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Himmlische Hierarchie (BKV)
§ 6.
Die mystische Bedeutung der über die Engel gebrauchten Ausdrücke: Winde und Wolken.
Wenn die Engel ferner „Winde“ genannt werden, so bezeichnet das ihren schnellen und nahezu zeitlosen Flug über alles hin, ihre von oben nach unten und desgleichen von unten nach oben führende Bewegung, welche das Tiefere zur oberen Höhe emporführt und das Oberste zum mitteilenden und fürsorgenden Hervortreten zum Tieferen bewegt 1. Man könnte auch sagen, daß der Name Wind, sofern er für den wehenden Lufthauch gebraucht ist, auch die Gottähnlichkeit der himmlischen Geister bezeichne. Denn auch dieser enthält ein Bild und einen Typus der urgöttlichen Energie (wie wir in der „Symbolischen Theologie“ bei der geistlichen Deutung der vier Elemente ausführlich dargetan haben) in Hinsicht auf das Bewegliche und Lebenzeugende seiner Natur und sein schnelles, unbezwingliches Kommen und Gehen und die uns unbekannte und unsichtbare Heimlichkeit des Anfanges und Endes seiner Bewegung. „Denn du weißt nicht“, sagt er, „von wannen er kommt und wohin er geht“ 2.
Aber auch Wolkengestalt 3 legt die Offenbarung bildlich den Engeln bei, indem sie dadurch andeutet, daß die heiligen Geister mit dem verborgenen Lichte überweltlich erfüllt sind, daß sie das ursprünglich hervortretende, erstmalig erscheinende Licht ohne Stolz in sich aufnehmen und es neidlos auf die tiefer stehenden Wesen in einer zweiten Lichtergießung und nach Maßgabe der Empfänglichkeit mitteilen. Es wird endlich (durch die Wolken) auch angedeutet, daß die Engel eine S. 83 zeugende, lebengebende, vermehrende und vollendende Kraft besitzen, sofern eine Regenerzeugung im geistigen Sinne ihnen eigen ist, welche den aufnehmenden Schoß mit befruchtendem Regen zu lebendigen Geburten 4 erweckt.
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Dan. 14, 35. ↩
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Joh. 3, 8. Eine direkte Bezeichnung der Engel als „Winde“ (ἄνεμοι) kann man in der heil. Schrift nicht finden, außer wenn Ps. 103, 4 und etwa Ps. 103, 3 „ambulas super pennas ventorum“ dahin verstanden wird. ↩
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Wahrscheinlich ist auf Js. 5, 6 angespielt: nubibus mandabo, ne pluant super eam (sc. vineam Domini) imbrem. ↩
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Den kühnen Tropus νεφῶν ὠδῖνες (nubium partus) s. bei Theodoret. de prov. Dei (M. s. gr. 83, 984). ↩
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Himmlische Hierarchie (Edith Stein)
§ 6.
Man könnte auch sagen, der Windname des luftartigen Geistes bezeichne die Gottähnlichkeit der himmlischen Geister: Denn auch er enthält ein Bild der göttlichen Wirksamkeit (das habe ich in der Symbolischen Theologie durch die mystische Erklärung der vier Elemente vielfältig bewiesen); nämlich wegen seines schnellen und unaufhaltsamen Ganges und unsichtbaren Verstecks der Anfangs- und Endbeweger. Du weißt nicht, sagt (die Schrift), woher er kommt oder wohin er geht. – Ja, die Theologie verweigert ihnen auch nicht das Bild der Wolken und erklärt damit, daß die heiligen Geister, auf eine überirdische Weise von Licht erfüllt, jene erste Offenbarung ohne Stolz aufnehmen und sie strahlend durch eine herabgeminderte Erleuchtung in die niederen, deren Fassungskraft entsprechend, einströmen lassen; und daß sie überdies sich auszeichnen durch Fruchtbarkeit und die Kraft zu beleben, zu vermehren und zu vollenden, wegen der Erzeugung eines geistigen Regens, die durch befruchtenden Regen die ihr unterworfene Schar zu lebensvollen Geburten befähigt.