15. Schreiben des Kaisers Theodosius über dieselbe Angelegenheit
Als der preiswürdige Kaiser Theodosius von der Handlungsweise des Kaisers Valentinian Kenntnis S. 289 erhielt, schrieb er an den flüchtigen Jüngling, es sei nicht zu verwundern, wenn dem Kaiser Furcht, dem Tyrannen dagegen Macht zuteil geworden sei; denn der Kaiser habe gegen den wahren Glauben gekämpft, der Tyrann dagegen sei ihm zu Hilfe gekommen; jener, der ihn preisgegeben, müsse einsam und verlassen die Flucht ergreifen, dieser hingegen trage, mit dem wahren Glauben ausgerüstet, über den Verlassenen den Sieg davon; denn der frommen Rechtgläubigkeit stehe auch ihr Gesetzgeber hilfreich zur Seite. Solches schrieb er, während er noch ferne war. Als er aber auf die Nachricht von dessen Flucht ihm zu Hilfe eilte und sah, wie derselbe das eigene Reich verließ und in das seinige kam, da brachte er zuerst der Seele desselben Heilung, befreite sie von der über sie gekommenen Krankheit der Gottlosigkeit und führte sie wieder zur väterlichen Rechtgläubigkeit zurück; dann redete er ihm zu, guten Mutes zu sein, zog gegen den Tyrannen zu Felde und stellte ohne Blutvergießen dem Jüngling das Reich zurück, den Tyrannen aber ließ er hinrichten1. Er hätte es nämlich für ein Unrecht gehalten und für eine Verletzung der mit Gratian geschlossenen Verträge, wenn er nicht für dessen Ermordung an den Mördern Rache genommen hätte.
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Theodosius hielt den Usurpator während des Winters 387/88 mit Friedensverhandlungen hin, rückte im Frühjahr 388 in Pannonien ein, besiegte den Gegner in zwei Schlachten, nahm ihn in Aquileja gefangen und ließ ihn hinrichten (28. Juli 388). ↩