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Œuvres Denys l'Aréopagite, ps. (520)

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Himmlische Hierarchie (BKV)

§ 2.

1) Nach Erklärung der Namen ist das besondere Wesen der obersten Hierarchie (Triade) zu erklären, denn daß Reinigung, Erleuchtung und Vollendung, sowohl im aktiven wie im passiven Sinne, jeder Hierarchie eigen ist, wurde schon früher gezeigt. 2) Jene höchsten Geister, welche unmittelbar um Gott stehen, bilden eine eigene Hierarchie. 3) Rein sind sie zu nennen, nicht bloß weil sie keiner Verunreinigung ausgesetzt sind, sondern weil sie die höchste Heiligkeit besitzen und unwandelbar die Höhe ihrer Vollkommenheit behaupten. 4) Beschauend sind sie, nicht in dem Sinne, als ob sie sinnlich wahrnehmbare Bilder nötig hätten, sondern insofern als sie in immateriellem Lichte die Trinität schauen und mit Jesus in nächster Gemeinschaft stehen. Sie prägen das Nachbild Gottes am treuesten in sich aus und stehen der Einwirkung von Christi Tugenden am nächsten. 5) Vollendet werden sie genannt, weil sie nicht eine diskursive Erkenntnis besitzen, sondern von S. 37 der Gottheit in der höchsten Form unmittelbar erleuchtet und vollendet werden.

Dieses also ist nach unserer Auffassung die Erläuterung ihrer Namen. Es ist nun zu zeigen, was wir als das (besondere) Wesen ihrer Hierarchie betrachten. Denn daß das Ziel jeder Hierarchie unwandelbar auf die Nachbildung Gottes und Ähnlichkeit mit ihm gerichtet ist und daß die Funktion jeder Hierarchie in das heilige Empfangen und Mitteilen ungetrübter Reinheit, göttlichen Lichtes und vollendender Erkenntnis zerfalle, das glaube ich genügend schon besprochen zu haben. Jetzt aber wünsche ich in einer der höchsten Geister würdigen Weise zu sagen, wie ihre Hierarchie durch die heilige Schrift geoffenbart wird. Für die ersten Wesen, welche gleich nach der Urgottheit, der sie ihr Sein verdanken, ihre Stellung haben und sozusagen in der Vorhalle 1 derselben ihren Platz einnehmen und so jeglicher sichtbaren und unsichtbaren geschöpflichen Macht übergeordnet sind, muß man eine eigene und in jeder Beziehung gleichgeartete Hierarchie annehmen.

Für rein muß man diese Geister erachten, nicht nur insofern, als ob sie von unheiligen Flecken und Makeln befreit und materiell-sinnlichen Phantasievorstellungen unzugänglich wären, sondern in dem Sinne, daß sie ungetrübt über jede Schwächung und über alles minder Heilige hinaus entrückt sind; daß sie gemäß ihrer höchsten Heiligkeit vor allen gottähnlichsten Mächten einen höheren Rang besitzen und entsprechend ihrer unveränderlichen Gottesliebe den ihnen eigenen, von ständiger und gleichmäßiger Bewegung (der Liebesglut) erfüllten Stand unerschütterlich behaupten; (in dem Sinne, sage ich,) daß sie das Sinken zum Geringeren in irgend welcher Richtung ganz und gar nicht kennen, sondern die ungetrübteste Festigkeit ihrer entsprechenden, gottähnlichen Eigenart ohne Wanken und Wechseln immerdar bewahren.

S. 38 Als beschauend muß man sie anerkennen, nicht als ob sie Beschauer von sinnlich wahrnehmbaren und geistig zu deutenden Symbolen wären und durch die bunte Fülle der auf heilige Bilder gestützten Betrachtung zum Göttlichen erhoben würden, sondern insofern, als sie mit einem Lichte erfüllt sind, das jegliche immaterielle Erkenntnis übertrifft, und mit der Beschauung jener Urschönheit, welche Schönes schafft, überwesentlich ist und in dreifachem Strahle leuchtet, soweit als möglich ersättigt werden. Man muß ferner annehmen, daß sie auf dieselbe Weise der Gemeinschaft mit Jesus gewürdigt sind, nicht vermittels heilig gestalteter Bilder, welche in äußeren Formen die Verähnlichung mit der Wirksamkeit Gottes ausprägen, sondern auf Grund des wahrhaften Nahetretens zu ihm, welches sich in der (unmittelbaren) ersten Anteilnahme an der Erkenntnis des Lichtes seiner Gottestaten vollzieht. Desgleichen ist zu glauben, daß ihnen das Nachahmen Gottes in der sublimsten Weise verliehen ist und daß sie, soweit es immer geschehen kann, in unmittelbarer Kraftwirkung an seinen in Gotteswerken und Menschenliebe betätigten Tugenden teilhaben.

Vollendet müssen wir desgleichen diese Engel erachten, nicht etwa, weil sie mit einer diskursiven, aus einer heiligen Mannigfaltigkeit (von Symbolen) gewonnenen Erkenntnis erleuchtet würden, sondern weil sie mit der ersten und vorzüglichsten Gnade der Vergottung erfüllt werden, sowie es der höchsten den Engeln möglichen Erkenntnis des göttlichen Waltens entspricht. Denn nicht durch andere heilige Wesen sondern unmittelbar von der Urgottheit werden sie hierarchisch vollendet, weil sie durch die ihnen eigene, alles übertreffende Kraft und Rangstellung unmittelbar zu ihr sich aufschwingen. Und demnach sind sie in der vollkommenen Heiligkeit und im höchsten Grade der Unerschütterlichkeit fest begründet, sie werden zur immateriellen und geistigen Schönheit, soweit es möglich ist, zum Zwecke beschaulicher Erkenntnis erhoben und, als der erste um Gott gebildete Kreis, in die ihrer Einsicht zugänglichen Pläne der Gottestaten unmittelbar von der S. 39 Urquelle aller Weihevollendung 2 eingeweiht und auf die erhabenste Weise hierarchisch vollendet.


  1. Das klassische Bild, von der „Vorhalle“ des königlichen Palastes auf die Nähe Gottes übertragen, ist Proklus sehr geläufig (Koch S. 98); aber auch Eusebius beutet es oratorisch aus. De aud. Const. I, 1 (M. 20, 1820). ↩

  2. Hier gebraucht D., wie schon oben Kap. I, 3; III, 2 und wieder VII, 3 den neuplatonischen Ausdruck τελεταρχία (III, 2 auch αὐτοτελεταρχία), der einer adäquaten Uebersetzung von gleicher Kürze widerstrebt. Proklus entschuldigt sich (theol. Plat. 217 f.), dass er es wage, den offiziellen Titel τελετάρχαι (principes sacrorum) auf die Götter anzuwenden. D. liess sich diesen Fund nicht entgehen, den er unter die τρανέσερα (s. Einleitung S. XVI) rechnete und auch adjektivisch (τελεταρχικός) ausmünzte. Ähnlich prunkt er auch mit dem der magischen Telestik entlehnten und von Proklus bevorzugten Ausdruck τελεσιουργός „consecrando perficiens“ und dessen Derivaten. ↩

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Himmlische Hierarchie (Edith Stein)

§ 2.

– Dies ist die Auslegung der Namen selbst, soweit wir sie fassen können.

Nun muß gesagt werden, wofür wir ihre Hierarchie halten. Wir haben wohl früher schon genügend ausgeführt, daß das Ziel aller Hierarchie beständig abhängt von der göttlichen Nachahmung der Gottförmigkeit und daß alles hierarchische Wirken eingeteilt werde in die heilige Teilhabe und Verleihung der lautersten Reinigung und des göttlichen Lichts und vollkommenheitverleihenden Wissens; nun aber möchte ich der Würde jener höchsten Geister entsprechend sagen, wie ihre heilige Ordnung von der Schrift erklärt wird. Wir müssen glauben, daß jene ersten Wesen, die unmittelbar nach der ihr Wesen schaffenden Gottheit ihren Platz haben und gleichsam in ihrem Vorhof stehen, die jede geschaffene Kraft, sichtbare und unsichtbare, übersteigen, eine eigene, gleichförmige Hierarchie bilden.

Wir müssen sie für rein halten, nicht in dem Sinn, als wären sie von unreinen Befleckungen befreit oder unempfänglich für Bilder stofflicher Dinge. Vielmehr sind sie gänzlich frei von jeder Verminderung, erhaben über jedes ihnen untergeordnete Heiligtum wegen ihrer höchsten Lauterkeit und stehen über allem, selbst den höchsten gottähnlichen Kräften, und bewahren die eigentümliche, gleichmäßige Bewegung ihrer Ordnung durch die Liebe Gottes beständig unverändert und kennen keine Veränderung zum Schlechteren, sondern haben einen unerschütterlichen und unbeweglichen Wohnsitz für ihre gottähnliche Eigentümlichkeit.

Sie betrachten Gott nicht in sinnlichen oder geistig faßbaren Bildern und werden nicht durch die mannigfaltige Betrachtung der Heiligen Schrift emporgetragen, sondern sind voll eines höheren Lichtes in einer umfassenden einfachen Erkenntnis und von der Anschauung jener Schönheit, die der Urquell aller Schönheit ist, der überwesentlichen, die dreifach leuchtet, soweit möglich erfüllt. – So haben sie auch Gemeinschaft mit Jesus, nicht in heilig gestalteten Bildern, die als Formen in ihnen eine Gottähnlichkeit ausdrücken, sondern Ihm gleichsam nahend in der ersten Teilhabe am Denken Seines göttlichen Lichtes. Und weil ihnen auch die Nachahmung Gottes auf die höchste und ursprüngliche Weise gewährt ist, haben sie auch, soweit möglich, an Seiner Macht Anteil, an Seinen göttlichen und menschlichen Kräften.

Sie haben kein mannigfaltiges, schließend vorgehendes Wissen, sondern durch die erste und überragende Heiligung das erhabenste Wissen um die göttlichen Werke. Sie werden nicht von andern heiligen Wesen, sondern von Gott selbst geheiligt und in einer alles überragenden Kraft und Ordnung auf die unsichtbare Schönheit selbst hingerichtet.

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