Traduction
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Buch der Pastoralregel (BKV)
Einleitung
Nachdem wir gezeigt haben, wie der Seelsorger beschaffen sein muß, wollen wir jetzt darlegen, wie er lehren muß. Wie nämlich schon lange vor uns Gregor von Nazianz seligen Andenkens gelehrt hat, eignet sich eine und dieselbe Ermahnung nicht für alle, da nicht alle die gleiche Sittenbeschaffenheit besitzen. Oft nämlich schadet dem einen das, was dem andern nützt; so sind auch oft dieselben Kräuter, welche den einen Tieren als Futter dienen, für andere tödlich; ein leises Zischen besänftigt Pferde, reizt aber junge Hunde. Eine Arznei, die diese Krankheit hindert, steigert eine andere; ein Brot, das die Großen kräftigt, bringt Kleinen den Tod. Deshalb muß sich die Ansprache eines Lehrers nach der Beschaffenheil der Zuhörer richten, damit sie einerseits den Bedürfnissen der einzelnen entgegenkommt, andererseits aber doch der Kunst nicht entbehrt, allgemein zu erbauen. Denn was sind die in Aufmerksamkeit gespannten Gemüter der Zuhörer anderes als, wenn ich so sagen darf, die gespannten Saiten einer Zither? Der Künstler schlägt sie, damit ihr Gesang nicht von dem seinigen abweicht, auf verschiedentliche Art. Und so geben die Saiten eine zusammenstimmende Melodie, weil sie zwar mit demselben Stäbchen, aber nicht mit demselben Schlag S. 131 berührt werden. So muß auch jeder Lehrer, um seine Zuhörer alle in der einen Tugend der Liebe zu erbauen, zwar aus einer Lehre heraus sprechen, darf aber doch nicht mit der gleichen Ermahnung an jedes Herz rühren.
Edition
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Regulae pastoralis liber
Prologus.
Quia igitur qualis esse debeat pastor ostendimus, nunc qualiter doceat demonstremus. Ut enim longe ante nos reverendae memoriae Gregorius Nazianzenus edocuit (Orat. 1), non una eademque cunctis exhortatio congruit, quia nec cunctos par morum qualitas astringit. Saepe namque aliis officiunt, quae aliis prosunt. Quia et plerumque herbae quae haec animalia nutriunt, alia occidunt; et lenis sibilus equos mitigat, catulos instigat. Et medicamentum quod hunc morbum imminuit, alteri vires jungit; et panis qui vitam fortium roborat, parvulorum necat. Pro qualitate igitur audientium formari debet sermo doctorum, ut et ad sua singulis congruat, et tamen a communis aedificationis arte nunquam recedat. Quid enim sunt intentae mentes auditorum, nisi ut ita dixerim, quaedam in cithara tensiones stratae chordarum? quas tangendi artifex, ut non sibimetipsi dissimile canticum faciat, dissimiliter pulsat. Et idcirco chordae consonam modulationem reddunt, quia uno quidem plectro, sed non uno impulsu feriuntur. Unde et doctor quisque, ut in una cunctos virtute charitatis aedificet, ex una doctrina, non una eademque exhortatione tangere corda audientium debet.