35.
Sie wurden dadurch sehr getröstet, dankten Gott und reisten nach Jerusalem, dem Ziele der Sehnsucht.1 Dort nahmen sie Wohnung im Hospiz an der Kirche der Auferstehung. Was sie noch an Geld besassen, wollten sie nicht eigenhändig verteilen, sondern übergaben es jenen, die mit der Armenfürsorge betraut waren; denn sie wollte nicht einmal gesehen werden, wenn sie Gutes taten. Nun waren sie so bettelarm, dass die Heilige selbst uns versicherte: „Zu Beginn des Aufenthaltes in Jerusalem fassten wir den Entschluss, unsere Namen auf die Armenliste setzen zu lassen und gleich den Bettlern von Almosen zu leben, das man um Gottes willen gibt.“ So waren sie wirklich arm geworden aus Liebe zum Herrn, der unsertwegen arm geworden ist und Knechtesgestalt angenommen hat.2 Als sie gleich anfangs in Jerusalem erkrankte, hatte sie nichts, um darauf zu schlafen, abgesehen von rauhen Busssäcken; eine hochedle Jungfrau gab ihr deshalb ein Kopfkissen zum Geschenk. Sobald sie genesen war, pflegte sie wieder Lesung und Gebet und diente Gott mit ganzem Herzen.
Wie diese Sehnsucht schon in jener Zeit die Christen aller Nationen antrieb, bezeugt in schöner Weise das Schreiben der älteren Paula und ihrer Tochter Eustochium an Marcella (unter den Briefen des hl. Hieronymus ep. 46); noch älter sind das Intinerarium a Burdigala Hierusalem usque vom Jahr 334 und die im vorletzten Jahrzehnt des gleichen Jahrhunderts geschriebene Peregrination (Silviae) ad loca sancta. ↩
2Kor 8,9; Phil 2,7. ↩
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