Einleitung und Inhalt.
Durch denselben Diakon Possidonius, welcher die Schreiben des Cyrillus nach Rom überbrachte, sendete Cölestinus die vier nun folgenden Briefe an Cyrillus mit dem Ersuchen, sie in seinem Namen den einzelnen Adressaten zu übermitteln. Dem Papste war die Bedentung des von Nestorius angefachten Sturmes klar; denn er erklärte, daß die Sache eigentlich seine persönliche Intervention fordere; da er aber durch die weite Entfernung daran verhindert sei, so möge Cyrillus seine Stelle vertreten. Wir besitzen diese vier Schreiben in lateinischer und griechischer Sprache; es Fragt sich daher, welches die des Originaltextes sei; ohne Zweifel verfaßte sie Cölestinus in lateinischer Sprache, weil er nach seinem eigenen Geständnisse1 des Griechischen nicht mächtig war, es ferner auch stets Sitte gewesen, daß die Päpste an die Griechen lateinisch schrieben und ihre Schreiben auch, wie wir aus der 2. Sitzung des ephesinischen Concils ersehen, auf den griechischen Concilien zuerst in lateinischer Sprache vorgelesen wurden. Es ist jedoch höchst wahrscheinlich, daß der Papst zugleich eine griechische Übersetzung seiner Briefe besorgen ließ, schon deßhalb, umNestorius jeden Vorwand zu benehmen, die von ihm geforderte Unterwerfung über die ihm gestellte Frist hinaus zu verschieben. Eine weitere Frage ist nu.n die, ob der uns vorliegende lateinische Tert der Originaltex sei; sicher ist, daß derselbe sehr alt ist, ja spätestens dem 6. Jahrhundert angehört; dennoch beweisen viele Gräcismen, besonders im 14. Briefe, daß er nicht der ursprüng- S. 421 liche, sondern aus der griechischen Übersetzung zurückübersetzte sei, der griechische Text also dem Originale näher stehe.2
In dem ersten Schreiben an Cyrillus selbst belobt der Papst denselben wegen seines Eifers für die Vertheidigung des Glaubens, verurtheilt die Häresie des Nestorius und bevollmächtigt den Cyrillus, falls Nestorius sich nicht bessere, ihnin seinem Namen auszuschließen und für die Wahl eines neuen Bischofs von Constantinopel zu sorgen.