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Œuvres Grégoire Ier, pape (540-604) Regula pastoralis Buch der Pastoralregel (BKV)
Dritter Teil: Wie der Seelsorger, der ein gutes Leben führt, seine Untergebenen lehren und ermahnen muß

XXXIII. Kapitel: Wie man diejenigen ermahnen muß, die nur kleine Fehler begehen, diese aber sehr oft, und wie diejenigen, welche die kleinen Fehler meiden, aber manchmal sich schwer versündigen

Anders muß man diejenigen ermahnen, die sehr oft, wenn auch nur gering sündigen, und anders diejenigen, die sich vor kleinen Fehlern in acht nehmen, manchmal aber schwer sündigen. Die zwar gering, jedoch häufig sündigen, muß man ermahnen, nicht auf die Beschaffenheit, sondern auf die Zahl ihrer Sünden zu sehen, Denn wenn sie auch meinen, sie hätten sich hinsichtlich der Schwere der Sünden nicht zu fürchten, so müssen sie doch beim Anblick ihrer Zahl von Furcht ergriffen werden. Kleine, aber unzählige Regentropfen füllen ja sogar die tiefsten Ströme. Auch hat es die gleiche Wirkung für ein Schiff, ob das Bodenwasser allmählich zunimmt, oder ob ein heftiger Sturm wütet. Klein sind auch die einzelnen Wunden, welche bei der Krätze an den Gliedern entstehen, aber wenn sie in zahlloser Menge den Körper bedecken, so rauben sie ihm ebenso das Leben wie eine schwere Verwundung der Brust. Darum steht geschrieben: „Wer Weniges gering achtet, geht nach und nach zugrunde.“1 Denn wer auch kleine Sünden nicht beweinen und meiden will, der verliert den Zustand der Gerechtigkeit, wenn auch nicht auf einmal, so doch nach und nach. Es sollen darum diejenigen, welche oft in kleinen Dingen fehlen, wohl bedenken, daß bisweilen eine kleine Sünde folgenschwerer ist als eine große. Bei einer größeren sieht man das Sündhafte schneller ein und bessert sich darum auch schneller; eine kleine Sünde aber hält man für nichts; und dies ist um so schlimmer, als man dann ganz ruhig sie zu begehen fortfährt. So kommt es, daß die Seele, die sich an läßliche Sünden S. 248 gewöhnt hat, auch vor schweren nicht mehr zurückschreckt, ja durch die Gewohnheit der Sünde eine gewisse Kühnheit im Bösen erlangt und sich so auch aus großen Sünden nichts mehr macht, da sie in kleinen Dingen ohne Scheu zu sündigen gelernt hat.

Diejenigen hingegen, welche sich vor kleinen Fehlern hüten, bisweilen aber in schwere Sünden geraten, muß man zu sorgfältiger Selbstprüfung ermahnen. Denn weil sich ihr Herz auf die Vermeidung kleiner Fehltritte etwas einbildet, so verschlingt sie der Abgrund ihres Stolzes, und sie fallen in schwere Sünde; während sie äußerlich in Kleinem siegen, aber innerlich von eitler Ruhmsucht sich hinreißen lassen, wird die Seele vom Hochmut besiegt und fällt in große Sünden. Die sich also vor kleinen Sünden hüten, aber bisweilen in schwere geraten, muß man ermahnen, nicht innerlich in Verfall zu geraten, während sie äußerlich festzustehen meinen, damit ihnen nicht als Strafe des strengen Richters ihre ohnehin geringe Gerechtigkeit der Weg werde zum Abgrund der schweren Sünde. Denn wer in eitler Selbstüberhebung es seinen Kräften zuschreibt, daß er ganz geringe Tugenden sich bewahrt habe, der wird mit Recht sich selbst überlassen und stürzt in größere Sünden. Durch diesen Fall lernen sie dann, es sei nicht ihr eigenes Verdienst gewesen, als sie feststanden, indem jetzt ungeheure Sünden das Herz belasten, das vorher auf so wenig Gutes sich etwas einbildete. Sie sollen erwägen, daß sie zwar bei den schweren Sünden sich einer großen Verantwortung schuldig machen, aber desungeachtet auch in den kleinen Dingen, bei welchen sie sich sorgfältig in acht nehmen, bisweilen in nicht geringerer Weise sich versündigen; denn in jenem Fall tun sie Böses, in diesem aber verbergen sie vor den Menschen ihren wirklichen Zustand. So ist es offensichtlich Bosheit, wenn sie vor Gott große Sünden begehen, und Scheinheiligkeit, wenn sie vor den Menschen kleine Tugendübungen verrichten. Darum sagt der Herr zu den Phari- S. 249 säern: „Ihr seihet eine Mücke, verschlingt aber ein Kamel.“2 Das will sagen: Ganz kleine Sünden meidet ihr, aus großen macht ihr euch nichts. Darum macht ihnen die ewige Wahrheit Vorwürfe, wenn sie ihnen sagt: „Ihr verzehntet Minze, Anis und Kümmel, aber vernachlässigt das Wichtigere des Gesetzes, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Glauben.“3 Man darf dabei nicht übersehen, daß der Herr, wenn er von der Verzehntung der geringsten Dinge spricht, zwar gemeine, aber doch wohlriechende Kräuter anführen wollte. Er wollte sicherlich dadurch zeigen, daß die Heuchler durch ihre treue Beobachtung kleiner Dinge den Wohlgeruch des Rufes der Heiligkeit um sich zu verbreiten suchen, und obwohl sie die wichtigsten Dinge unterlassen, doch jene Kleinigkeiten einhalten, welche bei den Leuten weit und breit in gutem Geruche stehen.


  1. Sir. 19, 1. ↩

  2. Matth. 23, 24. ↩

  3. Ebd. 23, 23. ↩

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