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Werke Johannes von Damaskus (675-750) Expositio fidei Genaue Darlegung des orthodoxen Glaubens (BKV)
Drittes Buch

XIX. KAPITEL. Von der gottmenschlichen Wirksamkeit.

Der selige Dionysius 1 sagt, Christus „habe uns eine neue, gottmenschliche Wirksamkeit vorgelebt.“ Nicht um die natürlichen Wirksamkeiten aufzuheben, sagt er, es sei aus der menschlichen und göttlichen eine Wirksamkeit entstanden — denn so könnten wir auch von einer einzigen neuen Natur reden, die aus der göttlichen und S. 173 menschlichen entstanden. Wovon nämlich die Wirksamkeit eine ist, davon ist nach den heiligen Vätern auch die Wesenheit eine 2 ― er wollte vielmehr die neue, unaussprechliche Erscheinungsweise der natürlichen Wirksamkeiten Christi, die der unaussprechlichen Weise des Ineinanderseins der Naturen Christi entspricht, sein fremdartiges, wunderbares, der Natur der Wesen unbekanntes Walten als Mensch, sowie die Weise der der unaussprechlichen Einigung entsprechenden Wechselmitteilung zeigen 3. Denn nicht getrennt lassen wir die Wirksamkeiten sein und nicht getrennt die Naturen wirken, sondern vereinigt, eine jede in Gemeinschaft mit der andern das wirken, was sie Eigentümliches hat. Er wirkte nämlich weder das Menschliche [bloß] auf menschliche Weise, er war ja nicht bloßer Mensch, noch das Göttliche bloß auf göttliche, er war kein bloßer Gott, sondern Gott und Mensch zugleich. Denn wie wir von den Naturen sowohl die Vereinigung als den natürlichen Unterschied kennen, so auch von den natürlichen Willen und Wirksamkeiten.

Man muß demnach wissen, daß wir von unserem Herrn Jesus Christus bald als von zwei Naturen, bald als von einer Person reden. Aber das eine wie das andere bezieht sich auf einen Gedanken. Denn die zwei Naturen sind ein Christus, und der eine Christus besteht aus zwei Naturen. Es ist also dasselbe, wenn man sagt: Es wirkt Christus nach jeder seiner beiden Naturen, und: Es wirkt jede der beiden Naturen in Christus in Gemeinschaft mit der andern. Es hat also die göttliche Natur teil am Fleische, das wirkt, weil ihm durch das Wohlgefallen des göttlichen Willens eingeräumt wird, das Eigene zu leiden und zu tun, und weil die Wirksamkeit des Fleisches sicherlich heilbringend ist. Das ist nicht Sache der menschlichen Wirksamkeit, sondern der göttlichen. Das Fleisch aber [hat teil] an der Gottheit des Wortes, die wirkt, weil sie S. 174 durch den Leib wie durch ein Werkzeug die göttlichen Wirksamkeiten vollzieht, und weil einer der ist, der göttlich und menschlich wirkt.

Man muß aber wissen: Seine heilige Vernunft betätigt auch ihre natürlichen Tätigkeiten, sie bedenkt und erkennt, daß sie Vernunft Gottes ist und von der ganzen Schöpfung angebetet wird, und sie erinnert sich ihres Wirkens und Leidens auf Erden. Sie hat aber teil an der Gottheit des Wortes, die wirkt und alles leitet und regiert, sie denkt und erkennt und lenkt, nicht als bloße Vernunft eines Menschen, sondern als hypostatisch mit Gott geeint und als Vernunft Gottes.

Das also bedeutet die gottmenschliche Wirksamkeit: Als „Gott Mann 4“ oder Mensch „geworden“, war auch seine menschliche Wirksamkeit göttlich oder vergottet, sie entbehrte nicht seiner göttlichen Wirksamkeit, und seine göttliche Wirksamkeit entbehrte nicht seiner menschlichen Wirksamkeit, sondern jede von beiden zeigte sich in Verbindung mit der andern. Diese Redeweise heißt Periphrase, wenn man nämlich zweierlei durch ein Wort ausdrückt. Den geschnittenen Brand und den gebrannten Schnitt des feurig gemachten Messers nennen wir einen; wir sagen jedoch, Schneiden und Brennen seien verschiedene Wirksamkeiten und rührten von verschiedenen Naturen her, das Brennen vom Feuer, das Schneiden vom Eisen. Ebenso verstehen wir auch, wenn wir von einer gottmenschlichen Wirksamkeit Christi reden, die zwei Wirksamkeiten seiner zwei Naturen, die göttliche Wirksamkeit seiner Gottheit und die menschliche seiner Menschheit.


  1. Pseud.-Dionys. Areop., Ep. 4 (Migne, P. gr. 3, 1072 B). Doctr. Patr. de incarn. Verb. p. 97, 17 f. (XXI). ↩

  2. Maximus Confessor (Disput. cum Pyrrho l. c. II, 192) schreibt: „Alle sagten und lehrten: Was dieselbe Wirksamkeit hat, das hat auch dieselbe Wesenheit.“ ↩

  3. Das kursiv Gedruckte wörtlich aus Max. Conf., l. c. II, 191. ↩

  4. Pseud.-Dionys. Areop., Ep. 4 (Migne, P. gr. 3, 1072 B): (ἀνδρωθέντος θεοῦ) [andrōthentos theou]. ↩

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