Einleitung.
S. 87 Man kann mit gutem Rechte sagen, daß bei weitem der größere Teil von Tertullians Schriften, namentlich auch die dogmatischen, seiner Lehrtätigkeit den Ursprung verdanken. Bloße Liebhaberei eines Privatmannes hätte zu dilettantenhafter Schriftstellerei über theologische Dinge führen können, aber zu einer so eingehenden Beschäftigung mit der Hl. Schrift, zu einer so umfangreichen Tätigkeit in den verschiedenen Gebieten der Theologie und zu einer so vielseitigen Bekämpfung der Heiden und der Häretiker gehörten stärkere Antriebe, wie sie eben nur ein bestimmter Beruf geben kann. Und so ist denn leicht zu erkennen, daß eine nicht geringe Anzahl seiner Schriften direkt für die Katechumenen geschrieben und an sie gerichtet ist, ein anderer Teil aber ist indirekt durch das Katechumenat veranlaßt, indem teils praktische, teils wissenschaftliche Fragen auftauchten und Lösung verlangten. Die Schriften der ersteren Klasse sind durch eine Anrede an die Leser (Benedicti und Benedictae) erkennbar, die sich in sieben seiner Schriften findet (vgl. § 4). Er spricht darin zu seinen Katechumenen als Freund und als Lehrer, zwar nicht im Tone eines eigentlichen Vorgesetzten, aber doch wie ein Mann, dem eine gewisse amtliche Autorität zukommt (vgl. besonders De cultu fem. II, 1 und 4). Ganz klar und unverkennbar tritt diese Veranlassung und Tendenz zutage bei den Schriften über „die Schauspiele„ und über „den Götzendienst“.