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Werke Gregor der Grosse (540-604) Regula pastoralis

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Buch der Pastoralregel (BKV)

XXV. Kapitel: Wie man diejenigen zu ermahnen hat, welche aus zu großer Demut dem Predigtamte sich entziehen, und wie diejenigen, welche es mit voreiligem Eifer übernehmen

Anders muß man diejenigen ermahnen, welche zwar würdig predigen könnten, aus zu großer Demut aber sich davor fürchten, und anders diejenigen, welche ihre Unvollkommenheit oder ihr unreifes Alter vom Predigen abhalten sollte, während sie ihr voreiliger Eifer dazu antreibt. Diejenigen, welche zwar mit Nutzen predigen könnten, aber aus übermäßiger Demut sich davon ferne halten, sollen einer geringfügigeren Sache entnehmen, was sie sich in einer so wichtigen Angelegenheit zuschulden kommen lassen. Wenn sie nämlich ihr Geld vor notleidenden Mitmenschen versteckten, so würden sie ohne Zweifel zu deren Elend noch mithelfen. Nun können sie sehen, was für eine Schuld sie auf sich laden, wenn sie das Wort der Predigt ihren sündigen Brüdern entziehen und vor dahinsterbenden Seelen die lebenspendenden Heilmittel verborgen halten. Darum sagt mit Recht ein Weiser: „Verborgene Weisheit und ein versteckter Schatz, wozu sind beide nütze?“1 Wenn eine Hungersnot über das Volk käme und sie heimlich Getreide versteckt hielten, so wären sie ohne Zweifel schuldig, daß Leute verhungern. Mögen sie also bedenken, welche Strafe diejenigen verdienen, die das Brot der empfangenen Gnade nicht ausspenden, obwohl die Seelen aus Hunger nach dem Worte dahinsterben. Darum sagt Salomon treffend: „Wer Getreide verbirgt, wird unter den Völkern verflucht sein.“2 Getreide verbirgt, wer die Worte heiliger Predigt bei sich behält. Bei den Völkern aber wird ein solcher verflucht: denn sein Stillschweigen allein verschuldet es, daß er zur S. 213 Strafe für die vielen, die er hätte zur Besserung bringen können, verdammt wird. Wenn Heilkundige sähen, daß eine Wunde aufgeschnitten werden muß, und sie weigerten sich dennoch zu schneiden, so machten sie sich schon wegen dieser Nachlässigkeit des Brudermordes schuldig. Die also die Seelenwunden kennen und sie durch ihre Worte nicht heilen wollen, mögen zusehen, was für eine Schuld sie auf sich laden. Darum heißt es mit Recht beim Propheten: „Verflucht, wer sein Schwert abhält vom Blute!“3 Man „hält das Schwert vom Blute ab“, wenn man das Wort der Predigt zurückhält, das Leben nach dem Fleische zu töten. Von diesem Sehwerte heißt es an einer andern Stelle: „Mein Schwert soll Fleisch fressen.“4 Wenn sie also das Wort der Predigt bei sich verborgen halten, sollen sie mit Schrecken die gegen sie gerichteten göttlichen Aussprüche erwägen, damit Furcht die Furcht aus ihren Herzen vertreibe. Sie sollen hören, daß derjenige, welcher sein Talent nicht benützen wollte, es verlor und das Verdammungsurteil hören mußte. Sie sollen hören, daß Paulus sich deshalb für rein vom Blute der Mitmenschen hielt, weil er in der Rüge ihrer Fehler keine Schonung geübt hatte: „Ich bezeuge euch an dem heutigen Tage, daß ich rein bin vom Blute aller. Denn ich habe mich nicht entzogen, euch den ganzen Ratschluß Gottes zu verkünden.“5 Sie sollen hören, wozu Johannes durch die Stimme des Engels ermahnt wird: „Wer hört, der sage: Komm!“6 Wem sich nämlich die innere Stimme vernehmlich macht, der soll seine Stimme erheben und auch andere dorthin ziehen, wohin er sich selbst gezogen fühlt; unterläßt er das, so wird er, obwohl gerufen, verschlossene Türen finden, weil er leer vor dem Rufenden erscheint. Sie sollen hören, daß Isaias, vom göttlichen Licht erleuchtet, mit lautem Bußrufe sich selbst tadelte, weil er den Dienst des Wortes unterlassen und geschwiegen hatte: „Wehe mir, daß ich geschwiegen habe!“7 Sie S. 214 sollen hören, daß durch Salomon dem ein Fortschritt in der Predigtkunst versprochen wird, der das Maß, das er bereits erhalten, von Lauheit freihält. Er sagt nämlich: „Eine Seele, die segnet, wird reichlich gesättigt werden; und wer reichlich tränkt, wird auch selbst reichlich getränkt werden.“8 Denn wer nach außen durch die Predigt segnet, der empfängt die Fülle inneren Fortschrittes; und wenn er nicht abläßt, das Herz der Zuhörer mit dem Wein des Wortes zu berauschen, nimmt auch er zu, berauscht von dem Trank vermehrter Gnade. Sie sollen hören, was David Gott für ein Opfer darbrachte, indem er die empfangene Predigtgabe nicht vergrub: „Siehe, ich werde meinen Lippen nicht wehren. Herr, du weißt es! Deine Gerechtigkeit habe ich nicht in meinem Herzen verborgen; deine Wahrheit und dein Heil habe ich gepriesen.“9 Sie sollen beachten, was der Bräutigam zur Braut sagt: „Die du in den Gärten wohnst, Freunde lauschen; laß mich deine Stimme hören!“10 Die Kirche wohnt nämlich in den Gärten und behütet die angelegten Tugendpflanzungen, bis deren inneres Wachstum gediehen ist. Die Freunde horchen auf ihre Stimme, d. h. alle Auserwählten haben Verlangen nach der Verkündigung des göttlichen Wortes; und selbst der Bräutigam verlangt diese Stimme zu hören; denn in den Seelen seiner Auserwählten sehnt er sich nach der kirchlichen Predigt. Sie sollen hören, was Moses sagte, als er sah, daß Gott dem Volke zürnte und nach dem Racheschwert zu greifen befahl; er erklärte nämlich alle jene als Streiter Gottes, die ohne Zaudern die Übeltäter bestraften, indem er sagte: „Ist einer des Herrn, so geselle er sich zu mir. … Jeder tue sein Schwert um seine Hüfte und gehet hin und her, von Tor zu Tor durch die Mitte des Lagers und jeglicher töte seinen Bruder und seinen Freund und seinen Nachbar.“11 Das Schwert gürtet um seine Hüfte, wer das Predigtstudium den fleisch- S. 215 lichen Lüsten vorzieht; denn wenn jemand von heiligen Dingen reden will, so muß er die unerlaubten Versuchungen bezähmen. „Von Tor zu Tor gehen“ heißt, ein seelenmordendes Laster nach dem andern bekämpfen. „Durch die Mitte des Lagers gehen“ heißt, mit solcher Unparteilichkeit in der Gemeinde leben, daß man in seinem Streite wider die Sünde niemanden begünstigt. Darum heißt es mit Recht: „Jeglicher töte seinen Bruder und seinen Freund und seinen Nachbar.“ Bruder, Freund und Nachbar tötet, wer, wenn er Strafwürdiges findet, mit dem Schwert der Zurechtweisung auch die Blutsfreunde nicht verschont. Wenn also der als Streiter Gottes gilt, der durch die Liebe zu Gott zur Bestrafung der Sünden angeeifert wird, so will offenbar derjenige Gott nicht angehören, der sich weigert, das Leben fleischlicher Menschen genügend zu rügen.

Jene hingegen, welche ihre Unvollkommenheit oder ihr unreifes Alter vom Predigtamt ausschließt, während sie doch in unbedachtsamer Eile darnach greifen, muß man ermahnen, sie sollen sich doch nicht durch eilfertige Anmaßung eines so wichtigen und schwierigen Amtes den Weg zu späterer Besserung abschneiden; denn wenn sie unzeitig auf sich nehmen, was ihre Kräfte übersteigt, machen sie sich auch zu dem unfähig, was sie einmal zur rechten Zeit hätten leisten können; und es wird sich in gerechter Weise zeigen, daß sie um die Wissenschaft gekommen sind, welche sie unziemlich zur Schau tragen wollten. Man muß ihnen zu erwägen geben, daß die jungen Vögel, wenn sie fliegen wollen, ehe ihnen die Flügel erstarkt sind, anstatt sich in die Höhe zu schwingen, in die Tiefe stürzen. Man muß ihnen zu erwägen geben, daß man kein Haus, sondern eine Ruine baut, wenn man die schweren Balken auf neue, noch nicht gefestigte Mauern legt. Man muß ihnen zu erwägen geben, daß die Frauen nicht die Häuser, sondern die Gräber füllen, wenn sie die Kinder vor ihrer vollen Entwicklung gebären. Darum wollte auch die ewige S. 216 Wahrheit selbst, welche doch auf einmal kräftig machen konnte, wen sie wollte, doch den spätem Geschlechtern ein Beispiel geben, nicht unvorbereitet das Predigtamt sich anzumaßen, und unterrichtete deshalb die Apostel gründlich in der Kunst zu predigen und fügte dann bei: „Ihr aber bleibet in der Stadt, bis ihr ausgerüstet werdet mit der Kraft aus der Höhe!“12 In der Stadt bleiben wir, wenn wir uns in das Innere unseres Herzens zurückziehen und nicht mit der Rede draußen umherschweifen, um dann, wenn wir mit der göttlichen Kraft vollständig ausgerüstet sind, gleichsam aus uns heraustretend die Unterweisung anderer zu beginnen. Darum heißt es bei einem Weisen: „Jüngling! in deiner eigenen Sache rede kaum; und erst wenn du zweimal gefragt wirst, so nehme deine Antwort ihren Anfang!“13 Aus demselben Grunde wollte auch unser Erlöser, obwohl er als Schöpfer im Himmel thront und in der Entfaltung seiner Macht allezeit der Lehrer der Engel ist, doch hier auf Erden vor seinem dreißigsten Jahr nicht Lehrer der Menschen werden. Er wollte dadurch den Eilfertigen eine große heilsame Furcht einflößen, da er selbst, der nicht sündigen konnte, nicht vor dem vollkommenen Alter die Gnade des vollkommenen Lebens predigte. Es heißt nämlich in der Schrift: „Als der Knabe Jesus zwölf Jahre alt war, blieb er in Jerusalem.“14 Gleich darauf heißt es, die Eltern suchten ihn und „sie fanden ihn im Tempel, wie er unter den Lehrern saß und ihnen zuhörte und sie befragte.“15 Sehr zu beachten ist, daß es von dem zwölfjährigen Jesus heißt, er sei gefunden worden in Mitte der Lehrer, aber nicht lehrend, sondern fragend. Durch dieses Beispiel wird darauf hingewiesen, daß kein Schwacher zu lehren wagen soll, wenn dieser Knabe durch Fragen Belehrung suchte, der durch seine göttliche Macht den Lehrern selbst die Wissenschaft verlieh. Wenn aber Paulus seinem Schüler S. 217 sagt: „Dies schreibe vor und lehre; niemand mißachte deine Jugend“,16 so müssen wir wissen, daß in der Hl. Schrift das Jünglingsalter bisweilen Jugend17 genannt wird. Dies sehen wir sofort, wenn wir die Worte Salomons anführen: „Freue dich, Jüngling, in deiner Jugend!“18 Denn wenn er nicht beides für eines hielte, würde er nicht den einen Jüngling nennen, dem er Mahnungen für die Jugendzeit erteilt.


  1. Sir. 20, 32. ↩

  2. Sprichw. 11, 26. ↩

  3. Jer. 48, 10. ↩

  4. Deut. 32, 42. ↩

  5. Apg. 20, 26 f. ↩

  6. Offenb. 22, 17. ↩

  7. Is. 6, 5. ↩

  8. Sprichw. 11, 25. ↩

  9. Ps. 39, 10 f. ↩

  10. Hohel. 8, 13. ↩

  11. Exod. 32, 26 f. ↩

  12. Luk. 24, 49. ↩

  13. Sir. 32, 10 f. ↩

  14. Luk. 2, 42 f. ↩

  15. Ebd. 2, 46. ↩

  16. 1 Tim. 4, 11 f. ↩

  17. iuventus (Alter von 20 bis 40 Jahren) und adolescentia (Jugend bis zu 20 Jahren). ↩

  18. Pred. 11, 9. ↩

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Regulae pastoralis liber

Caput XXV.

Quomodo admonendi

qui officium praedicationis nimia humilitate detrectant,

et qui praecipiti festinatione occupant.

Aliter admonendi sunt qui cum praedicare digne valeant, prae nimia humilitate formidant; atque aliter admonendi sunt quos a praedicatione imperfectio vel aetas prohibet, et tamen praecipitatio impellit. Admonendi namque sunt qui cum praedicare utiliter possunt, immoderata tamen humilitate refugiunt; ut ex minori consideratione colligant quantum in majoribus rebus derelinquant. Si enim indigentibus proximis ipsi quas haberent pecunias absconderent, adjutores proculdubio calamitatis exstitissent. Quo ergo reatu constringantur aspiciant, qui dum peccantibus fratribus verbum praedicationis subtrabunt, morientibus mentibus vitae remedia abscondunt. Unde et bene quidam sapiens dicit: Sapientia abscondita et thesaurus invisus, quae utilitas in utrisque (Eccli. XX, 32)? Si populos fames attereret, et occulta frumenta ipsi servarent, auctores proculdubio mortis existerent. Qua itaque plectendi sunt poena considerent, qui cum fame verbi animae pereant, ipsi panem perceptae gratiae non ministrant. Unde et bene per Salomonem dicitur: Qui abscondit frumenta, maledicetur in populis (Prov. XI, 26). Frumenta quippe abscondere, est praedicationis sanctae apud se verba retinere. In populis autem talis quisque maledicitur, quia in solius culpa silentii pro multorum quos corrigere potuit poena damnatur. Si medicinalis artis minime ignari secandum vulnus cernerent, et tamen secare recusarent, profecto peccatum fraternae mortis ex solo torpore committerent. Quanta ergo culpa involvantur aspiciant, qui dum cognoscunt vulnera mentium, curare ea negligunt sectione verborum. Unde et bene per prophetam dicitur: Maledictus qui prohibet gladium suum a sanguine (Jer. XLVIII, 10). Gladium quippe a sanguine prohibere, est praedicationis verbum a carnalis vitae interfectione retinere. De quo rursum gladio dicitur: Et gladius meus manducabit carnes (Deut. XXXII, 42).

Hi itaque cum apud se sermonem praedicationis occultant, divinas contra se sententias terribiliter audiant, quatenus ab eorum cordibus timorem timor expellat. Audiant quod talentum qui erogare noluit, cum sententia damnationis amisit (Matth. XXV, 24, seq.). Audiant quod Paulus eo se a proximorum sanguine mundum credidit, quo feriendis eorum vitiis non pepercit, dicens: Contestor vos hodierna die, quia mundus sum a sanguine omnium: non enim subterfugi quominus annuntiarem omne consilium Dei vobis (Act. XX, 26, 27). Audiant quod voce angelica Joannes admonetur, cum dicitur: Qui audit, dicat: Veni (Apoc. XXII, 17). Ut nimirum cui se vox interna insinuat, illuc etiam clamando alios quo ipse rapitur trahat; ne clausas fores etiam vocatus inveniat, si vocanti vacuus appropinquat. Audiant quod Isaias quia a verbi ministerio tacuit, illustratus superno lumine, magna voce poenitentiae se ipse reprehendit, dicens: Vae mihi quia tacui (Isai. VI, 5). Audiant quod per Salomonem in illum praedicationis scientia multiplicari promittitur, qui in hoc quod jam obtinuit, torporis vitio non tenetur. Ait namque: Anima quae benedicit, impinguabitur; et qui inebriat, ipse quoque inebriabitur (Prov. XI, 25). Qui enim exterius praedicando benedicit, interioris augmenti pinguedinem recipit; et dum vino eloquii auditorum mentem debriare [inebriare] non desinit, potu multiplicati muneris debriatus excrescit. Audiant quod David hoc Deo in munere obtulit, quod praedicationis gratiam quam acceperat non abscondit, dicens: Ecce labia mea non prohibebo. Domine, tu cognovisti; justitiam tuam non abscondi in corde meo, veritatem tuam et salutare tuum dixi (Ps. XXXIX, 10, 11). Audiant quod sponsi colloquio ad sponsam dicitur: Quae habitas in hortis, amici auscultant; fac me audire vocem tuam (Cant. VIII, 13). Ecclesia quippe in hortis habitat, quae ad viriditatem intimam exculta plantaria virtutum servat. Cujus vocem amicos auscultare, est electos quosque verbum praedicationis illius desiderare: quam videlicet vocem sponsus audire desiderat, quia ad praedicationem ejus per electorum suorum animas anhelat. Audiant quod Moyses cum irascentem Deum populo cerneret, et assumi ad ulciscendum gladio juberet; illos a parte Dei denuntiavit existere, qui delinquentium scelera incunctanter ferirent, dicens: Si quis Domini est, jungatur mihi; ponat vir gladium super femur suum: ite et redite de porta usque ad portam per medium castrorum, et occidat unusquisque fratrem, et amicum, et proximum suum (Exod. XXXII, 27). Gladium quippe super femur ponere, est praedicationis studium voluptatibus carnis anteferre; ut cum sancta quis studet dicere, curet necesse est illicitas suggestiones edomare. De porta vero usque ad portam ire, est a vitio usque ad vitium, per quod ad mentem mors ingreditur, increpando discurrere. Per medium vero castrorum transire, est tanta aequalitate intra Ecclesiam vivere, ut qui delinquentium culpas redarguit, in nullius se debeat favorem declinare. Unde et recte subjungitur: Occidat vir fratrem, et amicum, et proximum suum. Fratrem scilicet et amicum et proximum interficit, qui cum punienda invenit, ab increpationis gladio nec eis quos per cognationem diligit parcit. Si ergo ille Dei dicitur qui ad ferienda vitia zelo divini amoris excitatur, profecto esse se Dei denegat, qui inquantum sufficit, increpare vitam carnalium recusat. At contra admonendi sunt quos a praedicationis officio vel imperfectio, vel aetas prohibet, et tamen praecipitatio impellit, ne dum tanti sibi onus officii praecipitatione arrogant, viam sibi subsequentis meliorationis abscidant; et cum arripiunt intempestive quod non valent, perdant etiam quod implere quandoque tempestive potuissent; atque scientiam, quia incongrue conantur ostendere, juste ostendantur amisisse. Admonendi sunt ut considerent quod pulli avium si ante pennarum perfectionem volare appetant, unde ire in alta cupiunt, inde in ima merguntur. Admonendi sunt ut considerent quod, structuris recentibus necdum solidatis, si tignorum pondus superponitur, non babitaculum, sed ruina fabricatur. Admonendi sunt ut considerent quod conceptas soboles feminae si priusquam plene formentur proferunt, nequaquam domos, sed tumulos replent. Hinc est enim quod ipsa Veritas, quae repente quos vellet roborare potuisset, ut exemplum sequentibus daret, ne imperfecti praedicare praesumerent, postquam plene discipulos de virtute praedicationis instruxit, illico adjunxit: Vos autem sedete in civitate quoadusque induamini virtute ex alto (Luc. XXIV, 49). In civitate quippe considemus, si intra mentium nostrarum nos claustra constringimus, ne loquendo exterius evagemur; ut cum virtute divina perfecte induimur, tunc quasi a nobismetipsis foras etiam alios instruentes exeamus. Hinc per quemdam sapientem dicitur: Adolescens loquere in causa tua vix; et si bis interrogatus fueris, habeat initium responsio tua (Eccli. XXXII, 10). Hinc est quod idem Redempter noster, cum in coelis sit conditor, et ostensione suae potentiae semper doctor angelorum, ante tricennale tempus in terra magister noluit fieri hominum; ut videlicet praecipitatis vim saluberrimi timoris infunderet, cum ipse etiam, qui labi non posset, perfectae vitae gratiam non nisi perfecta aetate praedicaret. Scriptum quippe est: Cum factus esset annorum duodecim, remansit puer Jesus in Jerusalem (Luc. II, 42). De quo a parentibus requisito, paulo post subditur: Invenerunt illum in templo sedentem in medio doctorum, audientem illos et interrogantem (Ibid., 46). Vigilanti itaque consideratione pensandum est, quod cum Jesus annorum duodecim dicitur in medio doctorum sedens, non docens, sed interrogans invenitur. Quo exemplo scilicet ostenditur ne infirmus docere quis audeat, si ille puer doceri interrogando voluit, qui per divinitatis potentiam verbum scientiae ipsis suis doctoribus ministravit. Cum vero per Paulum discipulo dicitur: Praecipe haec et doce: nemo adolescentiam tuam contemnat (I Tim. IV, 12); sciendum nobis est quia in sacro eloquio aliquando adolescentia juventus vocatur. Quod citius ostenditur, si Salomonis ad medium verba proferantur, qui ait: Laetare juvenis in adolescentia tua (Eccle. XI, 9). Si enim utraque unum esse non decerneret, quem monebat in adolescentia, juvenem non vocaret.

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