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Über die Seele. (BKV)
58. Cap. Die Belohnung oder Bestrafung der Seele in der Unterwelt nimmt sofort nach dem Tode ihren Anfang und es gibt keinen indifferenten Zustand für dieselben.
Sind also sämtliche Seelen in der Unterwelt? Man mag es wollen oder nicht, ja; und es gibt dort bereits auch Bestrafungen und Erquickungen, –— vergleiche den Armen und den Reichen. Und weil ich in bezug auf diesen Punkt noch Etwas aufgespart hatte, so will ich es nun hier am Schluss richtigen Orts vorbringen. Warum will man nicht glauben, dass die Seele jetzt schon in der Unterwelt Strafen leide oder erquickt werde, in der Erwartung des doppelten Gerichtes und gewissermaassen in einer Vorwegnahme desselben und Anwartschaft darauf? Weil, wird man antworten, dem göttlichen Gerichte1 sein Geschäft unverkümmert bleiben muss, ohne irgend eine Vorwegnahme seiner Sentenz. Sodann auch deshalb nicht, weil die Auferstehung des Fleisches, als des Genossen der Arbeit und des Lohnes, noch abzuwarten ist.2
S. 376 Gut, was soll denn also in jenem Zeitraume geschehen? Werden wir schlafen? Nun schlafen aber die Seelen nicht einmal zu Lebzeiten des Menschen, denn der Schlaf ist nur Sache des Leibes, den allein der Tod angeht, so gut wie sein Abbild, der Schlaf. Oder willst du etwa, dass dort, wohin die ganze Menschheit gezogen, wo jede Hoffnung sicher gestellt wird, Nichtsthun herrsche? Meinst du, damit würde das Gericht vorweggenommen und nicht vielmehr angefangen? übereilt und nicht vielmehr vorbereitet? Wie ungerecht vollends würde in der Unterwelt ein müssiger Zustand3 sein, wenn dabei dem Schuldigen immer noch ganz gut zu Sinne ist und dem Unschuldigen noch nicht? Warum will man, dass es nach dem Tode noch unklare Hoffnungen, die in ungewisser Erwartung schweben, geben soll, und nicht vielmehr eine prüfende Rückschau über das Leben und die drohende Vorbereitung des Gerichts stattfinde?
Aber muss denn die Seele immer auf ihren Körper warten, um zu trauern oder zu frohlocken? Ist sie sich nicht selber genug, um beides zu erleiden? Wie oft wird die Seele gequält, ohne dass der Leib einen Schaden gelitten, von Trübsinn, Zorn und Widerwillen allein, dessen sie sehr oft sich selbst nicht einmal bewusst ist? Wie oft sucht sich dagegen, wenn der Körper geschlagen ist, die Seele eine heimliche Freude und macht sich von der Gemeinschaft mit dem Leibe, die ihr dann ungelegen ist, los? Ich will ein Lügner sein, wenn sie nicht wegen körperlicher Leiden sich sogar zu rühmen und zu freuen pflegt.
Blicke hin auf die Seele des Mucius, wie er seine rechte Hand im Feuer zerstört! Blicke hin auf Zeno, wie an seiner Seele die Martern des Tyrannen vorübergehen! Die Bisse wilder Tiere sind eine Zierde für die Jugend, wie bei Cyrus die von einem Bären herrührenden Narben.
Folglich wird sich die Seele auch in der Unterwelt zu freuen und zu betrüben wissen ohne das Fleisch, weil sie sich auch im Fleische, wenn sie will, sogar im unverletzten Fleische, betrübt, und im verletzten, wenn sie will, sich freut. Wenn sie während des Lebens das nach Gutdünken kann, warum nicht infolge des Gerichtes Gottes in noch höherem Maasse nach dem Tode? Aber noch nicht einmal das gesamte Thun teilt die Seele mit dem dienenden Fleische. Denn der Tadel Gottes verfolgt schon die blossen Gedanken und nackten Willensthätigkeiten. „Wer anblickt, um zu begehren, der hat im Herzen schon Ehebruch begangen.” Folglich ist es schon aus diesem Grunde sehr angemessen, dass die Seele, auch ohne den Leib zu erwarten, gestraft werde für das, was sie ohne Teilnahme des Leibes begangen hat. Ebenso wird sie wegen der frommen und guten Gedanken, bei denen sie des Fleisches nicht bedurfte, ohne das Fleisch belohnt werden. Wie, wenn sie selbst bei den körperlichen Thätigkeiten S. 377 diejenige ist, welche zuerst den Gedanken fasst, den Plan macht, befiehlt und antreibt? Und wenn sie manchmal auch nicht recht will, so ist sie doch die erste, die sich mit dem befasst, was sie durch den Leib zu vollbringen im Begriff steht. Denn niemals ist das Wissen später als das Thun. So harmoniert es ganz gut mit diesem Hergange, dass sie zuerst ihre Vergeltung erhält, da sie ihr zuerst gebührt.
In Summa, da wir unter jenem Kerker, welchen das Evangelium andeutet, die Unterwelt verstehen und den letzten Heller auf die geringen Vergehen beziehen, welche durch Hinausschieben der Auferstehung daselbst zu sühnen sind, so wird niemand daran zweifeln, dass die Seele in der Unterwelt büsse, ohne dass die Vollständigkeit der Auferstehung hinsichtlich des Leibes dadurch verkürzt werde. Das hat auch der Paraklet sehr häufig ans Herz gelegt, wenn er etwa Aussprüche als Folge der Anerkennung der von ihm verheissenen Gnadengaben zugelassen hat.
Wir haben nun jeglicher menschlichen Meinung über die Seele vom Standpunkte der christlichen Lehre aus Rede und Antwort gestanden und so, dünkt mich, der Wissbegierde, wenigstens der gerechtfertigten und notwendigen, Genüge geleistet; die übertriebene und müssige wird desto weniger lernen, jemehr ihr zu fragen beliebt.
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A Treatise on the Soul
Chapter LVIII.--Conclusion. Points Postponed. All Souls are Kept in Hades Until the Resurrection, Anticipating Their Ultimate Misery or Bliss.
All souls, therefore, are shut up within Hades: do you admit this? (It is true, whether) you say yes or no: moreover, there are already experienced there punishments and consolations; and there you have a poor man and a rich. And now, having postponed some stray questions 1 for this part of my work, I will notice them in this suitable place, and then come to a close. Why, then, cannot you suppose that the soul undergoes punishment and consolation in Hades in the interval, while it awaits its alternative of judgment, in a certain anticipation either of gloom or of glory? You reply: Because in the judgment of God its matter ought to be sure and safe, nor should there be any inkling beforehand of the award of His sentence; and also because (the soul) ought to be covered first by its vestment 2 of the restored flesh, which, as the partner of its actions, should be also a sharer in its recompense. What, then, is to take place in that interval? Shall we sleep? But souls do not sleep even when men are alive: it is indeed the business of bodies to sleep, to which also belongs death itself, no less than its mirror and counterfeit sleep. Or will you have it, that nothing is there done whither the whole human race is attracted, and whither all man's expectation is postponed for safe keeping? Do you think this state is a foretaste of judgment, or its actual commencement? a premature encroachment on it, or the first course in its full ministration? Now really, would it not be the highest possible injustice, even 3 in Hades, if all were to be still well with the guilty even there, and not well with the righteous even yet? What, would you have hope be still more confused after death? would you have it mock us still more with uncertain expectation? or shall it now become a review of past life, and an arranging of judgment, with the inevitable feeling of a trembling fear? But, again, must the soul always tarry for the body, in order to experience sorrow or joy? Is it not sufficient, even of itself, to suffer both one and the other of these sensations? How often, without any pain to the body, is the soul alone tortured by ill-temper, and anger, and fatigue, and very often unconsciously, even to itself? How often, too, on the other hand, amidst bodily suffering, does the soul seek out for itself some furtive joy, and withdraw for the moment from the body's importunate society? I am mistaken if the soul is not in the habit, indeed, solitary and alone, of rejoicing and glorifying over the very tortures of the body. Look for instance, at the soul of Mutius Scaevola as he melts his right hand over the fire; look also at Zeno's, as the torments of Dionysius pass over it. 4 The bites of wild beasts are a glory to young heroes, as on Cyrus were the scars of the bear. 5 Full well, then, does the soul even in Hades know how to joy and to sorrow even without the body; since when in the flesh it feels pain when it likes, though the body is unhurt; and when it likes it feels joy though the body is in pain. Now if such sensations occur at its will during life, how much rather may they not happen after death by the judicial appointment of God! Moreover, the soul executes not all its operations with the ministration of the flesh; for the judgment of God pursues even simple cogitations and the merest volitions. "Whosoever looketh on a woman to lust after her, hath committed adultery with her already in his heart." 6 Therefore, even for this cause it is most fitting that the soul, without at all waiting for the flesh, should be punished for what it has done without the partnership of the flesh. So, on the same principle, in return for the pious and kindly thoughts in which it shared not the help of the flesh, shall it without the flesh receive its consolation. Nay more, 7 even in matters done through the flesh the soul is the first to conceive them, the first to arrange them, the first to authorize them, the first to precipitate them into acts. And even if it is sometimes unwilling to act, it is still the first to treat the object which it means to effect by help of the body. In no case, indeed, can an accomplished fact be prior to the mental conception 8 thereof. It is therefore quite in keeping with this order of things, that that part of our nature should be the first to have the recompense and reward to which they are due on account of its priority. In short, inasmuch as we understand "the prison" pointed out in the Gospel to be Hades, 9 and as we also interpret "the uttermost farthing" 10 to mean the very smallest offence which has to be recompensed there before the resurrection, 11 no one will hesitate to believe that the soul undergoes in Hades some compensatory discipline, without prejudice to the full process of the resurrection, when the recompense will be administered through the flesh besides. This point the Paraclete has also pressed home on our attention in most frequent admonitions, whenever any of us has admitted the force of His words from a knowledge of His promised spiritual disclosures. 12 And now at last having, as I believe, encountered every human opinion concerning the soul, and tried its character by the teaching of (our holy faith,) we have satisfied the curiosity which is simply a reasonable and necessary one. As for that which is extravagant and idle, there will evermore be as great a defect in its information, as there has been exaggeration and self-will in its researches.
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Nescio quid. ↩
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"Operienda" is Oehler's text; another reading gives "opperienda," q.d., "the soul must wait for the restored body." ↩
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This "etiam" is "otium" in the Agobardine ms., a good reading; q.d. "a most iniquitous indifference to justice," etc. ↩
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Comp. The Apology, last chapter. ↩
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Xen. Cyropaed. p. 6. ↩
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Matt. v. 28. ↩
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Quid nunc si. ↩
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Conscientia. ↩
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Matt. v. 25. ↩
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Ver. 26. ↩
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Morâ resurrectionis. See above, on this opinion of Tertullian, in ch. xxxv. ↩
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[A symptom of Montanism.] ↩