• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John of Damascus (675-750) Expositio fidei Genaue Darlegung des orthodoxen Glaubens (BKV)
Drittes Buch

VIII. KAPITEL. Gegen die, die sagen: Die Naturen des Herrn fallen unter die kontinuierliche oder unter die diskrete Quantität.

1 Fragt jemand betreffs der Naturen des Herrn, ob sie unter die kontinuierliche oder unter die diskrete Quantität fallen, so werden wir sagen: Die Naturen des Herrn sind weder ein Körper noch eine Fläche noch eine Linie, nicht Zeit, nicht Ort, um unter die kontinuierliche Quantität zu fallen. Denn diese Dinge sind es, die kontinuierlich gezählt werden.

Man muß aber wissen: Nur, was verschieden ist, wird gezählt. Was in keiner Hinsicht verschieden ist, kann man nicht zählen. Sofern die Dinge sich S. 132 unterscheiden, sofern werden sie auch gezählt. So werden z. B. Petrus und Paulus, sofern sie eins sind, nicht gezählt. Eins sind sie in Anbetracht der Wesenheit, darum können sie nicht zwei Naturen genannt werden. Verschieden aber sind sie der Hypostase nach, darum heißen sie zwei Hypostasen. Gezählt wird also, was verschieden ist, und sofern das, was verschieden ist, sich unterscheidet, sofern wird es auch gezählt.

Geeint also ohne Mischung sind die Naturen des Herrn der Hypostase nach, verschieden aber ohne Trennung sind sie in Ansehung und Anbetracht des Unterschiedes, und sofern sie geeint sind, werden sie nicht gezählt. Denn wir sagen nicht, die Naturen Christi seien der Hypostase nach zwei. Sofern sie aber ohne Trennung verschieden sind, werden sie gezählt. Zwei nämlich sind die Naturen Christi in Ansehung und Anbetracht des Unterschiedes. Denn da sie hypostatisch geeint sind und sich gegenseitig durchdringen, so sind sie ohne Vermischung geeint, eine jede behält ihren natürlichen Unterschied. Daher werden sie auch nur in Ansehung des Unterschiedes gezählt und fallen unter die diskrete Quantität.

Einer also ist Christus, vollkommener Gott und vollkommener Mensch. Wir erweisen ihm mit dem Vater und dem Geiste eine Anbetung und schließen dabei sein unbeflecktes Fleisch nicht aus. Denn wir sagen nicht, sein Fleisch sei nicht anzubeten. Es wird nämlich in der einen Hypostase des Wortes, die für dasselbe (═ das Fleisch) Hypostase geworden, angebetet. Dadurch dienen wir nicht dem Geschöpf. Denn nicht als bloßes Fleisch beten wir es an, sondern als geeint mit der Gottheit, und weil eine Person und eine Hypostase des Gott-Logos Träger seiner zwei Naturen ist. Ich scheue mich, die Kohle anzufassen wegen des Feuers, das mit dem Holz verbunden ist. Ich bete in Christus beides zusammen an wegen der Gottheit, die mit dem Fleische geeint ist. Denn ich führe keine vierte Person in der Trinität ein, das sei ferne, nein, ich bekenne eine Person des Gott-Logos und seines Fleisches. Denn eine Dreiheit blieb die Dreiheit auch nach der Fleischwerdung des Wortes.

S. 133 Zusatz 2.

Gegen die, die fragen, ob die zwei Naturen zur kontinuierlichen oder diskreten Quantität (Größe) gehören.

Die Naturen des Herrn sind weder ein Körper noch eine Fläche noch eine Linie, nicht Ort, nicht Zeit, um unter die kontinuierliche Quantität (Größe) zu fallen. Denn diese Dinge sind es, die man kontinuierlich zählt. Geeint ohne Vermischung sind die Naturen des Herrn der Hypostase nach, verschieden aber ohne Trennung sind sie in Ansehung und Anbetracht des Unterschiedes. Und sofern sie geeint sind, werden sie nicht gezählt. Denn wir sagen nicht, die Naturen Christi seien zwei Hypostasen oder zwei der Hypostase nach. Sofern sie aber ohne Trennung verschieden sind, werden sie gezählt. Denn zwei Naturen sind es in Ansehung und Anbetracht des Unterschiedes. Da sie nämlich hypostatisch geeint sind und einander gegenseitig durchdringen, sind sie ohne Vermischung geeint, sie gehen nicht ineinander über, sondern bewahren auch nach der Einigung die natürliche Verschiedenheit, die einer jeden eigen ist. Denn das Geschaffene blieb geschaffen, das Ungeschaffene ungeschaffen. Nur in Ansehung des Unterschiedes also werden sie gezählt und fallen unter die diskrete Größe. Denn es ist unmöglich, das zu zählen, was in keiner Hinsicht verschieden ist. Sofern sie aber verschieden sind, sofern werden sie gezählt. So z. B. werden Petrus und Paulus, sofern sie eins sind, nicht gezählt. Eins sind sie in Anbetracht der Wesenheit, weder sind noch heißen sie darum zwei Naturen. Verschieden aber sind sie der Hypostase nach, darum heißen sie zwei Hypostasen. So ist also der Unterschied Grund der Zählung.


  1. Gegen die Severianer, die Anhänger des monophysitischen Patriarchen Severus von Antiochien († wahrscheinlich 538). ↩

  2. Dieser Zusatz steht in den Ausgaben und Manuskripten gewöhnlich nach dem 9. Kapitel des 4. Buches, paßt jedoch in keiner Weise dorthin. Die Überschrift, die ersten sieben Sätze, die erste Hälfte des achten Satzes, sowie der zehnte Satz dieses Zusatzes finden sich wörtlich im vorausgehenden Kapitel S. 131 f. ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (230.46 kB)
  • epubEPUB (218.92 kB)
  • pdfPDF (816.68 kB)
  • rtfRTF (697.86 kB)
Translations of this Work
Genaue Darlegung des orthodoxen Glaubens (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy