§ 1.
Das Göttliche und Himmlische wird geziemend auch durch die nicht ähnelnden Sinnbilder veranschaulicht.
§ 1.
1) Angabe der Disposition: Zweck der Hierarchie, ihre Vorteile, die himmlischen Chöre selbst, die plastischen Darstellungsmittel für dieselben, Abwehr von körperlichen, groben Vorstellungen, zu welchen die bildlichen Aus- S. 6 drücke der heiligen Schrift, welche von Füßen, Angesichtern der Engel spricht und sie unter dem Bilde von Stieren, Löwen, Adlern, Vögeln u. s. w. darstellt, Anlaß geben könnten. 2) Nur mit Rücksicht auf uns hat uns Gott diese in Sinnbildern verhüllten Aufschlüsse über die Engelwelt gegeben.
Nun denn müssen wir, denke ich, zunächst darlegen, was wir als Ziel jeder Hierarchie erachten und welchen Nutzen jegliche ihren Mitgliedern bringt; darnach haben wir die himmlischen Hierarchien nach ihrer Offenbarung in den heiligen Schriften zu schildern. Im Anschluß daran müssen wir dann zeigen, in welche heilige Gestalten die heiligen Beschreibungen der Schrift die himmlischen Ordnungen einkleiden und zu welcher Einfachheit man durch die (körperhaften) Gebilde erhoben werden soll, damit wir nicht auch gleich der (ungebildeten) Menge die unheilige Auffassung teilen, als wären die himmlischen und gottähnlichen Geister Wesen mit vielen Füßen und vielen Gesichtern und sie seien nach der tierischen Figur von Stieren oder nach der Raubtiergestalt von Löwen gebildet, oder sie seien nach dem Bilde der Adler mit einem Krummschnabel oder wie die (kleineren) Vögel mit einem struppigen Gefieder ausgestattet; damit wir nicht (sage ich), uns einbilden, es liefen da gewisse feurige Räder über den Himmel und es seien da Throne aus irdischem Stoff, welche der Urgottheit zum Zurücklehnen dienen, und es gäbe gewisse buntscheckige Pferde und speertragende Kriegsoberste und was sonst alles von der Schrift in heiliger Plastik durch die bunte Fülle der bedeutungsreichen Sinnbilder uns überliefert ist 1. Denn S. 7 ganz natürlich hat sich die Offenbarung bei den gestaltlosen Geistern der dichterischen heiligen Gebilde bedient, weil sie, wie gesagt, auf unser Erkenntnisvermögen Rücksicht nahm und für die ihm entsprechende und naturgemäße Emporführung Fürsorge trug und in Anpassung an dasselbe die anagogischen heiligen Darstellungen aufbildete 2.
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Eine überreiche Aufzählung derartiger symbolischer Engeldarstellungen und ihre mystische Deutung s. unten im 15. Kapitel. Die moralische Entrüstung des D. über solche niedrige Auffassungen der Geisterwelt, ja Gottes selbst (d. d. n. I, 4 M. 3, 592 B, IV, 11; 708 C) ist nicht vereinzelt. Bereits Cyrill v. Jer. rügt die rohen Vorstellungen von „Feuer“, „Flügeln“, „Gebrüll“ cat. 6, 8. 11 (M. s. gr. 33, 552 A; 556 A). Noch energischer eifert dagegen Gregor v. Nyssa und hofft, dass keiner seiner Leser so viehisch dumm (κτηνώδης) sein werde c. Eunom. 1. (M. s. gr. 45, 344 f.) Näheres bei Koch „Ps.-Dion. in s. Beziehungen...“ S. 206 f. ↩
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D. rechtfertigt jetzt und noch weitläufiger ep. IX den Gebrauch der bildlichen Ausdrücke für geistige Dinge in ähnlicher Weise wie Clemens v. Alex, strom. 6, 15 (M. s. gr. 9, 349 B; 356 C) und Origenes de princ. 4, 15 (M. s. gr. 11, 373—376). Die Neuplatoniker ihrerseits suchen den heidnischen Mythen durch ähnliche symbolische Deutung das Anstössige zu benehmen. Philo übte übermässig das allegorisierende Verfahren bei den Büchern des Alten Testamentes. ↩