34. Die Gesandtschaft des Johannes an Gainas
S. 316 Nach einiger Zeit enthüllte letzterer dennoch seine lange genährte aufrührerische Gesinnung. Er sammelte in Thracien ein Heer und plünderte und verheerte die weitesten Gebiete. Auf die Nachricht hievon gerieten alle, Regierende wie Untertanen, in Schrecken, und niemand wollte gegen ihn zu Felde ziehen, jedermann hielt es auch für gefährlich, als Gesandter zu ihm zu gehen; denn jeder fürchtete seine barbarische Gesinnung.
In dieser Lage überging man alle anderen als furchtsam und bestimmte diesen großen, mutigen Mann, die Gesandtschaft zu übernehmen. Dieser kümmerte sich nicht um den Widerstand, den er früher demselben entgegengesetzt, noch um die Spannung, die daraus entstanden war, sondern reiste herzhaft und entschlossen nach Thrazien. Als nun Gainas von der bevorstehenden Ankunft des Gesandten Kenntnis erhielt und seines mutigen Eintretens für die wahre Religion sich erinnerte, kam er ihm von weitem entgegen, legte dessen Rechte auf seine Augen und führte sogar seine Kinder zu den heiligen Knien desselben. So sehr ist die Tugend imstande, auch die feindseligsten Gemüter mit Ehrfurcht und Scheu zu erfüllen.