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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistulam ad hebraeos argumentum et homiliae 1-34 Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
Dritte Homilie.

III.

Beispiele hiefür bieten das alte Testament und das neue in Fülle. Brachten ja Engel den Hirten die frohe Botschaft; kam ja ein Engel zu Maria; dergleichen zu Joseph; Engel sitzen am Grabe; Engel werden ausgesandt, um den Jüngern zu sagen: „Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr da und schauet gen Himmel;“1 sie auch befreien den Petrus aus dem Gefängnisse und reden mit Philippus. Wie sollten sie uns nun nicht dienen? Betrachte also, wie groß die Ehre ist, daß Gott wie zu Freunden seine Engel als Diener entsendet, daß dem Cornelius ein Engel erscheint, und ein solcher sämmtliche Apostel aus dem Kerker befreit, indem er spricht: „Gehet hin, tretet auf und sprechet im Tempel zu dem Volke die Worte dieses S. 53 Lebens!“2 Jedoch was brauche ich Anderes zu sprechen, da ja dem Paulus selbst ein Engel erscheint? Siehst du, wie sie uns dienen um Gottes willen und zwar dienen in den wichtigsten Dingen? Darum spricht Paulus: „Alles gehört euch, sei es Leben oder Tod oder Welt oder Gegend wart oder Zukunft.“ Auch der Sohn wurde gesendet, aber nicht wie ein Diener oder Verwalter, sondern wie der eingeborne Sohn, der Gleiches wie der Vater will; vielmehr aber: er wurde nicht gesendet, denn er begab sich nicht von einem Orte zum andern, sondern er wurde Mensch. Die Engel aber wechseln die Plätze, verlassen ihren früheren Aufenthaltsort und gehen dorthin, wo sie vorher nicht waren. Auch hier ermuthigt er sie, indem er spricht: Was fürchtet ihr? Engel dienen uns ja.

Nachdem er nun gesprochen über den Sohn sowohl bezüglich der Erlösung als auch der Schöpfung und seiner Herrschaft, und nachdem er gezeigt hat, daß er gleich geehrt sei und als Herr gebiete nicht allein über die Menschen, sondern auch über die höheren Mächte: richtet er die Rede so ein, daß er ihnen eine Ermunterung ertheilt, das Gehörte treu zu befolgen, indem er sagt:

Kap. II.

1. Darum müssen wir auch um so mehr auf Das Acht haben, was wir gehört haben.

Indem er hier erklären will, daß das Gehörte sorgfältiger zu beachten sei als das Gesetz, sagt er Dies nicht gerade heraus, macht es aber klar in der Begründung, ohne einen Rath zu ertheilen oder eine Ermunterung zu geben; und so war es besser. S. 54

2.3. Denn wenn das durch die Engel verkündete Wort fest geworden ist und jede Übertretung und jeder Ungehorsam die gerechte Vergeltung empfangen hat: wie werden wir entfliehen, wenn wir ein so großes Heil ausser Acht lassen, welches Anfangs von dem Herrn kund gemacht, dann von Denen, die es gehört, in uns befestiget worden ist? Warum sollen wir das Gehörte mehr beachten? Ist nicht Jenes wie Dieses Gottes Wort? Entweder sagt er also, daß Dieses sorgfältiger als das Gesetz, oder daß es gar sehr beobachtet werden müsse. Keineswegs stellt er hier Beide gegen einander, Das sei ferne. Da sie nämlich vom alten Testamente wegen seines langen Bestandes eine hohe Meinung hatten, dieses aber als neu gering geachtet wurde, weist er aus seinem Werthe nach, daß sie sich vorzugsweise an dieses zu halten hätten. Wie denn? Weil beide, will er ungefähr sagen, von Gott herstammen, aber nicht auf gleiche Art und Weise. Das aber zeigt er uns später; bis dahin ist die Beweisführung mehr oberflächlich, später aber klarer, indem er sagt: „Denn wenn jener erste (Bund) nicht mangelhaft gewesen wäre;“ und wieder: „Denn was veraltet ist und hinfällig wird, ist seinem Ende nahe.“3 Allein er wagt es noch nicht, gleich Anfangs Dieses zu sagen, sondern wartet, bis er den Zuhörer durch mehr Gründe gewonnen hat und festhält. - Warum müssen wir also mehr Acht haben? „Damit wir nicht,“ sagt er, „etwa zerfließen,“ d. i. daß wir nicht zu Grunde gehen, nicht das Heil verlieren. Hier zeigt er, wie mißlich der Fall ist, weil es schwer hält, daß das einmal Entschwundene wieder zurückkehre, insoferne die Quelle des Übels Sorglosigkeit ist. Diesen Satz entlehnte er den Sprichwörtern, wo es heißt: „O S. 55 Sohn, damit du nicht zerfließest,“4 wodurch er zeigt, wie leicht der Fall und wie schwer das Unglück, d. h. wie gefahrvoll für uns der Ungehorsam sei. Und durch Dasjenige, was er hier darthun will, zeigt er, daß die Strafe größer sein werde. In der Untersuchung schweigt er davon und zieht keinen Schluß. Denn das heißt der Rede das Lästige nehmen, wenn man nicht überall die Entscheidung von sich ausgehen läßt, sondern den Zuhörer zum Herrn macht, so daß er selbst das Urtheil fällt; Das gewinnt diesem auch eine größere Zuneigung ab. Dasselbe thut im alten Bunde der Prophet Nathan und bei Matthäus Christus, wo er spricht: „Was wird er wohl den Arbeitern des Weinberges thun?“5 und wo er sie nöthigt, das Urtheil selber zu sprechen. Das ist aber der größte Sieg. Den Worten: „Denn wenn das durch die Engel verkündigte Wort fest geworden ist“ fügt er nicht bei: um wie viel mehr das durch Christus; Dieß unterläßt er und schreibt die weniger besagenden Worte: „Wie werden wir entfliehen, wenn wir ein so großes Heil ausser Acht lassen?“ Siehe nun, wie er den Vergleich macht! „Denn wenn,“ sagt er, „das durch die Engel verkündigte Wort;“ - dort durch „Engel“, hier aber durch den „Herrn“, und dort nur das „Wort“, hier aber das „Heil“. Damit aber nun nicht Jemand frage: Wie so, ist Das, was du sagst, o Paulus, Christi Wort? kommt er zuvor und zeigt die Glaubwürdigkeit seiner Worte. Diese Zuverlässigkeit beweist er dadurch, daß er sie von Jenem gehört habe, und daß sie jetzt von Gott gesprochen wurden, nicht durch bloßen Wortklang, wie zu Moses geredet wurde, sondern durch Zeichen und Zeugniß gebende Thaten.


  1. Apg 1,11 ↩

  2. Apg 5,20 ↩

  3. Kap. 8, 7 u. 13 ↩

  4. Spr 3,21 ↩

  5. Mt 21,40 ↩

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Übersetzungen dieses Werks
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Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
Kommentare zu diesem Werk
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