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Über die Seele. (BKV)
16. Cap. In der Seele findet sich eine der Vernunft entsprechende und eine ihr widerstrebende Seite. Nur die erstere ist im vollen Sinne natürlich, die letztere aber später durch Einfluss des Teufels hinzugetreten. Plato irrt, wenn er die irrasciblen und konkupisciblen Strebungen unterschiedslos dem irrationalen Prinzip zuweist.
Durch die Zweiteilung der Seele, welche Plato vornimmt, in einen vernünftigen und einen unvernünftigen Teil wird die Glaubenslehre gleichfalls berührt. Dieser Lehre schenken auch wir Beifall, aber nicht in der Weise, dass beides für natürlich gehalten werden dürfte. Denn für naturentsprechend ist nur das Rationale zu halten, weil es der Seele von Anfang an eingeschaffen worden ist durch ihren vernünftigen Urheber. Denn nichts, was Gott durch sein Geheiss hervorgerufen, ist unvernünftig, geschweige denn das, was er im eigentlichen Sinne durch seinen Hauch hat ausgehen lassen.
Das Irrationale aber ist für das Spätere zu halten, weil es durch den Antrieb der Schlange hinzugetreten ist, eben jener Fehltritt der Übertretung selber, sich sodann in der Seele festgesetzt hat und mit ihr herangewachsen ist, ähnlich wie eine natürliche Eigentümlichkeit; denn es kam gleich bei den ersten Anfängen der Natur hinzu. Wenn aber derselbe Plato das Rationale als das Alleinige bezeichnet, weil es sich an der Seele Gottes selbst vorfinde, so würde, wenn wir auch das Irrationale der Natur, die unsere Seele von Gott empfangen hat, beilegen wollten, das Irrationale als etwas Natürliches ebenso von Gott herrühren müssen; denn Gott ist der Urheber der Natur. Nun kommt aber die Sünde aus der Eingebung des Teufels, alles Unvernünftige ist Sünde, folglich stammt das S. 310 Unvernünftige vom Teufel, der auch der Urheber der Sünde ist, welche Gott fremd ist, wie ihm auch das Unvernünftige fremd ist. Mithin ist die Verschiedenheit dieser Dinge eine Folge der Verschiedenheit ihrer Urheber.
Wenn Plato sodann, indem er das Rationale für Gott allein in Anspruch nimmt, aus dem Irrationalen1 wiederum zwei Unterabteilungen macht, die Regungen des Unwillens, das sog. θυμικόν [thymikon], und des Begehrens, das sog. ἐπιθυμητικόν [epithymētikon], so zwar, dass ersteres uns gemein sei mit den Löwen, letzteres aber mit den Mücken, das Rationale hingegen mit Gott, so finde ich, dass man auf diesen Punkt genauer eingehen müsse um dessentwillen, was wir bei Christus wahrnehmen. Denn siehe, diese gesamte Dreiheit findet sich auch beim Herrn, sowohl das Rationale, kraft dessen er lehrt, Reden hält und den Heilsweg bereitet, als auch das zornmütige Element, kraft dessen er über die Schriftgelehrten und Pharisäer schilt, sowie auch das Strebungsvermögen, kraft dessen ihn mit seinen Jüngern das Pascha zu essen verlangt. Mithin darf man nicht glauben, das Zornmütige und das Strebungsvermögen gehe bei uns Menschen immer vom irrationalen Prinzip aus, da wir versichert sind, dass es beim Herrn einen rationalen Verlauf genommen habe. Gott wird in vernünftiger Weise denen zürnen, welchen er zürnen muss, und in vernünftiger Weise Dinge begehren, die seiner würdig sind. Er wird einerseits dem Bösen zürnen, andererseits dem Guten die Seligkeit wünschen.
Auch der Apostel gestattet uns ein Begehren. „Wenn einer den Episkopat begehrt, so begehrt er ein gutes Werk.”2 Wenn er ihn ein gutes Werk nennt, so gibt er zu erkennen, dass das Begehren ein vernünftiges sei. Warum denn auch nicht? er nahm ihn ja selbst über sich. Auch sagt er: „O, dass die, welche Euch verführen, abgeschnitten würden.”3 Der Unwille, welcher aus der Liebe zur Ordnung stammt, ist vernünftig. Hingegen, wenn er sagt: „Auch wir waren einst von Natur Kinder des Zornes,”4 so brandmarkt er damit den unvernünftigen Zorn und Unwillen, weil dieser nicht aus der Natur stammt, welche von Gott herrührt, sondern aus derjenigen, welche der Teufel herbeigeführt hat, der in seiner Sphäre auch den Namen „Herr” erhält. „Ihr könnt nicht zweien Herren dienen.”5 Er wird sogar Vater genannt: „Ihr stammt von Eurem Vater, dem Teufel.”6 Man stehe nicht an, die andere, und zwar die verschlechterte Natur demjenigen als Eigentum zuzuschreiben, von dem geschrieben steht, dass er den Samen des Windhafers darüber säe und bei nächtlicher Weile die Aussaat des Weizens verfälsche.
Edition
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De Anima
XVI.
[1] Est et illud ad fidem pertinens, quod Plato bifariam partitur animam, per rationale et inrationale. Cui definitioni et nos quidem applaudimus, sed non ut naturae deputetur utrumque. Naturale enim rationale credendum est, quod animae a primordio sit ingenitum, a rationali uidelicet auctore. Quid enim non rationale, quod deus iussu quoque ediderit, nedum id quod proprie afflatu suo emiserit? Inrationale autem posterius intellegendum est, ut quod acciderit ex serpentis instinctu, ipsum illud transgressionis admissum, atque exinde inoleuerit et coadoleuerit in anima ad instar iam naturalitatis, quia statim in naturae primordio accidit. [2] Ceterum cum idem Plato