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Bekenntnisse
24. Warum hat Gott den Menschen, die Fische und die Vögel gesegnet und nicht auch die übrigen Tiere?
Aber wie verhält es sich mit dem Folgenden, und was für ein Geheimnis liegt darin? Sieh, du segnest die Menschen, o Herr, daß „sie wachsen und sich mehren und die Erde erfüllen“1. Vermittelst du uns durch S. 365 diese Worte nicht noch weitere Erkenntnis? Warum hast du nicht auch das Licht gesegnet, das du den Tag genannt, das Firmament des Himmels, seine Lichter, noch auch die Gestirne, die Erde und das Meer? Hättest du nicht ebenso die Fische und die Ungeheuer des Meeres gesegnet: sie sollten wachsen und sich mehren und die Gewässer des Meeres erfüllen, sowie die Vögel, daß sie sich auf der Erde mehren sollten, so würde ich sagen, daß du, unser Gott, der du uns nach deinem Ebenbilde erschaffen, mit diesem reichen Segen eigens den Menschen auszeichnen wolltest. Ebenso würde ich sagen, daß dieser Segen für alle Arten gelte, die sich durch Fortpflanzung aus sich selbst vermehren, wenn ich ihn auch bei Bäumen und Sträuchern und bei den Tieren der Erde fände. Nun aber ist weder zu den Kräutern und Bäumen, noch zu den Vierfüßlern und Schlangen gesagt worden: „Wachset und mehret euch“, obgleich doch alles dieses gleich Fischen, Vögeln und Menschen sich durch Zeugung vermehrt und seine Gattung erhält.
Was also soll ich sagen, mein Licht und meine Wahrheit? Es sei ein leeres Wort, ohne bestimmte Absicht gesagt? Keineswegs, o Vater der Frömmigkeit; fern sei es, daß der Knecht deines Wortes solches behaupte! Und wenn ich auch nicht die tiefere Bedeutung dieses Wortes verstehe, so mögen Bessere, das ist Einsichtsvollere als ich, nach dem Maße der ihnen von dir verliehenen Weisheit es besser deuten. Möge dir aber mein Bekenntnis gefallen, in dem ich dir meinen Glauben bekenne, daß du, o Herr, sicher mit tiefer Absicht so gesprochen; deshalb will ich auch nicht verschweigen, welche Gedanken das Lesen dieser Worte in mir erweckt hat. Sie sind ja wahr, und ich sehe nicht ein, was mich hindern sollte, die Aussprüche so allegorisch zu verstehen. Ich weiß ja auch, daß etwas, was der Geist nur auf eine Weise erkennt, sinnlich gar vielfach ausgedrückt werden kann. Sieh, wie einfach ist die Liebe Gottes und des Nächsten, und wird sie nicht in sehr vielen Geheimnissen, in unzählig vielen Sprachen und in unzählig vielen Ausdrücken jeder einzelnen Sprache sinnlich ausgedrückt? So wachsen und mehren sich, die den Wassern entstammen. Merke weiter auf, der du dieses liest! S. 366 Werden nicht die Worte, die die Schrift nur auf eine Weise ausdrückt und die Stimme nur auf eine Weise ausspricht, die Worte: „Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde“2, auch auf gar vielfache Weise verstanden, nicht infolge von Täuschung und Irrtum, sondern weil tatsächlich verschiedenfache, wahre Ansichten möglich sind?
Wenn wir also das Wesen der Dinge nicht allegorisch, sondern wirklich fassen, so paßt das Wort: „Wachset und mehret euch“ auf alle Arten, die sich durch Samen fortpflanzen; fassen wir es aber bildlich auf, wie die Schrift offenbar will, die sicher mit gutem Grunde den Segen auf die Wassertiere und Menschen beschränkt, so finden wir die Erfüllung dieses Wortes bei den geistigen und körperlichen Geschöpfen, d. h. gleichsam im Himmel und auf der Erde, bei den gerechten und ungerechten Seelen, d. h. gleichsam im Lichte und in der Finsternis, bei den heiligen Schriftstellern, die uns dein Gesetz übermittelt haben, d. h. gleichsam am Firmamente, das zwischen Gewässer und Gewässer begründet ward, bei der Gemeinschaft der die Bitterkeit liebenden Völker, d. h. gleichsam im Meere, bei den Bestrebungen frommer Seelen, d. h. gleichsam auf der trockenen Erde, in den Werken der Barmherzigkeit, die den Bedürfnissen des gegenwärtigen Lebens Sorge trägt, d. h. gleichsam bei den samenreichen Gräsern und den fruchtbaren Bäumen, bei den zu Nutz und Frommen gespendeten Geistesgaben, d. h. gleichsam bei den Lichtern des Himmels und bei den bis zur Selbstüberwindung gezügelten Affekten, d. h. gleichsam bei den lebenden Seelen. Bei all diesen Dingen finden wir Vermehrung und Fruchtbarkeit und Wachstum; jenes Wachstum aber und jene Vermehrung, die darin bestehen, daß eine Sache auf vielfache Weise ausgedrückt wird und ein Ausdruck auf vielfache Weise verstanden wird, finden wir nur bei sinnlichen Zeichen und bei den Dingen die der Geist sich darunter denkt. Die sinnlichen Zeichen finden wir in der Vermehrung der Tiere, die aus den Gewässern hervorgingen, da die Tiefe des fleischlichen S. 367 Abgrundes sie notwendig machte; jene Dinge dagegen, die sich der Geist darunter denkt, in der Vermehrung des Menschengeschlechtes wegen der Fruchtbarkeit des menschlichen Denkvermögens. Und deshalb glauben wir, ist nur zu diesen beiden Arten von Geschöpfen gesagt worden von dir, o Herr: „Wachset und mehret euch“. Kraft dieses Segensspruches hast du uns offenbar die Macht und das Vermögen verliehen, in vielfacher Weise auszudrücken, was wir bloß auf eine Weise erfassen, und in vielfacher Weise zu erfassen, was wir nur dunkel und auf eine Weise ausgedrückt lesen. So füllen sich die Gewässer des Meeres, das nur durch die verschiedenen Auslegungen bewegt wird, so füllt sich auch mit menschlichen Wesen die Erde, deren Trockenheit im Streben nach der Wahrheit zutage tritt und über die die Vernunft herrscht.
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The Confessions of St. Augustin In Thirteen Books
Chapter XXIV.--Why God Has Blessed Men, Fishes, Flying Creatures, and Not Herbs and the Other Animals (Ver. 28).
35. But what is this, and what kind of mystery is it? Behold, Thou blessest men, O Lord, that they may "be fruitful and multiply, and replenish the earth;" 1 in this dost Thou not make a sign unto us that we may understand something? Why hast Thou not also blessed the light, which Thou calledst day, nor the firmament of heaven, nor the lights, nor the stars, nor the earth, nor the sea? I might say, O our God, that Thou, who hast created us after Thine Image,--I might say, that Thou hast willed to bestow this gift of blessing especially upon man, hadst Thou not in like manner blessed the fishes and the whales, that they should be fruitful and multiply, and replenish the waters of the sea, and that the fowls should be multiplied upon the earth. Likewise might I say, that this blessing belonged properly unto such creatures as are propagated from their own kind, if I had found it in the shrubs, and the fruit trees, and beasts of the earth. But now is it not said either unto the herbs, or trees, or beasts, or serpents, "Be fruitful and multiply;" since all these also, as well as fishes, and fowls, and men, do by propagation increase and preserve their kind.
36. What, then, shall I say, O Thou Truth, my Light,--"that it was idly and vainly said?" Not so, O Father of piety; far be it from a minister of Thy word to say this. But if I understand not what Thou meanest by that phrase, let my betters--that is, those more intelligent than I--use it better, in proportion as Thou, O my God, hast given to each to understand. But let my confession be also pleasing before Thine eyes, in which I confess to Thee that I believe, O Lord, that Thou hast not thus spoken in vain; nor will I be silent as to what this lesson suggests to me. For it is true, nor do I see what should prevent me from thus understanding the figurative sayings 2 of Thy books. For I know a thing may be manifoldly signified by bodily expression which is understood in one manner by the mind; and that that may be manifoldly understood in the mind which is in one manner signified by bodily expression. Behold, the single love of God and of our neighbour, by what manifold sacraments and innumerable languages, and in each several language in how innumerable modes of speaking, it is bodily expressed. Thus do the young of the waters increase and multiply. Observe again, whosoever thou art who readest; behold what Scripture delivers, and the voice pronounces in one only way, "In the beginning God created heaven and earth;" is it not manifoldly understood, not by any deceit of error, but by divers kinds of true senses? 3 Thus are the offspring of men "fruitful" and do "multiply."
37. If, therefore, we conceive of the natures of things, not allegorically, but properly, then does the phrase, "be fruitful and multiply," correspond to all things which are begotten of seed. But if we treat those words as taken figuratively (the which I rather suppose the Scripture intended, which doth not, verily, superfluously attribute this benediction to the offspring of marine animals and man only), then do we find that "multitude" belongs also to creatures both spiritual and corporeal, as in heaven and in earth; and to souls both righteous and unrighteous, as in light and darkness; and to holy authors, through whom the law has been furnished unto us, as in the firmament 4 which has been firmly placed betwixt waters and waters; and to the society of people yet endued with bitterness, as in the sea; and to the desire of holy souls, as in the dry land; and to works of mercy pertaining to this present life, as in the seed-bearing herbs and fruit-bearing trees; and to spiritual gifts shining forth for edification, as in the lights of heaven; and to affections formed unto temperance, as in the living soul. In all these cases we meet with multitudes, abundance, and increase; but what shall thus "be fruitful and multiply," that one thing may be expressed in many ways, and one expression understood in many ways, we discover not, unless in signs corporeally expressed, and in things mentally conceived. We understand the signs corporeally pronounced as the generations of the waters, necessarily occasioned by carnal depth; but things mentally conceived we understand as human generations, on account of the fruitfulness of reason. And therefore do we believe that to each kind of these it has been said by Thee, O Lord, "Be fruitful and multiply." For in this blessing I acknowledge that power and faculty has been granted unto us, by Thee, both to express in many ways what we understand but in one, and to understand in many ways what we read as obscurely delivered but in one. Thus are the waters of the sea replenished, which are not moved but by various significations; thus even with the human offspring is the earth also replenished, the dryness 5 whereof appeareth in its desire, and reason ruleth over it.