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Werke Dionysius Areopagita, ps. (520) De caelesti hierarchia

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Himmlische Hierarchie (BKV)

§ 4.

1)Dem Pharao wurde von dem Engel Ägyptens, dem König von Babylon von dem zugehörigen Engel die Macht Gottes in Gesichten nahegebracht und Diener des wahren Gottes, wie Daniel und Joseph, traten für sie als Deuter solcher Offenbarungen auf. 2) Es gibt nur ein Urprinzip für alles und die Urgottheit hat nicht in dem Sinn die Leitung Israels als ihres „Losanteils“ geübt, daß für sich selbständige Engel oder fremde Götter an der Spitze der andern Völker gestanden hätten, sondern das Schriftwort ist so zu verstehen, daß zwar die Vorsehung alle Menschen der Führung der zustehenden Engel überwiesen, tatsächlich aber fast eben nur Israel der Erkenntnis des wahren Gottes sich zugewendet hat. 3) Die Offenbarung will einerseits Israels Auslosung zum Dienste des wahren Gottes bezeichnen, andrerseits nennt sie Michael den Führer des Volkes Israel, um anzudeuten, daß dieses gleicherweise wie andere Völker irgend einem Engel zuerteilt worden ist. 4) Hierin liegt die Lehre von der Einheit der Vorsehung und von der gemeinsamen Aufgabe der Engel, die einzelnen Völker zu Gott zu führen, ausgesprochen.

Auch an diese Tatsache wollen wir deine hierarchische Einsicht erinnern, daß dem Pharao von dem Schutzengel Ägyptens 1 und dem Herrscher von Babylon von dem zugehörigen Engel 2 in den Gesichten die Fürsorge und Gewalt der über alles sich erstreckenden Vorsehung und Herrschermacht vermittelt wurde. Wir erinnern daran, daß die Diener des wahren Gottes jenen Völkern als Führer in der Deutung der von den Engeln in bildlichen Erscheinungen gewährten Offenbarung auftraten, welche (Offenbarung) den heiligen, den Engeln nahestehenden Männern, einem Daniel und einem Joseph, von Gott aus durch Engel enthüllt wurde 3, denn es gibt nur eine Urquelle und Vorsehung von allem. In keinem Falle darf man der Ansicht sein, daß die Urgottheit nach der Auswahl des Loses die S. 56 Juden leite, Engel dagegen auf eigene Faust, sei es in gleicher, sei es in entgegengesetzter Tendenz 4, oder irgend welche andere Götter an der Spitze der andern Völker stehen. Jenes Schriftwort darf man nicht in dem heiligen Sinne verstehen, als ob Gott mit andern Göttern oder mit Engeln die Regierung bei uns Menschen geteilt hätte, wobei Israel ihm als dem Herrscher und Führer des Volkes „durch das Los zugefallen wäre“, sondern auf folgende Weise. Die eine allgemeine Vorsehung des Allerhöchsten hat alle Menschen behufs ihrer Rettung den emporführenden Handreichungen der zugehörigen Engel überwiesen, aber so ziemlich ist nur Israel im Gegensatz zu allen zur Erleuchtung und Erkenntnis des wahren Herrn bekehrt worden. Daher sagt die Offenbarung, um anzudeuten, daß Gott sich Israel zum wahren Gottesdienste erlost habe, „Anteil des Herrn ist Israel geworden“ 5. Damit aber das Offenbarungswort zugleich zu verstehen gebe, daß auch Israel in gleicher Weise wie die übrigen Völker 6 irgend einem der heiligen Engel zuerteilt worden sei, um durch ihn die eine höchste Ursache von allem zu erkennen, deshalb sagt es, daß Michael das jüdische Volk regiere und lehrt uns damit deutlich, daß es nur eine Vorsehung von allem gebe, welche überwesentlich über allen unsichtbaren und sichtbaren Mächten thront, und daß alle Engel, welche die einzelnen Völker regieren, zu ihr als dem eigentlichen Ursprung die freiwillig Folgenden nach Kräften emporführen.

S. 57


  1. Genes. 41, 1—7; 17—24. ↩

  2. Dan. 2, 31—35; 4, 7—14. ↩

  3. Genes. 41, 25—32; Dan. 2, 36—45; 4, 17—23. ↩

  4. Dan. 10, 13. ↩

  5. Deut 32, 8. D. folgt den griechischen Vätern, wenn er seine Argumentation auf die Lesart der LXX κατὰ ἀριθμὸν ἀγγέλων θεοῦ stützt. Nur Origenes erklärt einmal „secundum numerum filiorum Israel“ für die bessere Version (hom. 13 in Ezech. M. 13, 758 C). Von den zahlreichen andern Zeugnissen der ältern kirchlichen Zeit, welche von den Schutzengeln handeln, macht D. keinen direkten Gebrauch. ↩

  6. Gregor v. Naz. spricht or. 28, 31 (M. 36, 72 C) ausdrücklich von Schutzengeln der verschiedenen Länder, indem er sich an Origenes de princ. 3, 6 (M. 11, 330 D) und andere anlehnt (s. in den Dogmatiken „Angelologie“). ↩

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Himmlische Hierarchie (Edith Stein)

§ 4.

Auch daran erinnern wir dein priesterliches Wissen, wie dem Pharao von dem Engel, der über die Ägypter gesetzt war, und dem Fürsten der Babylonier von seinem eigenen Engel die Vorsehung und Macht des für alles Sorgenden und alles Beherrschenden durch ein Gesicht nahegebracht wurde, und wie für jene Völker Diener des wahren Gottes gleichsam als Führer aufgestellt wurden, nur jene von den Engeln gestalteten Gesichte auszulegen, die den heiligen engelähnlichen Männern, Daniel nämlich und Joseph, vorher von Gott durch Engel offenbart wurden: Denn es ist nur ein Urgrund aller Dinge und eine Vorsehung.

Keineswegs ist zu glauben, daß Gott die Führung der Juden sich vorbehalten habe, die Engel aber getrennt davon, in gleicher oder entgegengesetzter Weise, oder auch andere Götter den andern Völkern geboten hätten, sondern jene Worte sind unter Wahrung des heiligen Sinnes zu verstehen; nicht als hätte Gott mit andern Göttern oder mit Engeln die Herrschaft über uns geteilt, Er selbst aber die Führung und Leitung des israelitischen Volkes erlost; sondern die Vorsehung des Allerhöchsten, die eine einzige ist für alle Dinge, hat alle Menschen der Leitung der Engel übergeben, um sie zum Heil zu führen, aber nur Israel, vor allen anderen Völkern, hat sich zur Erkenntnis des wahren Gottes und zu Seiner Erleuchtung hingewendet. Darum sagt die Theologie, wo sie erzählt, daß das israelitische Volk sich dem Dienste des wahren Gottes ergeben habe: Es ist der Anteil des Herrn geworden; wo sie aber zeigt, daß auch dieses, nach gleichem Recht wie die andern Völker, einem der heiligen Engel zugewiesen war, um durch dessen Bemühen den einen Urgrund aller Dinge zu erkennen, sagt sie, Michael sei über das jüdische Volk gesetzt worden, und lehrt so in aller Klarheit, daß es nur eine Vorsehung für alle gibt, die alle sichtbaren und unsichtbaren Kräfte überwesentlich beherrscht, daß aber alle Engel über einzelne Völker gesetzt sind und die, welche ihnen aus eigenem freiem Antrieb folgen, zu eben diesem Urgrund als dem eigentlichen hinführen.

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