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Über die Seele. (BKV)
34. Cap. Verspottung der Metampsychose des Simon Magus.
S. 343 Als Häresie ist bis jetzt keine dieser verrückten Theorien, welche die menschlichen Seelen in Bestien wiederkehren lassen, aufgetreten. Trotzdem war es notwendig, auch sie herbeizuziehen und abzuweisen, weil sie mit den vorigen zusammenhängen, damit sowohl Homer in seinem Pfau als Pythagoras im Euphorbus fortgejagt werde. Indem in solcher Weise die Metempsychose und Metensomatose zurückgewiesen wurde, ist wiederum etwas aus dem Felde geschlagen, was den Häretikern irgendwelchen Stoff geliefert hat.
Der Samariter Simon nämlich, aus der Apostelgeschichte bekannt als Käufer des hl. Geistes, wandte sich, nachdem er von diesem samt seinem Gelde verdammt, seinen Untergang erfolglos beweint hatte, der Bekämpfung der Wahrheit gleichsam als einer trostvollen Rache zu und stützte sich dabei auch auf seine Kunstfertigkeit. Für dasselbe Geld kaufte er sich aus einer öffentlichen Lasterhöhle eine gewisse Helena aus Tyrus — für ihn eine passende Entschädigung statt des hl. Geistes — um Taschenspielerkünste einer bekannten Art auszuüben. Sich selbst gab er für den höchsten Vater aus, jene Person aber für seine erste Eingebung,1 durch die ihm eingegeben worden sei, die Engel und Erzengel zu erschaffen. Im Besitze dieses Ratschlusses sei sie dem Vater entsprungen, in die niederen Regionen herabgestiegen und habe hier, dem Ratschluss des Vaters zuvorkommend, die Engelmächte erzeugt, welche vom Vater, dem Baumeister der Welt, nichts wussten, sei von ihnen aber aus Missgunst2 zurückgehalten worden, damit sie nicht, wenn jene weggegangen wäre, für Geschöpfe des andern gehalten würden. So sei ihr denn jegliche Schmach angethan worden, damit sie, um alles Ansehen gebracht, keine Lust mehr habe, irgendwo anders hinzugehen, sie sei sogar in eine menschliche Gestalt eingeschlossen worden, damit sie so gleichsam durch die Bande des Fleisches festgehalten werde. So habe sie sich viele Jahrhunderte hindurch in immer wechselnden weiblichen Gestalten herumgetrieben und sei die für Priamus und später für die Augen des Stesichorus so verhängnisvolle Helena gewesen. Letztern habe sie wegen eines Schmähgedichtes geblendet, nachher aber, als sie durch ein Lobgedicht Genugthuung empfangen, ihn wieder sehend gemacht. Sodann habe sie, aus einem Körper in den andern wandernd, als Helena geringerer Sorte in äusserster Schmach, unter einem Aushängeschild Prostitution getrieben.
S. 344 Diese Person nun sei das verlorene Schaf,3 zu welchem der oberste Vater, Simon nämlich, herabgestiegen sei; er habe es zuerst wieder erworben und zurückgebracht, ob auf den Schultern oder auf dem Schoosse, ist zweifelhaft. Sodann habe er das Heil der Menschen erwogen, um sie aus der Gewalt jener Engel zu erretten, sozusagen zur Strafe für letztere. Um sie zu täuschen, habe er selbst die gleiche Gestalt angenommen, den Menschen einen Menschen vorgelogen und in Judäa den Sohn, in Samaria aber den Vater gespielt.
O über diese Helena, die sowohl von den Poeten als von den Propheten zu leiden hat, dort wegen ihres Ehebruches, hier wegen ihrer Hurerei berüchtigt ist! Nur ist es anständiger, sie aus Troja herauszuholen als aus dem Hurenhause. Schäme Dich, Simon, so langsam mit Deinem Herausholen und so unbeständig im Festhalten! Menelaus hat der Verlorenen wenigstens sogleich nachgesetzt und sofort die Entführte zurückverlangt; durch einen zehnjährigen Krieg erzwingt er sie sich, ohne Hinterhalt, Betrug und Sophisterei. Ich möchte eher glauben, jener sei der Vater, da er für Wiedererlangung der Helena mit mehr Wachsamkeit, Kühnheit und Ausdauer gearbeitet hat.
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Tertullian bedient sich hier des sonst ungebräuchlichen Wortes injectio für ἔννοια [ennoia]; cfr. Justin, apol. I, 26. ↩
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Für das hier stehende non perinde animo, was sinnlos ist, vermutet Latinius auf Grund von Irenäus I, 23, §. 2, vere per invidiam. Öhler dagegen, der immer falsch Iren. 20 statt 23 citiert, compari inde animo, wobei jedoch das inde unverständlich bleibt und auch seine Erklärung von compari nicht recht zutreffen will. Ich halte mich an propter invidiam bei Irenäus. ↩
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Des Evangeliums. ↩
Edition
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De Anima
XXXIV. ADVERSVS OPINIONEM SIMONIS HERETICI.
[1] Nulla quidem in hodiernum dementiae huiusmodi sententia erupit sub nomine haeretico, quae humanas animas refingat in bestias, sed necessarie hanc quoque speciem intulimus et exclusimus ut superioribus cohaerentem, quo perinde in pauo retunderetur Homerus sicut in Pythagora Euphorbus atque ita hac etiam metempsychosi siue metensomatosi repercussa illa rursus caederetur quae aliquid haereticis sumministrauit. [2] Nam et Simon Samarites in actis apostolorum redemptor spiritus sancti, posteaquam damnatus ab ipso cum pecunia sua in interitum frustra fleuit, conuersus ad ueritatis expugnationem quasi pro solacio ultionis, fultus etiam artis suae uiribus, ad praestrigias uirtutis alicuius Helenam quandam Tyriam de loco libidinis publicae eadem pecunia redemit, dignam sibi mercedem pro spiritu sancto; [3] et se quidem fingit summum patrem, illam uero iniectionem suam primam, qua iniecerat angelos et archangelos condere; huius eam propositi compotem exilisse de patre et in inferiora desultasse atque illic praeuento patris proposito angelicas potestates genuisse ignaras patris, artifices mundi huius; ab his non perinde animo retentam, ne digressa ea alterius genimina uiderentur, et idcirco omni contumeliae addictam, ut nusquam discedere depretiatam liberet, humanae quoque formae succidisse uelut uinculis carnis coercendam; [4] ita multis aeuis per alios atque alios habitus femininos uolutatam etiam illam Helenam fuisse exitiosissimam Priamo et Stesichori postea oculis, quem excaecasset ob conuicium carminis, dehinc reluminasset ob satisfactionem laudis; proinde migrantem eam de corporibus in corpora postrema dedecoratione sub titulo prostitisse Helenam uiliorem. Hanc igitur esse ouem perditam, ad quam descenderit pater summus, Simon scilicet, et primum recuperata ea et reuecta, nescio umeris an feminibus, exinde ad hominum respexerit salutem quasi per uindicatam liberandorum ex illis angelicis potestatibus, quibus fallendis et ipse configuratus aeque et hominibus hominem ementitus in Iudaea quidem filium, in Samaria uero patrem gesserit. [5] O Helenam inter poetas et haereticos laborantem, tunc adulterio, nunc stupro infamen, nisi quod de Troia gloriosius eruitur quam de lupanari, mille nauibus de Troia, nec mille denariis forsitan de lupanari. Erubesce, Simon, tardior in requirendo, inconstantior in retrahendo. At Menelaus statim insequitur amissam, statim repetit ereptam, decenni proelio extorquet, non latens, non fallens, non cauillabundus. Vereor, ne ille magis pater fuerit qui circa Helenae recuperationem et uigilantius et audentius et diutius laborauerit.