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Werke Socrates Scholasticus (380-439) Historia ecclesiastica

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Kirchengeschichte

Kapitel XIII. Konflikt zwischen Christen und Juden in Alexandria: und Bruch zwischen dem Bischof Kyrill und dem Präfekten Orestes.

Ungefähr um dieselbe Zeit geschah es, dass die jüdischen Einwohner von Kyrill, dem Bischof, aus Alexandria vertrieben wurden, und zwar aus folgendem Grund: Das alexandrinische Volk ist an Tumulten mehr erfreut als jedes andere Volk; und wenn es zu irgendeinem Zeitpunkt einen Vorwand findet, bricht es in die unerträglichsten Exzesse aus; denn es hört nie von seinem Aufruhr auf, ohne Blutvergießen. Bei dieser Gelegenheit kam es zu einem Aufruhr unter der Bevölkerung, nicht aus einer ernsthaften Ursache, sondern wegen eines Übels, das in fast allen Städten sehr beliebt geworden ist, nämlich der Vorliebe für Tanzveranstaltungen. Da die Juden am Sabbat ihren Geschäften fernbleiben und ihre Zeit nicht mit dem Hören des Gesetzes, sondern mit theatralischen Vergnügungen verbringen, versammeln sich die Tänzer an diesem Tag in der Regel in großen Scharen, und es kommt fast immer zu Unruhen. Und obwohl der Statthalter von Alexandria dies in gewissem Maße unter Kontrolle hatte, widersetzten sich die Juden weiterhin diesen Maßnahmen. Und obwohl sie den Christen stets feindlich gesinnt sind, wurden sie wegen der Tänzerinnen zu noch größerem Widerstand gegen sie angestachelt. Als nun Orestes, der Präfekt, im Theater ein Edikt - so nennen sie die öffentlichen Bekanntmachungen - zur Regelung der Aufführungen veröffentlichte, waren einige von Bischof Kyrill anwesend, um sich über die Art der zu erlassenden Anordnungen zu informieren. Unter ihnen befand sich ein gewisser Hierax, ein Lehrer der rudimentären Literatur, der den Predigten des Bischofs Kyrill mit großer Begeisterung zuhörte und durch seine Vorwitzigkeit beim Beifall auffiel. Als die Juden diese Person im Theater erblickten, riefen sie sofort, er sei zu keinem anderen Zweck dorthin gekommen, als das Volk aufzuwiegeln. Orestes aber war seit langem eifersüchtig auf die wachsende Macht der Bischöfe, weil sie in die Zuständigkeit der vom Kaiser eingesetzten Obrigkeit eingriffen, zumal Kyrill sein Vorgehen ausspionieren wollte; deshalb ließ er Hierax ergreifen und unterzog ihn öffentlich im Theater der Folter. Als Kyrill davon erfuhr, ließ er die wichtigsten Juden rufen und drohte ihnen mit der größten Härte, wenn sie nicht von ihrer Belästigung der Christen abließen. Die jüdische Bevölkerung, die diese Drohungen hörte, wurde, anstatt ihre Gewalttätigkeit zu unterdrücken, nur noch wütender und ließ sich dazu verleiten, Verschwörungen zur Vernichtung der Christen zu bilden; eine dieser Verschwörungen war von so verzweifeltem Charakter, dass sie ihre vollständige Ausweisung aus Alexandria zur Folge hatte; diese werde ich jetzt beschreiben. Sie kamen überein, dass jeder von ihnen zur gegenseitigen Erkennung einen Ring aus der Rinde eines Palmzweigs am Finger tragen sollte, und beschlossen, die Christen jede Nacht anzugreifen. Deshalb schickten sie Leute auf die Straße, um zu verkünden, dass die nach Alexander benannte Kirche in Flammen stehe. Als sie dies hörten, rannten viele Christen hinaus, einige aus der einen, andere aus der anderen Richtung, in großer Sorge, ihre Kirche zu retten. Die Juden stürzten sich sofort auf sie und töteten sie, wobei sie sich leicht an ihren Ringen unterscheiden konnten. Bei Tagesanbruch konnten die Urheber dieser Gräueltat nicht verborgen bleiben, und Kyrill ging in Begleitung einer großen Menschenmenge zu ihren Synagogen - so nennen sie ihre Gebetshäuser -, nahm sie ihnen weg und trieb die Juden aus der Stadt, wobei er der Menge erlaubte, ihre Güter zu plündern. So wurden die Juden, die die Stadt seit der Zeit Alexanders des Makedoniers bewohnt hatten, aus ihr vertrieben, ihres gesamten Besitzes beraubt und teils in die eine, teils in die andere Richtung zerstreut. Einer von ihnen, ein Arzt namens Adamantius, floh zu Atticus, dem Bischof von Konstantinopel, bekannte sich zum Christentum, kehrte einige Zeit später nach Alexandria zurück und ließ sich dort nieder. Orestes, der Statthalter von Alexandria, war über diese Vorgänge sehr entrüstet und war sehr betrübt darüber, dass eine Stadt von solcher Größe plötzlich eines so großen Teils ihrer Bevölkerung beraubt wurde; deshalb teilte er die ganze Angelegenheit sofort dem Kaiser mit. Cyrillus schrieb ihm ebenfalls und schilderte ihm das schändliche Verhalten der Juden; inzwischen schickte er Personen zu Orestes, die eine Versöhnung herbeiführen sollten; denn das Volk hatte ihn dazu gedrängt. Und als Orestes sich weigerte, auf freundliche Annäherungsversuche zu hören, reichte Kyrill ihm das Buch der Evangelien, weil er glaubte, dass die Achtung vor der Religion ihn dazu bringen würde, seinen Groll abzulegen. Als jedoch auch dies keine friedliche Wirkung auf den Präfekten hatte, sondern er in unerbittlicher Feindschaft gegen den Bischof verharrte, ereignete sich folgendes.

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Church History

Chapter XIII. Conflict between the Christians and Jews at Alexandria: and breach between the Bishop Cyril and the Prefect Orestes.

About this same time it happened that the Jewish inhabitants were driven out of Alexandria by Cyril the bishop on the following account. The Alexandrian public is more delighted with tumult than any other people: and if at any time it should find a pretext, breaks forth into the most intolerable excesses; for it never ceases from its turbulence without bloodshed. It happened on the present occasion that a disturbance arose among the populace, not from a cause of any serious importance, but out of an evil that has become very popular in almost all cities, viz. a fondness for dancing exhibitions. 1 In consequence of the Jews being disengaged from business on the Sabbath, and spending their time, not in hearing the Law, but in theatrical amusements, dancers usually collect great crowds on that day, and disorder is almost invariably produced. And although this was in some degree controlled by the governor of Alexandria, nevertheless the Jews continued opposing these measures. And although they are always hostile toward the Christians they were roused to still greater opposition against them on account of the dancers. When therefore Orestes the prefect was publishing an edict—for so they are accustomed to call public notices—in the theatre for the regulation of the shows, some of the bishop Cyril’s party were present to learn the nature of the orders about to be issued. There was among them a certain Hierax, a teacher of the rudimental branches of literature, and one who was a very enthusiastic listener of the bishop Cyril’s sermons, and made himself conspicuous by his forwardness in applauding. When the Jews observed this person in the theatre, they immediately cried out that he had come there for no other purpose than to excite sedition among the people. Now Orestes had long regarded with jealousy the growing power of the bishops, because they encroached on the jurisdiction of the authorities appointed by the emperor, especially as Cyril wished to set spies over his proceedings; he therefore ordered Hierax to be seized, and publicly subjected him to the torture in the theatre. Cyril, on being informed of this, sent for the principal Jews, and threatened them with the utmost severities unless they desisted from their molestation of the Christians. The Jewish populace on hearing these menaces, instead of suppressing their violence, only became more furious, and were led to form conspiracies for the destruction of the Christians; one of these was of so desperate a character as to cause their entire expulsion from Alexandria; this I shall now describe. Having agreed that each one of them should wear a ring on his finger made of the bark of a palm branch, for the sake of mutual recognition, they determined to make a nightly attack on the Christians. They therefore sent persons into the streets to raise an outcry that the church named after Alexander was on fire. Thus many Christians on hearing this ran out, some from one direction and some from another, in great anxiety to save their church. The Jews immediately fell upon and slew them; readily distinguishing each other by their rings. At daybreak the authors of this atrocity could not be concealed: and Cyril, accompanied by an immense crowd of people, going to their synagogues—for so they call their house of prayer—took them away from them, and drove the Jews out of the city, permitting the multitude to plunder their goods. Thus the Jews who had inhabited the city from the time of Alexander the Macedonian were expelled from it, stripped of all they possessed, and dispersed some in one direction and some in another. One of them, a physician 2 named Adamantius, fled to Atticus bishop of Constantinople, and professing Christianity, some time afterwards returned to Alexandria and fixed his residence there. But Orestes the governor of Alexandria was filled with great indignation at these transactions, and was excessively grieved that a city of such magnitude should have been suddenly bereft of so large a portion of its population; he therefore at once communicated the whole affair to the emperor. Cyril also wrote to him, describing the outrageous conduct of the Jews; and in the meanwhile sent persons to Orestes who should mediate concerning a reconciliation: for this the people had urged him to do. And when Orestes refused to listen to friendly advances, Cyril extended toward him the book of gospels, 3 believing that respect for religion would induce P. 160 him to lay aside his resentment. When, however, even this had no pacific effect on the prefect, but he persisted in implacable hostility against the bishop, the following event afterwards occurred.


  1. As to how the ancient Church looked upon theatrical shows, see Bingham, *Christ. Antiq. XVI. 11. 15, and passages there referred to.  ↩

  2. ἰατρικῶν λόγων σοφιστής , also called by other writers of the period ἰατροσοφιστής ; see Sophocles, *Greek Lex. of the Rom. and Byzant. Periods.  ↩

  3. As a mode of abjuration, see VI. 11, note 5. In this case the sacred volume takes the place of the child.  ↩

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