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Œuvres Denys l'Aréopagite, ps. (520)

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Himmlische Hierarchie (BKV)

§ 2.

1)Die Tatsache, daß einem Engel durch einen andern (höhern) Engel eine Kunde vermittelt wird, lehrt, S. 47 daß die so vermittelte Vervollkommnung eine abgeschwächte ist; es herrscht hier dasselbe Gesetz welches auch in der kirchlichen Hierarchie gilt. Deshalb werden auch die obersten Engel von der kirchlichen Überlieferung als Vollender, Erleuchter und Reiniger der untern Chöre bezeichnet. 2) Die Urquelle aller Stufenordnung hat dies als festes Gesetz aufgestellt, daß die niedern Klassen durch die höhern an den göttlichen Einstrahlungen Anteil gewinnen. 3) Verschiedene Beispiele aus der heiligen Geschichte bestätigen dies, so z. B. die Vision des Zacharias über das Wiederaufblühen Jerusalems, desgleichen die Ezechiel gewordene Verheißung, daß die Unschuldigen von den Schuldigen ausgesondert würden. Andere Beispiele aus Daniel 9, 23; Ezechiel 10, 1 und 10, 7; Daniel 8, 16 werden noch angeführt. 4) Je mehr die kirchliche Hierarchie nach diesem in der himmlischen Hierarchie herrschenden Fundamentalgesetz sich gestaltet, desto mehr wird sie an der Schönheit derselben teilnehmen und dem obersten Prinzip aller hierarchischen Gliederung angenähert werden.

Zuverlässig werden wir nun die Tatsache, daß in besagter Weise von einem Engel zum andern die Kunde durch Rede vermittelt wird, zum Maßstab dafür nehmen, wie sich die Vervollkommnung auf weitere Entfernung vollzieht und über dem Heraustreten in die tiefere Ordnung verdunkelt wird! Wie die Kenner unserer heiligen Weihen sagen, daß die unmittelbare Erfüllung mit dem göttlichen Lichte vorzüglicher sei als die Mitteilung seitens anderer, welche Gott zu schauen gewürdigt werden, so ist auch nach meinem Dafürhalten die unmittelbare Anteilnahme jener Engelordnungen, welche an erster Stelle zu Gott sich erheben, lichtvoller als die der mittelbar zur Vollkommenheit geführten Geister. Deshalb werden auch von unserer priesterlichen Überlieferung die obersten Engel vollendende, erleuchtende und reinigende Mächte der tieferstehenden genannt, insofern diese durch jene zum überwesentlichen Prinzip aller Dinge emporgeführt werden und, soweit es ihnen verstattet ist, an der Reinigung, Erleuchtung und Vollen- S. 48 dung, die von dem Urquell aller Weihe und Vollendung ausgehen, Anteil nehmen.

Denn das ist überhaupt ein von dem göttlichen Prinzip aller Ordnung (ταξιαρχία) in gottgeziemender Weise aufgestelltes Gesetz, daß die Glieder der zweiten Ordnung durch Vermittlung der ersten an den urgöttlichen Einstrahlungen teilhaben.

Du wirst aber auch bei den inspirierten Schriftstellern dieses Gesetz oft geoffenbart finden. Denn als die väterliche Menschenfreundlichkeit Gottes Israel zum Zwecke der Bekehrung und heiligen Rettung in Zucht genommen und strafenden, grausamen Völkern zur Besserung überliefert hatte, da ließ er, unter mannigfacher Hinleitung seiner Schützlinge 1 zum Besseren, sie aus der Gefangenschaft auch wieder ziehen und führte sie abermals in die frühere glückliche Lage liebreich zurück. Einer der Propheten, Zacharias 2, sieht da einen Engel, der meines Erachtens zu den ersten gehört, welche um Gott stehen (denn der Name Engel ist, wie gesagt, allen gemeinsam), wie er unmittelbar von Gott die tröstlichen Worte über diese Tatsache, wie erwähnt, vernimmt. Dann sieht er einen andern der untergeordneten Engel dem ersten entgegeneilen, wie zur Aufnahme und Mitteilung der Erleuchtung, und ihn alsdann von jenem als Hierarchen in den göttlichen Ratschluß eingeweiht werden und sieht an ihn den Auftrag erteilt, dem Propheten die geheime Kunde mitzuteilen, daß Jerusalem in reicher Fruchtbarkeit blühend von einer Menge Menschen werde bewohnt werden. Ein anderer der Propheten aber, Ezechiel, sagt, daß dieses Gesetz in allheiliger Weise von der über den Cherubim thronenden 3, überherrlichen Gottheit selbst sei aufgestellt worden. Denn als die väterliche Menschenfreundlichkeit, wie gesagt, Israel auf dem Wege der Zucht zur Besserung hin- S. 49 lenkte, erachtete sie es in gottgeziemender Gerechtigkeit für angemessen, die Schuldigen von den Unschuldigen abzusondern. In diesen Ratschluß wird nach den Cherubim zuerst der Engel eingeweiht, dessen Hüfte mit einem Saphirgürtel umgürtet ist und der zum Zeichen der hierarchischen Würde das bis zu den Füßen niederwallende Kleid trägt 4. Den andern Engeln aber, welche die Beile tragen, befiehlt die göttliche Urordnung, von dem ersten Engel über die hierin von Gott getroffene Sonderung sich belehren zu lassen. Denn dem einen gebietet er, mitten durch Jerusalem zu gehen und auf die Stirne der unschuldigen Männer das Zeichen zu machen. Den andern aber sagt er: Gehet hinter ihm her in die Stadt und hauet nieder und schonet nicht vor euren Augen, aber an alle, an welchen das Zeichen ist, tretet nicht heran. Was möchte einer über den Engel sagen, der zu Daniel sprach: „Das Wort ist ergangen“ 5 oder über jenen ersten Engel selbst, der das Feuer aus der Mitte der Cherubim empfing 6. Oder, was ein noch stärkerer Beweis als dieser für die schöne Stufenordnung der Engel ist, daß die Cherubim das Feuer in die Hände jenes legen, der mit dem weißen Kleide angetan ist 7. Oder über den Engel, welcher den göttlichsten Gabriel rief und ihm sagte: Lasse ihn die Vision erkennen 8, oder was sonst alles von den heiligen Propheten über die gottähnliche Wohlordnung der himmlischen Hierarchien gesagt ist 9. Wenn sich ihr die Ordnung unserer Hierarchie nach Möglichkeit verähnlicht, so wird sie die engel- S. 50 hafte Schönheit wie in Abbildern besitzen, da sie durch jene gestaltet und zur überwesentlichen Urordnung jeder Hierarchie emporgeführt wird.


  1. Das Textwort bei D. τῶν προνοουμένων (μεταγωγή), das hier eine so konkrete Beziehung hat, ist dem philosophischen Terminus τὰ προνοούμενα (Proklus in Parmen. 1225) nachgebildet. ↩

  2. Zachar. 1, 12. Hier und im folgenden steht θεολόγος = Prophet. ↩

  3. Ezech. 10, 1. ↩

  4. Ezech. 9, 1—6. ↩

  5. Dan. 9, 23. ↩

  6. Ezech. 10, 1. ↩

  7. Ezech. 10, 7. ↩

  8. Dan. 8, 16. ↩

  9. Ein Vorbild für solche Deutungen über die εὐταξία der Engelordnungen bot schon Clemens v. Al. in seinen Hypotyposen: Sic etiam et Moyses Michael virtutem per vicinum sibi et infimum angelum vocat… Sed Moysi quidem propinquus ac vicinus angelus apparuit. „Der Engel des biblischen Textes, der dem Moses erschien… war ein untergeordneter Engel, … Dieser Engel aber war ein Werkzeug des Erzengels Michael, der wiederum der Stellvertreter des Logos ist“ (nach Heinisch, l. c. S. 219). ↩

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Himmlische Hierarchie (Edith Stein)

§ 2.

Die besagte Erkenntnis nun, die von einem Engel auf den anderen überfließt, wollen wir zum Zeichen jener Vollkommenheit machen, die, von weither gebracht, durch das Fortschreiten und die Ausbreitung etwas verdunkelt zu den niederen gelangt. Wie nämlich die in unsern Geheimnissen Erfahrenen die ihnen selbst aufgehenden göttlichen Erleuchtungen, an denen andere durch ihre Vermittlung Teil erhalten, für höher erachten, so denke ich, daß auch die unmittelbare Erleuchtung der Engelschöre, die sich als Erste nach Gott ausstrecken, von höherer Klarheit ist als der Anteil jener, die durch ihre Vermittlung zur Vollendung geführt werden. Deshalb werden auch in unserer priesterlichen Überlieferung die ersten Geistwesen vollendende, lichtbringende und reinigende genannt im Verhältnis zu denen der niederen Ordnung, die durch jene zum überwesentlichen Anfang aller Dinge geführt werden und Anteil gewinnen an der mystischen Reinigung, Erleuchtung und Vollendung, soweit es für sie möglich ist. Denn das ist allgemeine göttliche Anordnung, daß das Zweite durch das Erste an den göttlichen Erleuchtungen Anteil gewinnt.

Man wird finden, daß dies vielfach von den Theologen ausgesprochen worden ist: Als nämlich die Vatergüte Gottes das Volk Israel, um es zu bekehren und zu retten, züchtigte und es zu seiner Besserung der Strafgewalt grausamer Völker überlieferte, wollte Er die, die Seine Vorsehung leitete, zu besseren Früchten führen und berief sie, von der Gefangenschaft befreit, zu ihrem früheren Glück zurück. Ein Theologe namens Zacharias sah in einem Gesicht, wie einer der obersten Engel, glaube ich, die Gott am nächsten stehen, … von Gott selbst … darüber tröstliche Worte empfing. Ein anderer Engel, von niederer Ordnung, ging dem ersten entgegen, um an dem Licht Anteil zu gewinnen, und als er von ihm, wie von einem Hohenpriester, den göttlichen Ratschluß erfahren hatte, belehrte er den Theologen, Jerusalem werde fruchtbar von einer großen Menschenmenge bewohnt werden.

Ein anderer Theologe, Ezechiel, berichtet, daß von der überherrlichen Gottheit, die über den Cherubim thront, heilig verkündet wurde: Gott werde (bei der erwähnten Züchtigung) die Schuldigen von den Unschuldigen trennen. Davon wird als erster nächst den Cherubim jener belehrt, der mit Saphir gegürtet und zum Zeichen des Priestertums mit wallendem Gewand bekleidet war. Die übrigen Engel, die mit Beilen bewaffnet waren, ließ die göttliche Anordnung von jenem ersten über den göttlichen Urteilsspruch belehren: Diesem befahl er, mitten durch Jerusalem zu gehen und das Zeichen der Unschuldigen auf die Stirn der Männer zu prägen; den andern aber sagte er: Geht nach ihm hinan in die Stadt und schlagt zu und eure Augen sollen nicht schauen; denen aber, die das Zeichen tragen, nahet nicht.

Was soll ich aber von jenem sagen, der zu Daniel sprach: Ein Wort ist ausgegangen? Oder von jenem ersten, der Feuer mitten aus den Cherubim empfing? Oder, was die Scheidung unter den Engeln klarer bestätigt, von dem Cherub, der Feuer in die Hand dessen legte, der mit heiligem Gewand bekleidet war? Oder von jenem, der den göttlichen Gabriel herbeiholte und sagte: Laß ihn ein Gesicht sehen? Oder von allem andern, was die heiligen Theologen von der völlig gottähnlichen Ordnung der himmlischen Hierarchien erzählen? Nach ihrem heiligen Vorbild soll sich unser heiliger Stand hienieden ordnen, sich ihm, soweit möglich, gleich gestalten, soll jene himmlische Schönheit in Wahrheit wie im Gestalten zum Ausdruck bringen und daher seine Form nehmen und durch sie zum überwesentlichen Ursprung aller heiligen Ordnung erhoben werden.

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