13. Kap. Die Putzsucht verweichlicht, macht unlustig zur Erfüllung der christlichen Pflichten und unfähig, in der Verfolgung standhaft zu bleiben.
Vielleicht möchte die eine oder andere einwenden: Ich habe nicht nötig, mich vor den Menschen zu bewähren; denn ich suche nicht das Lob der Menschen, sondern Gott sieht mein Herz1. - Das wissen wir alle; erinnern wir uns doch, was derselbe Gott durch seinen Apostel gesprochen hat: „Eure Rechtschaffenheit sei kund allen Menschen!“2. Wozu? Doch nur, „damit die Bosheit durchaus keinen Zutritt zu Euch habe“ oder damit Ihr den Bösen zum guten Beispiel und Zeugnis dient. Oder was soll die Stelle heißen: „Eure Werke sollen leuchten“3? Aus welchem Grunde nennt uns der Herr das Licht der Welt? Warum vergleicht er uns mit einer auf dem Berge liegenden Stadt, wenn wir nicht in die Finsternis hineinleuchten und unter Gesunkenen aufrecht stehen? Wenn du dein Licht unter dem Scheffel verbirgst, so müssen in der Finsternis viele über dich stolpern. Das ist es, was uns zu Leuchten für die Welt macht, unsere guten Werke, Das Gute aber, wofern es nur wahrhaft und vollkommen gut ist, liebt nicht die Verborgenheit, es läßt sich gern sehen und frohlockt selbst bei Tadel. Der christlichen Ehrbarkeit genügt es nicht, bloß vorhanden zu sein, sondern sie will auch gesehen werden. Denn so reichlich muß ihre Fülle sein, daß sie vom Geiste auch auf das Gewand ausströmt, vom Innern auf die Oberfläche überwallt und gleichsam draußen ihren Hausrat mustert, der zur beständigen Aufrechthaltung des Glaubens gehört. Denn fernhalten muß man sich von Vergnügungen, durch deren Verzärtelung und hingegossenes Wesen die Kraft des Glaubens entnervt werden könnte. Ich weiß nicht, ob Handgelenke, die mit Armbändern umgeben zu sein pflegen, S. 202 den Schauder der harten Kette ertragen würden. Ich weiß nicht, ob ein Fuß, der an Spangen gewöhnt war, sich würde in den Stock spannen lassen. Ich fürchte, daß ein Nacken, der mit Ketten von Perlen und Smaragden beladen ist, für das Richtschwert keinen Platz bieten wird.
Daher, meine Gesegneten, machen wir uns mit dem Gedanken an Härteres vertraut, und wir werden es nicht empfinden, verlassen wir die Ergötzlichkeiten, und wir werden sie nicht vermissen. Stehen wir da, jeder Gewalt gewärtig, nichts habend, das zu verlassen wir uns fürchten müßten. Es sind das Hemmnisse für unsere Hoffnung, Werfen wir die irdischen Zieraten von uns, wenn wir nach den himmlischen begehren! Lasset ab von der Liebe zum Golde, welches bei allen Fehltritten des Volkes Israel der stehende Tadel ist! Ihr müßt das hassen, woran Eure Väter zugrunde gegangen sind und was die von Gott Abtrünnigen anbeteten. Auch jetzt noch ist das Gold eine Speise für das Feuer.
Im übrigen aber sind die Zeiten für einen Christen stets, und jetzt ganz besonders, nicht nach Gold angetan, sondern das Eisen regiert, Märtyrergewänder werden vorbereitet und die Engel warten ihres Amtes als Träger, Tretet also hervor, mit den Farben und Abzeichen der Propheten und Apostel angetan, nehmt an von der Einfalt das Weiß, von der Züchtigkeit das Rot, die Schminke für Eure Augen sei die Schamhaftigkeit, für den Mund das Schweigen; Euren Ohren seien eingeprägt die Worte Gottes, auf Euren Nacken flechtet das Joch Christi! Senket das Haupt vor Euren Ehemännern, und Ihr werdet geputzt genug sein! Laßt die Hände nach der Wolle greifen und bannt die Füße innerhalb der Schwelle des Hauses fest, dann werdet Ihr mehr Gefallen erregen, als wenn Ihr in Gold einherginget! Kleidet Euch in den Seidenstoff der Rechtschaffenheit, in das Linnen der Heiligkeit und in den Purpur der Keuschheit! So angetan, werdet Ihr Gott zum Liebhaber haben.