdruck, daß er niemals in’s Himmelreich eingehen wird; denn dieses ist das Haus: „Denn in meines Vaters Hause,“ sagt er, „sind viele Wohnungen.“3 Der Sklave also bleibt nicht ewig im Hause. Sklave aber nennt er Den, welcher der Sünde dient. Wer aber nicht ewig im Hause bleibt, der bleibt ewig in der Hölle, und hat von keiner Seite her Trost. Nun aber sind die Dinge bis zu der Höhe des Verderbens gestiegen, daß sie hievon (was sie rauben) Almosen machen, und Viele dieselben annehmen. Darum liegt auch unsere Freimüthigkeit in Fesseln, und wir können Niemanden Vorwürfe machen. Aber dennoch wollen wir, wenn auch erst von jetzt an, dem Unglück, welches von dorther entspringt, zu entgehen suchen. Ihr aber, die ihr diesen Koth aufrührt, stehet ab von dieser S. 379 Schmach und beherrschet den Hungertrieb nach solchen Mahlen; vielleicht können wir jetzt noch Gott uns geneigt machen und die verheissenen Güter erlangen, deren wir alle theilhaftig werden mögen durch die Gnade und Menschenfreundlichkeit unsers Herrn Jesus Christus, dem mit dem Vater und dem heiligen Geiste sei Ruhm, Macht und Ehre jetzt und alle Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. S. 380