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Works Gregory I, pope (540-604) Regula pastoralis Buch der Pastoralregel (BKV)
Dritter Teil: Wie der Seelsorger, der ein gutes Leben führt, seine Untergebenen lehren und ermahnen muß

XV. Kapitel: Wie man Träge und wie man Rasche ermahnen muß

Anders muß man Träge, anders Rasche ermahnen. Jene muß man davor warnen, daß sie nicht durch ihr Hinausschieben das Gute, das sie tun sollen, ganz verlieren; diese muß man warnen, daß sie nicht durch ihre überstürzte Ausübung des Guten das Verdienst dafür verringern. Den Trägen muß man nahelegen, daß wir das Gute oft, wenn wir es zur rechten Zeit nicht tun wollen, obwohl wir es können, später überhaupt nicht mehr tun können, wenn wir auch wollen. Denn auch die Lauheit, in der schließlich doch noch ein guter Vorsatz wurzelt, wird, wenn nicht das rechte Feuer über sie kommt, von völliger Schlaffheit ertötet. Darum sagt Salomon kurz und bündig: „Die Trägheit versenkt in Schlaf.“1 Denn der Träge hat noch die rechte Gesinnung und wacht noch, obwohl er durch sein Nichtstun schlaff wird; aber es heißt, daß die Trägheit in Schlaf versenke, weil allmählich auch die Wachsamkeit über die gerechte Gesinnung verlorengeht, wenn der Eifer für die guten Werke aufhört. Darum heißt es an jener Stelle noch: „Und eine lässige Seele wird Hunger leiden.“2 Denn da sie sich nicht mit Energie nach höheren Zielen richtet, verkommt sie und verflacht in eitlen Wünschen; da sie durch kein höheres Streben gehalten wird, verschmachtet sie im Hunger niedriger Begierden; weil sie sich nicht an strenge Zucht binden will, verfällt sie in ihrem Hunger auf wollüstige Begierden. Deshalb sagt Salomon: „Jeder Müßige beschäftigt sich mit Wünschen.“3 Darum heißt in der Predigt der göttlichen Wahrheit das Haus rein, welches ein Geist verlassen hat; aber, da es leer steht, kehrt er mit vielen anderen zurück und nimmt es in Besitz.4 Meistens stellt sich der Träge bei der Vernachlässigung S. 174 seiner Pflicht allerlei Schwierigkeiten vor und hat vor manchem eine törichte Furcht; und indem er so einen scheinbaren Grund zu gerechter Furcht gefunden, macht er sich vor, daß er gar nicht mit Unrecht im Nichtstun verharre. Mit Recht sagt Salomon von ihm: „Wegen der Kälte wollte der Faule nicht ackern; er wird also im Sommer betteln, und man wird ihm nichts geben.“5 Wegen der Kälte ackert der Faule nicht, wenn er aus Lauheit und Trägheit das pflichtgemäße Gute nicht tut. Wegen der Kälte ackert der Faule nicht, wenn er fürchtet, daß ihm kleine Übel zustoßen könnten, und er deshalb die wichtigsten Dinge ungetan läßt. Darum heißt es treffend: „Er wird im Sommer betteln, und man wird ihm nichts geben.“ Denn wer es sich jetzt um der guten Werke willen keinen Schweiß kosten läßt, der wird, wenn die glühende Sonne des Gerichtstages aufgegangen sein wird, vergebens den Eintritt ins Himmelreich erbitten und so im Sommer betteln, aber nichts bekommen. Abermal sagt Salomon von ihm treffend: „Wer auf den Wind achtet, säet nicht; und wer nach den Wolken schaut, wird niemals ernten.“6 Bedeutet nicht der Wind die Versuchung durch die bösen Geister? Und die Wolken, die vom Winde dahingetragen werden, bedeuten sie nicht die Nachstellungen böser Menschen? Die Wolken werden vom Winde getrieben, weil die bösen Menschen durch Einflüsterungen unreiner Geister aufgestachelt werden. Wer also auf den Wind achtet, der säet nicht, und wer die Wolken betrachtet, der erntet nie; denn wer die Versuchung der bösen Geister oder wer die Verfolgung von seiten böser Leute fürchtet, der sät jetzt nicht den Samen guter Werke und wird dereinst nicht die Garben heiliger Vergeltung ernten.

Die Raschen dagegen, welche das Gute immer vorzeitig tun, entwerten ihr Verdienst und fallen oft sogar in Sünden, da sie im Guten keinen Unterschied machen. Sie sehen nie darauf, was und wann etwas geschehen S. 175 soll, sondern sehen erst, wenn die Sache schon geschehen ist, daß sie es so nicht hätten machen sollen. Ihnen sagt Salomon treffend, als wären sie seine Zuhörer: „Mein Sohn, tue nichts ohne Überlegung; dann wird es dich nicht reuen, wenn es geschehen ist!“7 Und an einer andern Stelle: „Laß deine Augenlider deinen Schritten vorausgehen!“8 Die Augenlider gehen unsern Schritten voran, wenn unsern Werken gründliche Überlegung voraus geht. Denn wer es vernachlässigt, seine Werke wohl zu überlegen, der macht allerdings Schritte, schließt aber die Augen und geht so seines Weges; aber er schaut nicht voraus, und so wird er bald zu Fall kommen, weil er mit den Augenlidern der Überlegung nicht darauf achtet, wohin er in seinem Tun den Fuß setzen soll.


  1. Sprichw. 19, 15. ↩

  2. Ebd. ↩

  3. Ebd. 21, 26. ↩

  4. Matth. 12, 44. ↩

  5. Sprichw. 20, 4. ↩

  6. Pred. 11, 4. ↩

  7. Sir. 32, 24. ↩

  8. Pred. 11, 4. ↩

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