15. Makarius der jüngere.
Ein junger Mensch, Makarius mit Namen, der im Alter von ungefähr achtzehn Jahren stand, hütete mit seinen Altersgenossen am See Mareotis die Herden und tötete durch Zufall einen aus ihnen beim Spiele. Darob geriet er in so große Furcht vor Gott und den Menschen, daß er in dumpfem Trübsinn drei Jahre lang unter freiem Himmel in der Wüste blieb. Da regnet es niemals, wie die einen vom Hörensagen, die anderen aus eigener Anschauung wissen. Er baute sich dann eine Zelle, lebte darin noch fünfundzwanzig Jahre, freute sich seiner Einsamkeit, und es ward ihm solche Gewalt über die Teufel verliehen, daß er sie verachtete. Ich lebte lange mit ihm zusammen und fragte ihn einst, was er von der Mordtat denke, die er auf dem Gewissen habe. Darauf sagte Makarius, er empfinde darob so wenig Schmerz, daß er sogar ob des Mordes Gott danke, denn gerade dieser unfreiwillige Mord sei für ihn der Anlaß zum Heile geworden. Er berief sich auf die Schrift; auch Moses wäre nicht der göttlichen Erscheinung gewürdiget worden, wenn er nicht aus Angst vor dem Pharao wegen des Mordes, den er in Ägypten beging, nach dem Berge Sinai geflohen wäre.
Ich sage das keineswegs, als ob ich zum Morde verleiten möchte; sondern ich will nur beweisen, daß ein Zufall den Anlaß zum tugendhaften Leben bilden kann, so daß jemand wider seinen Willen auf den rechten Weg gelangt. Denn es gibt Tugenden, die dem freien Willen, und Tugenden, die dem Zufall entspringen.