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Werke Johannes von Damaskus (675-750) Expositio fidei Genaue Darlegung des orthodoxen Glaubens (BKV)
Drittes Buch

XXI. KAPITEL. Von der Unwissenheit und Knechtschaft.

Man muß wissen, daß er (═ Christus) die unwissende und dienende Natur angenommen hat. Denn die Menschennatur ist Dienerin Gottes, der sie geschaffen, und sie besitzt nicht die Kenntnis der Zukunft. „Wenn du also nach dem Theologen Gregorius das Sichtbare vom Geistigen sonderst 1“, so heißt das Fleisch dienend und unwissend. Allein wegen der Identität der Hypostase und der unzertrennlichen Einigung war die Seele des Herrn mit der Kenntnis der Zukunft und den übrigen Wundern bereichert. Das Fleisch der Menschen ist seiner eigenen Natur nach nicht lebendigmachend. Das hypostatisch mit dem Gott-Logos selbst geeinte Fleisch des Herrn verlor zwar die natürliche Sterblichkeit nicht, allein infolge der hypostatischen Einigung mit dem Worte wurde es lebendigmachend, und wir können nicht sagen, daß es nicht lebendigmachend war und immer ist. Ebenso besitzt die menschliche Natur die Kenntnis der Zukunft nicht wesenhaft, aber die Seele des Herrn gewann, wie gesagt, infolge der Einigung mit dem Gott-Logos selbst und der hypostatischen Identität mit den übrigen Wundern auch die Kenntnis der Zukunft 2.

Man muß ferner wissen, daß wir ihn auch nicht Knecht nennen können. Denn der Name Knechtschaft und Herrschaft bezeichnet nicht eine Natur, sondern Beziehungen, wie der [Name] Vaterschaft und der [Name] Sohnschaft. Diese zeigen ja nicht eine Wesenheit, sondern ein Verhältnis an. [Wir sagen], wie wir auch von der Unwissenheit sagten: Wenn du in reinen S. 177 Gedanken oder feinen Verstandesvorstellungen 3 das Geschaffene vom Ungeschaffenen sonderst, so ist das Fleisch knechtisch, falls es mit dem Gott-Logos nicht geeint ist. Wie soll es aber, einmal hypostatisch geeint, knechtisch sein? Denn da Christus einer ist, so kann er nicht sein eigener Knecht und Herr sein. Diese Bezeichnungen gehören ja nicht zu den schlechthinigen (absoluten), sondern zu denen, die sich auf anderes beziehen (═ zu den relativen). Wessen Knecht also wird er sein? Des Vaters? Also gehört nicht alles, was der Vater hat, auch dem Sohn, wenn er nämlich ein Knecht des Vaters ist. Sein eigener [Knecht] aber ist er gewiß nicht. Wie ist es möglich, daß von uns, die wir durch ihn Söhne geworden, der Apostel sagt: „Daher bist du nicht mehr Knecht, sondern Sohn 4“, wenn er selbst ein Knecht ist? Zunamensweise also wird er Knecht genannt, nicht als ob er selbst dies wäre, sondern weil er unsertwegen Knechtesgestalt annahm 5 und mit uns sich Knecht nennen ließ. Denn, obwohl leidenslos, unterwarf er sich unsertwegen Leiden und wurde Diener unseres Heiles. Die ihn aber Knecht nennen, trennen den einen Christus in zwei, wie Nestorius. Wir jedoch nennen ihn Gebieter und Herrn der ganzen Schöpfung, den einen Christus, der Gott und Mensch zugleich ist und alles weiß. Denn „in ihm sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen 6“.


  1. Aus einem gegen die Agnoeten gerichteten Text der Doctr. Patr. de incarn. Verb. p. 105, 1 f. Greg. Naz., Orat. 30, 15 (Migne, P. gr. 36, 124 B). ↩

  2. Dieser ganze Abschnitt klingt an den erwähnten Text der Doctr. Patr. (p. 104, 12 ff. bis 105, 1—3) an. ↩

  3. Vgl. Cyr. Alex., Ep. 46 (Migne, P. gr. 77, 245 A). ↩

  4. Gal. 4, 7. ↩

  5. Phil. 2, 7. ↩

  6. Kol. 2, 3. ↩

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