12. Benjamin.
Ein Mann mit Namen Benjamin führte gegen achtzig Jahre lang ein sehr strenges Leben im Natrongebirge. Ihm wurde die Gabe zu heilen geschenkt, so daß ein S. 341 jeder genas, mit welcher Krankheit er immer behaftet war, wenn ihm Benjamin die Hand auflegte oder Öl gab, das er selbst geweiht hatte. Diesen Mann, der ausgerüstet war mit solcher Wunderkraft, befiel acht Monate vor seinem Tode die Wassersucht und sein Leib schwoll an, daß er aussah wie ein zweiter Job. Da lud Bischof Dioskurus, damals Priester im Natrongebirge, mich und den seligen Euagrius ein: "Kommet", sprach er, "und sehet den neuen Job, wie er geschwollen ist und mitten im unheilbaren Leiden Gott unablässig dankt!" Wir gingen also hin und sahen, wie sein Leib entsetzlich aufgedunsen war, sodaß man seine Finger einzeln nicht mit der Hand umspannen konnte. Er sah schrecklich aus, daß wir die Blicke wegwenden mußten. Da sagte der selige Benjamin: "Kinder, betet, damit nicht etwa die Wassersucht auch den inneren Menschen an mir befalle; der äußere hat mir ja, wenn es ihm gut ging, nicht genützt, und wenn es ihm schlecht ging, nicht geschadet." Während jener acht Monate gab man ihm einen Sessel, der so breit wie möglich war. Auf diesem saß er beständig, denn das Liegen war ihm unmöglich der leiblichen Bedürfnisse wegen. Er heilte sogar noch andere, wiewohl er selbst so krank war.
Ich glaubte von diesem Manne erzählen zu sollen, damit wir uns nicht wundern, wenn auch Gerechten ein Unglück begegnet. Als er gestorben war, mußte man die Türpfosten ausheben, um die Leiche hinauszuschaffen. So angeschwollen war sie.