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Himmlische Hierarchie (BKV)
§ 9.
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Die mystische Bedeutung der Bilder von Flüssen, Rädern und Wagen, endlich der Freude der Engel. — Epilog. Das Vorgetragene ist keineswegs vollständig, genügt aber, um niedrige Vorstellungen von den Engeln fernzuhalten. Der Verfasser bekennt sein mangelhaftes Wissen und bedarf selbst eines kundigeren Lehrers; unnötige Wiederholungen will er vermeiden.
Wir müssen aber auch noch erwägen, daß (in der Schrift) von Flüssen, Rädern und Wagen im Zusammenhang mit den himmlischen Wesen die Rede ist. Die feurigen Flüsse 1 bezeichnen die urgöttlichen Rinnsale, welche ihnen reichlichen, unversiegbaren Zufluß gewähren und lebengebende Fruchtbarkeit fördern. Die Räder 2 bedeuten, wenn sie mit Flügeln versehen sind und ohne Zurückdrehen unablässig vorwärts gehen, die Kraft S. 86 ihrer auf geradem und rechtem Wege dahinstrebenden Energie, indem all ihre geistige Rotation überweltlich zu dem gleichen, stetigen und geraden Gange gerichtet wird.
Man kann aber die Bilddarstellung der geistlichen Räder auch noch in einem andern mystischen Sinn deuten. Es ist ihnen nämlich auch, wie der Prophet sagt, der Name „Gelgel“ gegeben, was in der hebräischen Sprache Umwälzungen und Enthüllungen bedeutet. Denn die feurigen und gottähnlichen Räder haben ihre Umwälzungen durch die nie ruhende Bewegung um ein und dasselbe Gut, ihre Enthüllungen aber durch die Offenbarung des Verborgenen, durch die Emporführung des Niedrigen und durch die auf das Tieferstehende niederwärts geleitete Vermittlung der höchsten Erleuchtungen. Es erübrigt uns noch zur Besprechung das Wort von der Freude 3 der himmlischen Ordnungen, denn für die affektive Lust, die uns eigen ist, sind sie ganz und gar unempfänglich. Es heißt aber, daß sie sich mit Gott über das Finden der Verlornen mitfreuen, sowie es der göttlichen Wonne und der gütigen und neidlosen Fröhlichkeit über die Fürsorge und Rettung derer, die sich zu Gott bekehren, und jener unaussprechlichen Lust entspricht, welcher oft auch heilige Menschen teilhaftig geworden sind, wenn die göttlichen Erleuchtungen unter göttlichen Wirkungen in sie einströmten.
Soviel soll denn von mir über die heiligen Gestaltbildungen gesagt sein; es bleibt freilich hinter der genauen Ausdeutung derselben zurück, erreicht aber doch meines Erachtens den Zweck, daß wir nicht in niedriger Weise an den bildlichen Vorstellungen haften.
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Himmlische Hierarchie (Edith Stein)
§ 9.
Nun müssen wir betrachten, was die Flüsse, Räder und Wagen andeuten wollen, die mit den himmlischen Wesen in Verbindung gebracht werden. Die Feuerflüsse bezeichnen die göttlichen Einströmungen, die ihnen überfließende Fülle verleihen und ihre lebenskräftige Fruchtbarkeit nähren; die Wagen bedeuten die Verbundenheit Gleicher in Gemeinschaft; die geflügelten Räder, die in unablenkbarer Bewegung vorwärts streben, zeigen die Kraft der Engelstätigkeit, die immer geradewegs voranschreitet, wodurch ihr geistiges Kreisen ganz auf den geraden und steilen Weg überirdisch gerichtet wird.
Das Bild der geistigen Räder gestattet auch noch eine andere Deutung: Der Prophet sagt nämlich, es sei ihnen der Name Gelgel gegeben worden; das ist der hebräische Ausdruck für Umdrehungen und Offenbarungen. Die feurigen, göttlichen Räder haben nämlich ihre Umdrehungen, weil sie in ständiger Bewegung um das höchste Gut kreisen, Offenbarungen aber, weil sie Geheimes enthüllen und die Tieferstehenden fördern und auf die Niederen erhabene Strahlen göttlichen Leuchtens überströmen lassen.
Es bleibt uns noch übrig, über die Freude der himmlischen Chöre Rechenschaft zu geben, denn sie sind ganz unzugänglich für unsere passive Art des Genusses. Es wird ihnen aber Anteil an der Freude Gottes über die Rettung von Sündern zugeschrieben, gemäß jener göttlichen Süßigkeit, die ihnen durch die Fürsorge um die, welche sich zu Gott hinwenden, und ihr Heil zuteilwird, und der Fülle gütiger Freude und unaussprechlichen Entzückens, dessen oft auch Heilige teilhaftig werden, wenn der Glanz jenes göttlichen und vergöttlichenden Lichtes in sie einströmte.
Soviel habe ich über jene heiligen Gebilde gesagt; es reicht freilich keineswegs zu ihrer genauen Erklärung aus, es wird aber, glaube ich, viel dazu beitragen, daß unser Geist nicht an diesen erdichteten Bildern hängenbleibt. – Wendet man uns ein, wir hätten nicht der Reihe nach alles erwähnt, was die Heilige Schrift von englischen Kräften, Tätigkeiten und Bildern enthält, so antworten wir der Wahrheit gemäß, es fehle uns das überirdische Wissen um manches, und wir bedürfen vielmehr eines andern uns erleuchtenden Lehrers, um es zu lernen; manches aber, was dem Gesagten an Bedeutung gleichkäme, haben wir sowohl der Kürze wegen übergangen, als auch um Geheimnisse, die unser Fassungsvermögen übersteigen, mit Schweigen zu ehren.