Übersetzung
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Über die Seele. (BKV)
54. Cap. Wohin die Seelen unmittelbar nach dem Tode gelangen.
Nun hätten wir anzugeben, wohin die Seele alsdann gethan wird. Fast alle Philosophen, welche die Unsterblichkeit der Seele, in welcher Weise auch immer, aufrecht erhalten, wie Pythagoras, Empedokles und Plato, sowie die, welche, wie die Stoiker,1 ihr nur einen gewissen Zeitraum gönnen, vom Tode an bis zur Verbrennung des Weltall, –— sie alle versetzen doch nur ihre, d. h. die Seelen der Weisen, in die höhern Wohnsitze. Und zwar gewährt Plato auch den Seelen der Philosophen nicht ohne weiteres diese Vergünstigung, sondern wohlgemerkt nur denen, welche ihre Philosophie mit dem Schmuck der Knabenliebe geziert haben.2 Bei den Philosophen hat demnach die Unreinheit sogar ein grosses Privilegium. Und so werden denn bei Plato die Seelen der Weisen in den Äther erhoben, bei Arius3 in die Luft, bei den Stoikern in die Region unter dem Monde. Dabei wundere ich mich nur, dass sie die unweisen Seelen S. 369 in die Erdennähe verbannen, da sie behaupten, dieselben würden von den weisen, die sich an einem viel höheren Orte befinden, unterrichtet. Wo soll das Schullokal sein bei einem so grossen Abstande der Wohnorte? Auf welche Weise sollen die Schülerinnen mit ihren Lehrerinnen zusammenkommen, da sie durch einen solchen Zwischenraum von einander getrennt sind? Wozu soll ihnen endlich diese Unterweisung nach dem Tode dienen und nützen, da sie bei dem Weltbrande doch zu Grunde gehen werden? Die übrigen Seelen verweisen sie in die Unterwelt. Diese beschreibt Plato im Phädon als den Schooss der Erde, wo alle Unreinigkeiten der Welt zusammenfliessen, sitzen bleiben, verdunsten und durch ihren Schmutz und ihre Unsauberkeit gleichsam schwereren Atem und eine besondere Art dicker Luft verursachen.
Edition
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De Anima
LIV. DE RECEPTV.
[1] Quo igitur deducetur anima, iam hinc reddimus. Omnes ferme philosophi, qui immortalitatem animae, qualiterqualiter uolunt, tamen uindicant, ut Pythagoras, ut Empedocles, ut Plato, quique aliquod illi tempus indulgent ab excessu usque in conflagrationem uniuersitatis, ut Stoici, suas solas, id est sapientium, animas in supernis mansionibus collocant. [2] Plato quidem non temere philosophorum animabus hoc praestat, sed eorum qui philosophiam scilicet exornauerint amore puerorum. Adeo etiam inter philosophos magnum habet priuilegium impuritas. Itaque apud illum in aetherem sublimantur animae sapientes, apud Arium in aerem, apud Stoicos sub lunam. [3] Quos quidem miror, quod imprudentes animas circa terram prosternant, cum illas a sapientibus multo superioribus erudiri affirment. Vbi erit scholae regio in tanta distantia deuersoriorum? Qua ratione discipulae ad magistras conuentabunt tanto discrimine absentes? Quis autem illis postumae eruditionis usus ac fructus iamiam conflagratione perituris? [4] Reliquas animas ad inferos deiciunt. Hos Plato uelut gremium terrae describit in Phaedone, quo omnes labes mundialium sordium confluendo et ibi desidendo exhalent et quasi caeno immunditiarum suarum grossiorem haustum et priuatum illic aerem stipent.