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Über die Seele. (BKV)
27. Cap. Die Generationstheorie Tertullians, wonach die Seele mit dem Körper zu gleicher Zeit erzeugt werden soll.
Wie hat denn also die Empfängnis des lebenden Wesens stattgefunden? Wurde die Substanz beider, des Körpers und der Seele, auf S. 331 einmal zusammengeschweisst oder war eins von beiden früher da? Nein, wir lehren, beide sind zugleich sowohl empfangen als auch bereitet und vollendet, so gut wie sie auch zugleich hervorgezogen werden, und in der Empfängnis findet sich kein Moment, wodurch die Stelle bestimmt würde.
Deinen Begriff vom Anfange bilde dir aus dem Ende. Wenn sich der Tod nicht anders bestimmen lässt denn als Trennung des Leibes von der Seele, so wird das Gegenteil vom Tode, das Leben, nicht anders zu definieren sein als: Verbindung des Leibes mit der Seele. Wenn die Trennung beim Tode zu gleicher Zeit beide Substanzen betrifft, so muss sich gerade dies als das Gesetz der Verbindung darstellen, indem letztere beim Leben auf gleiche Weise für beide Substanzen stattfindet.
Daher lassen wir das Leben mit der Empfängnis beginnen, weil wir den Anfang der Seele von der Empfängnis an datieren; denn das Leben beginnt in demselben Augenblick wie die Seele. Es wird also auf gleiche Weise zum Leben zusammengefügt, was auf gleiche Weise zum Zwecke des Sterbens getrennt wird. Im Falle wir aber dem einen die erste Stelle geben, dem andern die zweite, so müssen im Verhältnis zur Aufeinanderfolge auch die Zeitpunkte der Besamung auseinander gehalten werden. Wann wird denn nun der Same des Körpers gelegt und wann der der Seele? Wenn die Zeit der Besamung unterschieden ist, so wird man verschiedene Stoffe bekommen infolge der Trennung der Zeiten. Denn wenn wir auch zwei Arten von Samen unterscheiden, den seelischen und den animalischen, so behaupten wir doch, sie seien ungetrennt und damit also noch gleichzeitig und aus demselben Augenblicke.
Man schäme sich nicht ob dieser notgedrungenen Erklärung. Die Natur muss in Ehren gehalten werden und ist kein Gegenstand des Errötens. Der Beischlaf ist schimpflich infolge der Wollust, nicht an sich; die Ausschreitung, nicht die Sache selbst ist wider die Scham; denn die Sache selbst ist gesegnet bei Gott: „Wachset und mehret euch!”1 Die Ausschreitung aber ist verflucht; die Ehebrüche, Hurereien und schlechten Häuser. Also bei dieser gewöhnlichen geschlechtlichen Verrichtung, worin sich Mann und Weib verbinden, ich meine den gewöhnlichen Beischlaf, ist, wie wir wissen, Leib und Seele zugleich thätig, die Seele durch die Begierde, das Fleisch in der Vollziehung, die Seele durch den Trieb, der Leib im Werke. Indem also mit einem einzigen Anstoss beider der ganze Mensch in Erregung gesetzt wird, läuft der Same zu einem vollständigen Menschen über, der aus der Körpersubstanz die Feuchtigkeit, aus der geistigen aber die Wärme bekommen hat. Und wenn die Seele den Griechen zufolge etwas Frostiges ist, warum wird dann der Körper kalt und starr, wenn sie aus demselben herausgegangen ist?
S. 332 Und endlich, um eher an der Schamhaftigkeit als an der Kraft des Beweises etwas fehlen zu lassen, gerade bei der Glut der aufs höchste gestiegenen Wollust, wo die Zeugungsflüssigkeit ausgestossen wird, fühlen wir da nicht auch etwas von der Seele mit hinausgehen? Deshalb werden wir dabei matt und kraftlos mit Abnahme des Lichts. Das wird wohl der seelische Samen sein aus einer Austräuflung der Seele, so wie die eben erwähnte Flüssigkeit der Same des Körpers ist, aus einem Ueberschäumen des Fleisches.
Der Uranfang ist eine sehr getreue Analogie dazu. Aus dem Lehm stammte Adams Fleisch. Was ist Lehm anders als eine zähe Flüssigkeit? Von da werden die zeugenden Säfte stammen. Aus dem Anhauch Gottes kam die Seele. Was anders ist der Anhauch Gottes als ein Wehen des Geistes? Von ihm wird das herrühren, was wir mit jener Flüssigkeit aushauchen. Da also beim Uranfang zwei verschiedene und getrennte Dinge, der Lehm und der Anhauch, zusammen den einen Menschen herstellten, so haben damals schon die beiden zusammengeflossenen Substanzen auch ihre Samen in eins zusammengethan und damit die Regel für die Fortpflanzung des Geschlechtes in der Folgezeit gegeben, so dass auch jetzt noch beide, obwohl verschieden, doch vereint zusammen ausfliessen. Zu derselben Zeit der Furche und ihrem Ackerboden anvertraut, bringen sie zu gleicher Zeit einen Menschen von beiden Substanzen hervor, in welchem wieder sein Same enthalten ist nach seiner Art, so wie es jedem zeugungstüchtigen Geschöpfe vorherbestimmt ist.
Mithin stammt aus einem einzigen Menschen diese ganze Unzahl von Seelen, indem die Natur den Ausspruch Gottes befolgt: „Wachset und mehret euch.” Auch in der Vorrede zu Gottes einmaligem Wirken: „Lasst uns den Menschen machen!”2 ist schon die gesamte Nachkommenschaft im Plural vorausverkündet: „Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres.” Kein Wunder! Es wird im Samen die Ernte verheissen.
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De Anima
XXVII.
[1] Quomodo igitur animal conceptum? Simulne conflata utriusque substantia corporis animaeque an altera earum praecedente? Immo simul ambas et concipi et confici, perfici dicimus, sicut et promi, nec ullum interuenire momentum in conceptu quo locus ordinetur. [2] Recogita enim de nouissimis prima: si mors non aliud determinatur quam disiunctio corporis animaeque, contrarium morti uita non aliud definietur quam coniunctio corporis animaeque; si disiunctio simul utrique substantiae accidit per mortem, hoc debet coniunctionis forma mandasse pariter obuenientis per uitam utrique substantiae. [3] Porro uitam a conceptu agnoscimus, quia animam a conceptu uindicamus; exinde enim uita, quo anima. Pariter ergo in uitam compinguntur quae pariter in mortem separantur. Tunc si alteri primatum damus, alteri secundatum, seminis quoque discernenda sunt tempora pro statu ordinis. Et quando collocabitur corporis semen, quando animae? [4] Immo si tempora seminum diuidentur, et materiae diuersae habebuntur ex distantia temporum. Nam etsi duas species confitebimur seminis, corporalem et animalem, indiscretas tamen uindicamus et hoc modo contemporales eiusdemque momenti. Ne itaque pudeat necessariae interpretationis. Natura ueneranda est, non erubescenda. Concubitum libido, non condicio foedauit. Excessus, non status est impudicus, siquidem benedictus status apud deum: crescite et in multitudinem proficite, excessus uero maledictus, adulteria et stupra et lupanaria. [5] In hoc itaque sollemni sexuum officio quod marem ac feminam miscet, in concubitu dico communi, scimus et animam et carnem simul fungi, animam concupiscentia, carnem opera, animam instinctu, carnem actu. Vnico igitur impetu utriusque toto homine concusso despumatur semen totius hominis habens ex corporali substantia humorem, ex animali calorem. Et si frigidum nomen est anima Graecorum, quare corpus exempta ea friget? [6] Denique ut adhuc uerecundia magis pericliter quam probatione, in illo ipso uoluptatis ultimae aestu quo genitale uinis expellitur, nonne aliquid de anima quoque sentimus exire atque adeo marcescimus et deuigescimus cum lucis detrimento? Hoc erit semen animale, protinus ex animae destillatione, sicut et uirus illud corporale semen ex carnis defaecatione. [7] Fidelissima primordii exempla. De limo caro in Adam. Quid aliud limus quam liquor opimus? Inde erit genitale uirus. Ex afflatu dei anima. Quid aliud afflatus dei quam uapor spiritus? Inde erit quod per uirus illud efflamus. [8] Cum igitur in primordio duo diuersa atque diuisa, limus et flatus, unum hominem coegissent, confusae substantiae ambae iam in uno semina quoque sua miscuerunt atque exinde generi propagando formam tradiderunt, ut et nunc duo, licet diuersa, etiam unita pariter effluant pariterque insinuata sulco et aruo suo pariter hominem ex utraque substantia effruticent, in quo rursus semen suum insit secundum genus, sicut omni condicioni genitali praestitutum est. [9] Igitur ex uno homine tota haec animarum redundantia, obseruante scilicet natura dei edictum: crescite et in multitudinem proficite. Nam et in ipsa praefatione operis unius, faciamus hominem, uniuersa posteritas pluraliter praedicata est: et praesint piscibus maris. Nihil mirum repromissio segetis in semine.