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Œuvres Grégoire Ier, pape (540-604) Regula pastoralis Buch der Pastoralregel (BKV)
Dritter Teil: Wie der Seelsorger, der ein gutes Leben führt, seine Untergebenen lehren und ermahnen muß

XXIV. Kapitel: Wie man die ermahnen muß, die in der Religion noch unwissend sind, und wie diejenigen, welche gelehrt, aber nicht demütig sind

Anders muß man diejenigen ermahnen, welche die Worte des göttlichen Gesetzes nicht richtig verstehen, und anders diejenigen, welche die christliche Lehre zwar recht verstehen, aber nicht mit Demut davon sprechen. Denjenigen, welche die Worte des göttlichen Gesetzes nicht richtig auffassen, muß man zu erwägen geben, daß sie sich den heilsamen Trunk Wein in Gift verwandeln und mit dem chirurgischen Messer sich eine tödliche Wunde beibringen, weil sie auf diese Weise das S. 208 Gesunde in sich ertöten, während sie die wunde Stelle hätten heilen sollen. Man muß ihnen zu erwägen geben, wie die Hl. Schrift in der Nacht des gegenwärtigen Lebens uns gleichsam als Leuchte gegeben ist; wenn sie nun ihre Worte nicht richtig auffassen, so haben sie statt des Lichtes die Finsternis. Sie würden aber zu keiner falschen Auffassung kommen, wenn sie nicht vorher schon stolz geworden wären. Denn da sie sich für weiser als andere halten, verschmähen sie es, das bessere Verständnis dieser sich anzueignen; und um bei dem unerfahrenen Volk in den Ruf der Wissenschaftlichkeit zu kommen, geben sie sich auch alle Mühe, die richtige Erklärung anderer zu entkräften und ihre falsche Auffassung mit Beweisen zu stützen. Deshalb sagt der Prophet treffend: „Sie haben die Schwangeren Galaads aufgeschnitten, um ihre Grenzen zu erweitern.“1 Galaad heißt nämlich „Haufe des Zeugnisses“. Weil nun die ganze Kirchengemeinschaft durch ihr Bekenntnis der Wahrheit Zeugnis gibt, bezeichnet Galaad nicht unpassend die Kirche, die durch den Mund aller Gläubigen die Wahrheit von Gott bezeugt. Schwangere aber heißen die Seelen, die durch die Liebe Gottes das Verständnis des Wortes empfangen und, wenn ihre Zeit voll geworden, dem empfangenen Verständnis durch sichtbare Werke Leben geben werden. „Die Grenzen erweitern“ heißt, seiner Anschauung ein gewisses Ansehen verschaffen. „Sie haben die Schwangeren Galaads aufgeschnitten, um ihre Grenzen zu erweitern“, das heißt: die Ketzer richten die Seelen der Gläubigen, die schon etwas von der Wahrheit verstanden, durch ihre falsche Lehre zugrunde und suchen den Ruf von ihrer Wissenschaft zu verbreiten. Sie spalten die Herzen der Gläubigen, die schon vom empfangenen Wort schwanger sind, mit dem Schwerte der Irrlehre und verschaffen sich den Ruf, als ob sie die wahre Lehre besäßen. Wenn wir solche unterweisen und von der falschen Lehre abbringen wollen, S. 209 müssen wir sie vor allem ermahnen, nicht nach eitler Ehre zu streben. Denn wird die Wurzel der Selbstüberschätzung ausgeschnitten, so stehen von selbst die Zweige falscher Lehre ab. Auch muß man sie ermahnen, sie sollen nicht durch Aufbringung von Irrtümern und Zwistigkeiten das Gesetz Gottes, welches den Zweck hat, die Opfer des Satans zu hemmen, selbst zu einem Satansopfer machen. Darum klagt Gott beim Propheten: „Ich gab ihnen Getreide, Wein und Öl, Silber und Gold in Menge, und sie opferten es dem Baal.“2 Wir bekommen nämlich Getreide vom Herrn, wenn uns bei dunkleren Stellen die Hülle des buchstäblichen Sinnes fällt und wir innerlich den verborgenen geistigen Sinn des Gesetzes empfinden. Seinen Wein spendet uns der Herr, wenn er uns trunken macht von der erhabenen Lehre seiner Schrift. Sein Öl endlich gibt er uns, wenn er durch klare Vorschriften mit wohlwollender Güte unser Leben ordnet. Er gibt uns Silber in Menge, wenn er uns durch das Licht der Wahrheit Redefülle verleiht. Er bereichert uns auch mit Gold, wenn er unser Herz mit dem Verständnis des höchsten Lichtes erleuchtet. Alles dies opfern die Irrlehrer dem Baal, weil sie in den Herzen ihrer Zuhörer alles durch falsche Auffassung verderben. Und vom Getreide Gottes, von Brot und Wein, von Gold und Silber bringen sie dem Satan ein Opfer, weil sie die Worte des Friedens zu Irrtum und Zwietracht mißbrauchen. Darum muß man ihnen zu erwägen geben, daß sie nach Gottes gerechtem Gerichte an den Worten des Lebens sterben, weil sie verkehrten Herzens mit den Lehren des Friedens Unfrieden stiften.

Diejenigen hingegen, welche die Worte des göttlichen Gesetzes zwar richtig auffassen, aber nicht mit Demut davon sprechen, muß man ermahnen, sie sollen, ehe sie die göttlichen Aussprüche andern vortragen, zuerst Einkehr bei sich selbst halten, um nicht den Werken anderer nachzugehen, während sie sich selbst vernachlässigen. S. 210 Und da sie die ganze Hl. Schrift recht verstehen, so sollen sie nicht gerade das, was sie über die Stolzen sagt, unbeachtet lassen. Unbillig und ungeschickt wäre ein Arzt, der andere zu heilen sucht, aber nicht wüßte, daß er selbst an einem Übel leidet. Diejenigen also, welche das Wort Gottes nicht mit Demut verkündigen, muß man ermahnen, sie sollen, wenn sie Kranken Arznei reichen wollen, zuerst auf den Giftstoff ihrer eigenen Krankheit schauen, damit sie nicht selbst sterben, während sie andere heilen. Man muß sie darauf aufmerksam machen, daß zwischen der Kraft des Wortes und seiner Vortragsweise kein Mißverhältnis bestehen dürfe und daß sie nicht etwas anderes durch ihr Wort und etwas anderes durch ihren Vortrag predigen sollen. Sie sollen also hören, was geschrieben steht: „Wenn jemand lehret, so lehre er nach Gottes Wort.“3 Wenn sie die Worte, die sie vortragen, nicht von sich selbst haben, warum tun sie groß, als wären sie ihr eigenes Werk? Sie sollen das Wort der Schrift vernehmen: „Wir reden wie von Gott, so auch vor Gott in Christo.“4 Sowohl von Gott als vor Gott redet, wer das Wort der Predigt von Gott empfangen hat und es versteht und dadurch Gott und nicht den Menschen zu gefallen sucht. Sie sollen hören, was die Schrift sagt: „Ein Greuel vor dem Herrn ist jeder Anmaßende.“5 Denn wer an Gottes Wort seine eigene Ehre sucht, der verletzt das Recht des Gebers und scheut sich nicht, um des Lobes willen denjenigen hintanzusetzen, von dem er das empfangen hat, worüber er gelobt wird. Sie sollen hören, was Salomon einem Prediger sagt: „Trinke Wasser aus deiner Zisterne und Flüssigkeit aus deinem Brunnen! Laß deine Brunnen herausfließen und teile deine Wasser auf den Gassen! Habe du sie allein, daß Fremde nicht teilhaben mit dir!“6 Der Prediger trinkt Wasser aus seiner Zisterne, wenn er in sein Herz einkehrt und da zuerst selbst ver- S. 211 nimmt, was er nachher predigen will. Flüssigkeit trinkt er aus seinem Brunnen, wenn er von dem Tau seines Wortes auch selbst benetzt wird. Dabei heißt es treffend weiter: „Laß deine Brunnen herausfließen und teile deine Wasser auf den Gassen!“ Das Richtige ist nämlich, daß er zuerst selbst trinke und dann durch die Predigt auch andern zu trinken gebe. „Die Brunnen herausfließen lassen“ heißt nämlich: die Kraft der Predigt äußerlich in andere einströmen lassen. „Die Wasser auf den Gassen teilen“ aber heißt: bei einer großen Zuhörermenge in der Verkündigung des göttlichen Wortes sich nach der Beschaffenheit des einzelnen richten. Weil aber gar zu oft sich eitle Ehrsucht einschleicht, wenn das Wort Gottes vor vielen verkündet wird, so ist dem Satze: „Teile das Wasser auf den Straßen“ mit Recht beigefügt: „Habe du sie allein, daß Fremde nicht teilhaben mit dir.“ Fremde heißen die bösen Geister, von welchen der Prophet im Sinne eines versuchten Menschen spricht: „Fremde haben sich erhoben wider mich, und Starke haben meiner Seele nachgestellt.“7 Er sagt also: Teile die Wasser auf den Gassen und habe sie doch allein. Das will heißen: So mußt du nach außen der Predigt dienen, daß du dich nicht durch Stolz den bösen Geistern zugesellest und nicht im Dienste des göttlichen Wortes deine Feinde als Genossen annehmest. Wir teilen also das Wasser in den Gassen und besitzen es doch allein, wenn wir die Predigt zwar weithin nach außen strömen lassen, desungeachtet aber kein menschliches Lob durch sie erlangen wollen. S. 212


  1. Am. 1, 13. ↩

  2. Osee 2, 8. ↩

  3. 1 Petr. 4, 11. ↩

  4. 1 Kor. 2, 17. ↩

  5. Sprichw. 16, 5. ↩

  6. Ebd. 5, 15—17. ↩

  7. Ps. 53, 5. ↩

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