III. Kapitel: Wie man Fröhliche und wie man Trauernde ermahnen muß
Anders muß man Fröhliche, anders Trauernde ermahnen. Den Fröhlichen muß man den traurigen Zustand vorhalten, der auf das Gericht folgt, den Trauernden aber die Freude, die mit dem ewigen Reich verheißen ist. Die Fröhlichen sollen aus strengen Drohungen erkennen, was sie zu fürchten haben; die Trauernden sollen die freudenvollen Belohnungen vernehmen, auf die sie hoffen dürfen. Zu jenen ist gesagt: „Wehe euch, die ihr jetzt lachet; denn ihr werdet weinen!“1 Diese aber vernehmen aus dem Munde desselben göttlichen Lehrers das Wort: „Ich werde euch wiederum sehen und euer Herz wird sich freuen und eure Freude wird niemand von euch nehmen.“2 Bei manchen haben aber Fröhlichkeit und Traurigkeit ihren Grund nicht in tatsächlichen Ereignissen, sondern im Temperamente. Diese muß man nun darauf aufmerksam machen, daß gewissen Temperamenten gewisse Fehler entsprechen. So liegt den Fröhlichen die Wollust, den Traurigen der Zorn nahe. Deswegen muß einer nicht bloß erwägen, was sein Temperament mit sich bringt, sondern auch zu welchen Fehlern es ihn hindrängt; denn ohne Kampf gegen das, was ihm das Temperament zu tragen auferlegt, unterliegt er auch noch dem Laster, von dem er sich frei wähnt. S. 137