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Nicht blos dieß wird er durch häufigen Umgang gewinnen: daß er sich, wie mit einem verwandten Körper, mit dem Heere umgiebt, sondern auch vieles von dem, was in solchen Fällen zu geschehen pflegt, ist theils Uebung in kriegerischen Werken, theils Einweihung in die Heerführung und eine gewisse Vorbereitung, was zu größeren und ernsten Dingen begeistert; denn nichts Kleines ist es, im Speergemenge zu nennen den Feldherrn, zu nennen den Unterfeldherrn, den Schwadronen- und Haufenführer und Fahnenträger, wenn es sich trifft, und einige alte Krieger als Bekannte aufzurufen und anzuspornen, ich meine die Angesehensten bei jeder Abtheilung des Reiter- und Fußvolks; denn Homeros, welcher einen Gott der Schlacht der Achäer zugesellt, sagt, er habe durch des Scepters Schlag die Jünglinge erfüllt mit tapferem Muthe, so daß sie
Mächtiger noch entglühten den Kampf der Entscheidung zu kämpfen,
und sich weder mit den Füßen, noch mit den Händen ruhig halten konnten; denn jenes,
Wohl anstreben von unten die Füß' und die Hände von oben,
heißt: sie stürmen aus freiem Antriebe zu den Werken der Schlacht. Eben dieß thue mir auch der König, beim Namen aufrufend, und erwecke den von der Trompete nicht umtönten zur Ruhmbegierde und feuere den Kämpfer an. Jeder will unter des Königs Augen Augen bestehen; und offenbar ist dieses nach dem Urtheile des Dichters der größte Nutzen, sowohl für einen friedlichen, als kriegerischen König. Zuerst nehmlich einsehend, daß eben dieses auf den Muth der Männer am meisten wirkt, wenn dem Könige auch die Gemeinen nicht unbekannt sind, läßt er den Agamemnon nicht blos beim Namen die Krieger aufrufen, sondern auch seinen Bruder ermahnen, daß er außer dem Namen auch beim Vater- und Geschlechtsnamen vom Anbeginn jeden Mann nennen, alle ehren und nicht groß thun solle. Ehren aber heißt loben, wenn man weiß, daß einer etwas Gutes gethan oder, glücklich vollführt hat. Denke an Homeros! Er macht den König zum Lobredner des gemeinen Mannes. Wer sollte wohl des Blutes schonen, wenn ihn der König lobt? Diesen Vortheil nun wirst du aus häufigem Umgange mit Krie- S. 84 gern gewinnen, und außerdem ihre Sitten und Lebensweisen kennen lernen, und welcher Posten einem jeden in jeder Lage entspricht. Erwäge denn auch dieses: der König ist Künstler der Kriege, wie der Schuster der Schuhe. Dieser würde lächerlich, wären ihm die Werkzeuge der Kunst unbekannnt; wie aber wird der König die Krieger als Werkzeuge zu gebrauchen wissen, wenn er sie nicht kennt?