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Über den Götzendienst (BKV)
14. Fortsetzung.
Es haben sich viele in den Kopf gesetzt, man müsse manchmal genehm halten, was die Heiden tun, damit nur das Christentum nicht gelästert werde. Nach meiner Meinung haben wir die Pflicht, die Lästerungen zu verhüten, wozu der eine oder der andere von uns den Heiden gerechten Anlaß gibt, durch Betrug, Beschädigung, Beschimpfung oder einen anderen Gegenstand gerechter Klage, wobei der christliche Name verdienterweise gelästert würde und Gott der Herr verdientermaßen zürnt. Gälte dagegen der Ausspruch: „Um euretwillen wird mein Name gelästert"1, von aller und jeder sonstigen Lästerung, dann müssten wir alle insgesamt zugrunde gehen, da ja die ganze Zirkusversammlung mit verbrecherischen Zurufen völlig unverdienterweise den christlichen Namen lästert. Lassen wir ab und es wird nicht mehr gelästert werden! Oder vielmehr, es mag gelästert werden wegen der Beobachtung, nicht wegen der Übertretung der Disziplin, wenn wir die Probe aushalten, nicht wenn wir verworfen werden. Diese Blasphemie nähert sich schon dem Martyrium! Sie stellt mir nur das Zeugnis aus, dass ich Christ bin, indem sie mich deswegen verwünscht! Eine Verwünschung des S. 159Christentums wegen Beobachtung der Disziplin ist ein Segensspruch, „Wenn ich den Menschen zu gefallen strebte", heisst es, „so wäre ich kein Diener Christi"2.
Allein derselbe Paulus befiehlt uns an einer ändern Stelle, allen zu Gefallen zu sein3, „wie ich", sagt er, allen zu Gefallen bin". Da hat er wahrscheinlich den Leuten den Gefallen getan, die Saturnalien und Neujahr zu feiern? Nicht wahr? Oder tat er es durch Bescheidenheit, Geduld, Ernst, Milde und Unbescholtenheit? „Ich bin allen alles geworden, um alle zu gewinnen"4. Etwa für die Götzendiener auch ein Götzendiener? Etwa für die Heiden ein Heide? Etwa für die Weltmenschen ein Weltmensch? Auch wenn er uns den Umgang mit Götzendienern, Ehebrechern und sonstigen Frevlern nicht verbietet und sagt: „Sonst müsstet ihr aus der Welt hinausgehen"5, so lässt er uns darum doch noch lange nicht hinsichtlich unseres Umganges die Zügel schießen, so dass, weil es nötig ist, mit Sündern zu leben und umzugehen, es auch erlaubt wäre, mit ihnen zu sündigen. Dort 6ist es die Lebensgemeinschaft, welche der Apostel gestattet, hier Sünde, welche niemand gestattet. Man darf mit den Heiden wohl zusammenleben, aber nicht zusammen mit ihnen sterben7. Leben wir mit allen zusammen, freuen wir uns mit ihnen infolge unserer gemeinsamen Menschennatur, nicht des Aberglaubens. Unserer Seele nach sind wir gleich, nicht aber in den Sitten; die Welt besitzen wir mit ihnen, nicht aber den Irrtum.
Wenn wir also kein Recht haben, in solchen Dingen mit den Andersgläubigen mitzumachen, so ist es ein noch viel größeres Verbrechen, dergleichen unter Mitbrüdern zu begehen. Wer könnte dies dulden oder rechtfertigen!? Den Juden macht der Hl. Geist ihre S. 160Feste zum Vorwurf. „Eure Sabbate", heißt es, „Neumonde und Zeremonien haßt meine Seele." Von uns aber, die die Sabbate, Neumonde und die ehemals Gott wohlgefälligen Tage nichts angehen, werden Saturnalien, Janusfeste8, Wintersonnenwenden und Matronalien gefeiert, Geschenke strömen zusammen, die Neujahrsgelder klingen, Spiele und Gastmähler werden laut. Da verfährt denn doch der heidnische Glaube gegen seine Leute besser; der nimmt keinen christlichen Feiertag für sich in Anspruch. Die würden weder den Tag des Herrn, noch Pfingsten mitmachen, selbst wenn sie ihnen bekannt wären; denn sie würden fürchten, für Christen gehalten zu werden. Wir aber scheuen uns nicht, uns als Heiden bezeichnen zu lassen. Willst du deinem Leibe etwas zugute tun, so hast du auch dazu Gelegenheit, ich sage nicht bloß zwei Tage9, sondern mehrere. Denn bei den Heiden ist immer nur einmal der jedesmalige Jahrestag ein Festtag, für dich jedesmal der achte Tag. Nimm die einzelnen Festtage der Heiden heraus und bringe sie in eine Reihe, so werden sie nicht hinreichen, eine Pentekoste10 auszumachen.
Röm. 2,24; Is. 52,5; Ezech. 36,20. ↩
Gal. 1,10. ↩
1 Kor. 10,33. ↩
1 Kor. 9,22. ↩
1 Kor. 5,10. ↩
Die Lesart urbi ist sinnlos; es muß nach meiner Ansicht gelesen wirden ibi. Ebenso die Ed. Vindob. ↩
Durch die Sünde. ↩
also Neujahr. ↩
Codex B und Öhler haben hier tuos dies, ebenso Ed. Vindob. Es wird wohl zu lesen sein: duos, d.i. die oben genannten, den Tag des Herrn (Ostern) und Pfingsten. ↩
Der Zeitraum von 50 Tagen zwischen Ostern und Pfingsten. ↩
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De Idololatria
XIV.
[1] Sed enim plerique iam induxerunt animo ignoscendum esse, si quando, quae ethnici, faciunt, ne nomen blasphemetur. Porro blasphemia, quae nobis omni modo deuitanda est, haec opinor est, si qui nostrum ad iustam blasphemiam ethnicum deducat aut fraude aut iniuria aut contumelia aliaue materia dignae querelae, in qua nomen merito percutitur, ut merito irascatur et dominus. [2] Ceterum si de omni blasphemia dictum est, uestra causa nomen meum blasphematur, perimus uniuersi, cum totus circus scelestis suffragiis nullo merito nomen lacessit. Desinamus, et non blasphemabitur. Immo blasphemetur, dum sumus in obseruatione, non in exorbitatione disciplinae, dum probamur, non dum reprobamur. [3] O blasphemiam martyrii adfinem, quae tunc me testatur Christianum, cum propterea me detestatur ! Benedictio est nominis maledictio custoditae disciplinae. Si hominibus, inquit, uellem placere, seruus Christi non essem. Sed idem alibi iubet, omnibus placere curemus. Quemadmodum ego, inquit, omnibus per omnia placeo. [4] Nimirum Saturnalia et Kalendas Ianuarias celebrans hominibus placebat ? An modestia et patientia ? An grauitate, an humanitate, an integritate ? Proinde cum dicit, omnibus omnia factus sum, ut omnes lucrifaciam: numquid idololatris idololatres ? Numquid ethnicis ethnicus ? Numquid saecularibus saecularis ? [5] Sed etsi non prohibet nos conuersari cum idololatris et adulteris et ceteris criminosis dicens, ceterum de mundo exiretis, non utique eas habenas conuersationis inmittit, ut, quoniam necesse est et conuiuere nos et commisceri cum peccatoribus, idem et compeccare possimus. Vbi est commercium uitae, quod apostolus concedit, ibi ** peccare, quod nemo permittit. Licet conuiuere cum ethnicis, commori non licet. Conuiuamus cum omnibus; conlaetemur ex communione naturae, non superstitionis. Pares anima sumus, non disciplina, compossessores mundi, non erroris. [6] Quod si nobis nullum ius est communionis in huiusmodi cum extraneis, quanto scelestius est haec inter fratres frequentare. Quis hoc sustinere aut defendere potest ? Iudaeis dies suos festos exprobrat spiritus sanctus. Sabbata, inquit, uestra et numenias et ceremonias odit anima mea. Nobis, quibus sabbata extranea sunt et numeniae et feriae a deo aliquando dilectae, Saturnalia et Ianuariae et Brumae et Matronales frequentantur, munera commeant et strenae, consonant lusus, conuiuia constrepunt. [7] O melior fides nationum in suam sectam, quae nullam sollemnitatem Christianorum sibi uindicat ! Non dominicum diem, non pentecosten, etiamsi nossent, nobiscum communicassent ; timerent enim, ne Christiani uiderentur. Nos ne ethnici pronuntiemur, non ueremur. Si quid et carni indulgendum est, habes, non dicam tuos dies tantum, sed et plures. Nam ethnicis semel annuus dies quisque festus est, tibi octauo quoque die. Excerpe singulas sollemnitates nationum et in ordinem exsere : pentecosten implere non poterunt.