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Œuvres Grégoire Ier, pape (540-604) Regula pastoralis Buch der Pastoralregel (BKV)
Dritter Teil: Wie der Seelsorger, der ein gutes Leben führt, seine Untergebenen lehren und ermahnen muß

XIII. Kapitel: Wie man diejenigen ermahnen muß, welche sich vor Heimsuchungen fürchten, und wie diejenigen, welche sie verachten

Anders muß man diejenigen ermahnen, welche sich vor Heimsuchungen fürchten und deshalb ein unschuldiges Leben führen, und anders diejenigen, welche so in der Bosheit verhärtet sind, daß sie auch durch Heimsuchungen sich nicht bessern lassen. Denjenigen, welche sich vor Leiden fürchten, muß man sagen, sie sollen die zeitlichen Güter keineswegs als etwas Großes ersehnen, da S. 166 sie sie ja auch bei den Bösen sehen, und sie sollen die zeitlichen Übel nicht als etwas Unerträgliches fliehen, da sie sehen, wie ja oft auch die Guten davon betroffen werden. Man muß sie ermahnen, sie sollen, wenn sie wahrhaft frei von Übeln sein wollen, sich vor der ewigen Strafe fürchten, aber nicht bei dieser Furcht vor Strafe stehen bleiben, sondern durch Übung der Nächstenliebe zur Gnade der Gottesliebe fortschreiten. Heißt es ja doch in der Schrift: „Die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus“,1 und an einer anderen Stelle: „Ihr habt nicht den Geist der Knechtschaft empfangen, um euch wiederum zu fürchten, sondern den Geist der Kindschaft, in welchem wir rufen: Abba (Vater)!“2 Darum sagt auch derselbe heilige Lehrer: „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“3 Wenn einen also noch Furcht vor Strafe von bösen Werken abhält, so hat offenbar die Geistesfreiheit noch nicht von der Seele Besitz genommen. Denn er würde, wenn er die Strafe nicht fürchtete, ohne Zweifel die Sünde begehen. Es kennt also die Seele, die noch in knechtischer Furcht gefangen ist, die Gnade der Freiheit noch nicht. Denn das Gute muß man um seiner selbst willen lieben und nicht durch Strafandrohung gezwungen vollführen. Wer nur deshalb das Gute tut, weil er Qualen und Peinen fürchtet, der möchte, daß die Strafe, die er fürchtet, nicht existiere, um kühn das Böse tun zu können. Darum ist es gewiß und sonnenklar, daß er vor Gott nicht schuldlos ist, weil er in seinen Augen durch diesen Wunsch sich versündigt.

Diejenigen hingegen, die sich nicht einmal durch Heimsuchungen von ihren Sünden abschrecken lassen, muß man um so schärfer tadeln, je mehr sie in ihrer Gleichgültigkeit verhärtet sind. Am besten ist es, man drückt ihnen seinen Abscheu aus und sagt ihnen, daß man alle Hoffnung aufgebe, ohne daß man jedoch selbst daran glaubt; dadurch soll erreicht werden, daß die Verzweiflung an ihrer Besserung ihnen Schrecken einjagt und die S. 167 daran geknüpfte Mahnung sie dann wieder mit Hoffnung erfüllt. Mit aller Strenge muß man ihnen die göttlichen Aussprüche vorhalten, damit sie durch den Gedanken an die ewige Strafe zur Selbstkenntnis gelangen. Sie sollen hören, daß an ihnen das Wort der Schrift in Erfüllung gehe: „Zerstießest du auch den Toren im Mörser, wie man Grütze mit dem Stößel zerstößt, so würde seine Torheit doch nicht von ihm genommen.“4 Über sie beklagt sich der Prophet beim Herrn mit den Worten: „Du hast sie zermalmt, aber sie wollten nicht Zucht annehmen.“5 Darum spricht der Herr: „Ich habe mein Volk getötet und vernichtet, aber dennoch kehrten sie von ihren Wegen nicht um.6 Und ferner: „Das Volk bekehrte sich nicht zu dem, der es schlug.“7 Darum klagt der Prophet im Namen derer, die das Strafgericht vollführen: „Wir wollten Babylon heilen, aber es ist nicht heil geworden.“8 Man will nämlich Babylon heilen und macht es doch nicht heil, wenn die ins Böse versunkene Seele die Zurechtweisung hört und die Strafgerichte sieht und es doch verschmäht, auf den Weg des Heiles zurückzukehren. Darum macht der Herr dem Volke Israel, das selbst in der Gefangenschaft sich nicht von seiner Bosheit bekehrte, den Vorwurf: „Das Haus Israel ist für mich zu Schlacken verwandelt; sie alle sind Erz und Zinn und Eisen und Blei im Schmelzofen.“9 Damit will der Herr sagen: Ich wollte sie reinigen durch das Feuer der Trübsal und wollte Silber oder Gold aus ihnen gewinnen, aber im Ofen haben sie sich mir in Erz, Zinn, Eisen und Blei verwandelt, weil sie selbst in der Trübsal nicht der Tugend, sondern den Lastern nachgingen. Das Erz klingt, wenn es angeschlagen wird, länger nach als die übrigen Metalle. Wer also bei der Züchtigung in Murren ausbricht, der hat sich im Ofen in Erz verwandelt. Wenn das Zinn künstlich behandelt wird, so könnte man es fälschlich für Silber halten. Wer also auch in S. 168 der Trübsal das Laster der Verstellung nicht aufgibt, der ist im Ofen zu Zinn geworden. Des Eisens bedient sich, wer dem Nebenmenschen nach dem Leben strebt. Dem Eisen im Ofen also gleicht, wer auch in der Trübsal die Lust, andern zu schaden, nicht aufgibt. Das Blei ist schwerer als die andern Metalle. Blei im Ofen ist also, wen die Last seiner Sünden so zur Erde niederzieht, daß er auch in der Trübsal von seinen irdischen Gelüsten nicht abläßt. Darum steht auch geschrieben: „Viele Mühe war daran gewendet, aber sein vieler Rost ist nicht von ihm abgegangen, auch nicht durch Feuer.“10 Gott legt uns in das Feuer der Trübsal, um uns vom Roste der Sünde zu reinigen; aber der geht auch durchs Feuer nicht ab, wenn wir sogar bei seinen Strafgerichten die Sünde nicht aufgeben. Darum spricht wiederum der Prophet: „Umsonst schmolz der Schmelzer; denn ihre Bosheit wurde nicht vernichtet.“11

Jedoch ist zu beachten, daß manche, die auch bei den strengsten Strafen sich unverbesserlich zeigen, durch liebevolles Zureden sich erweichen lassen. Wenn alle Züchtigungen an ihnen fruchtlos bleiben, so hält sie oft ein sanftes Wort vom Bösen ab. So macht manchmal lauwarmes Wasser die Kranken wieder gesund, die selbst ein kräftiger Reinigungstrank nicht zu heilen vermochte; so heilt auch manche Wunde durch Ölumschläge, nachdem Schneiden an ihr erfolglos blieb; so läßt sich auch der harte Diamant durch Eisen nicht schneiden, aber lindes Bocksblut weicht ihn auf.


  1. 1 Joh. 4, 18. ↩

  2. Röm. 8, 15. ↩

  3. 2 Kor. 3, 17. ↩

  4. Sprichw. 27, 22. ↩

  5. Jer. 5, 3. ↩

  6. Ebd. 15, 7. ↩

  7. Is. 9, 13. ↩

  8. Jer. 51, 9. ↩

  9. Ezech. 22, 18. ↩

  10. Ezech. 24, 12. ↩

  11. Jer. 6, 29. ↩

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