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Werke Synesios von Kyrene (370-413) De regno ad Arcadium imperatorem Rede an den Selbstherrscher Arkadios οder über das Königthum

30.

Ferner muß man auch bei einer solchen Größe des Reichs in die entferntesten Theile Statthalter schicken und überdieß sorglich Pfleger der Gerechtigkeit wählen, da diese Vorsehung göttlich und weitumfassend ist; denn um jeden Ort, Mann und Streit zu kennen, bedarf es in Wahrheit vieler Nachforschung, und nicht einmal Dionysios, ob er gleich nur Eine Insel und diese nicht einmal ganz beherrschte, mochte ihrer zu walten im Stande seyn. Doch kann man durch wenige Aufseher für das Ganze sorgen. Dieses nennt man göttliche und allgemeine Vorsehung, welcher, ob sie gleich auf ihrem erhabenen Charakter beharrt und nicht auf die kleinsten Theile sich erstreckt, nicht einmal die kleinsten Theile entgehen. Sonach befaßt sich Gott nicht selbst kleinlich mit jedem von dem, was hienieden, sondern gebraucht die Natur als seine Hand, auf seinem Charakter beharrend, und ist des Guten Ursache bis auf das Aeusserste, da er der Ursachen Ursache ist. So muß auch ein König für das Ganze S. 113 Sorge tragen. Er ertheile die Würden so viel als möglich den gerechtesten und besten Beamten; denn leichter wird er Wenige, als Viele durchschauen und leichter wahrnehmen, wenn sie fehlen, oder recht handeln. Dem Verdienste also, aber nicht dem Reichthum nach, wie jetzt, geschehe die Wahl der Obrigkeiten, da wir auch nicht den reichsten Aerzten den Körper anvertrauen, sondern denen, welche der Kunst am mächtigsten sind. Dem Reichen muß man demnach auch vielmehr denjenigen Beamten vorziehen, welcher Einsicht in die Staatsverwaltung besitzt, weil durch jenen mehreres schlechter, als besser werden mag. Wie nun, wenn sich einer eben durch Schlechtigkeit Reichthum erworben, verdient der wohl ein Amt zu bekleiden? oder vielmehr der Arme, Gesetzliche und Gerechte, welcher eben der Gerechtigkeit halber sich nicht schämt, in Armuth zu leben? Derjenige aber, welcher wie immer reich ist und sich das Amt erkauft hat, dürfte wohl nicht wissen, wie er das Recht austheilen soll. Ein solcher wird, so zu sagen, nicht leicht die Ungerechtigkeit hassen; geschweige die Schätze verachten, sondern vielmehr die Gerichtsstätte zu einer Bude feiler Richtersprüche machen, denn nicht wahrscheinlich ist es, daß er, sich erhebend, mit starren Augen das Gold anschaue, sondern im Gegentheil sich schäme, nachgebe und endlich dasselbe umarme, dem er auch eben deshalb Dank weiß, daß er nehmlich für ei- S. 114 nen Theil seines Reichthums die Staatsverwaltung an sich gebracht, und wie irgend etwas anderes, die Staaten um Lohn gedingt hat. Er weiß, daß er dadurch angesehen ist und hoch thront, angestaunt nicht nur von der übrigen Volksmenge, sondern auch von den vornehmen Gerechten und Armen.

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Rede an den Selbstherrscher Arkadios οder über das Königthum

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