1.
Vielleicht möchte einer von meinen gelehrten Zuhörern laut lachen, wenn ich, ein Mann so ganz ungelehrt und unberedt, etwas über Gerechtigkeit zu sprechen wage, ein Gebiet, über dessen Eigenart durch Begabung und Gelehrsamkeit hervorragende Männer in dicken Bänden nichts Sicheres herauszustellen vermochten. Aber ich möchte mich nicht darum kümmern, wie sich jemand über mich lustig macht. In der Kirche Gottes erwartet man nicht geschminkte Rede, sondern reine Wahrheit.1 Und von der Wahrheit sind diejenigen nicht ohne ihre Schuld abgekommen, die da glaubten, die Gerechtigkeit Gottes bestehe in den Künsten der Beredsamkeit, Und weil sie dieselbe in ihrem Wesen nicht zu fassen vermochten (sie konnten das nicht ohne die Lehre der göttlichen Weisheit, und von ihr hatten sie keine Kenntnis), erklärten sie, daß es zweierlei Arten von Gerechtigkeit gebe, die bürgerliche und die natürliche;2 auf diese
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Die Korrektur Giuliaris: sermo, sed veritas pura an Stelle des Textes der bisherigen Ausgaben: sermo, et non veritas pura entspricht dem Sinn. ↩
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Vgl. zum Folgenden besonders Lactantius, Divin, instit. V, 14—17; genannt c. 16 Carneades: eius disputationis summa haec fuit: iura sibi homines pro utilitate sanxisse... proinde aut nullam esse iustitiam aut, si sit aliqua, summam esse stultitiam, quoniamsibi noceret alienis commodis consulens etc. ↩
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Röm. 10,3. ↩