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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Confessiones

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Bekenntnisse

4. Ciceros Hortensius erweckt in ihm die Liebe zur Philosophie.

Unter solchen Freunden studierte ich damals, in meiner leicht verführbaren Jugend, die Lehrbücher der Beredsamkeit, in der ich glänzen wollte, verlockt von dem tadelnswerten und verwerflichen Ziele, menschlicher Eitelkeit zu frönen. So kam ich denn auch nach der üblichen Studienordnung an ein Buch eines gewissen Cicero, dessen glänzenden Stil so ziemlich alle bewundern, weniger seinen Geist. Diese seine Schrift aber enthält eine Aufforderung zur Philosophie und S. 44 heißt Hortensius1. Dieses Buch gab meiner ganzen Sinnesart eine andere Richtung, lenkte meine Gebete hin zu dir, o Herr, und änderte meines Wünschens und Sehnens Inhalt. Plötzlich sanken mir alle eitlen Hoffnungen in nichts zusammen; mit unglaublicher innerer Glut verlangte ich nach unsterblicher Weisheit, und schon begann ich mich zu erheben, um zu dir zurückzukehren. Nicht um auf Kosten meiner Mutter meine Gewandtheit im Stile zu schärfen - ich war neunzehn Jahre alt, der Vater mir vor zwei Jahren gestorben -, also nicht um meine Sprachfertigkeit zu vervollkommnen, las ich immer und immer dieses Buch; nicht seine Form, sondern sein Inhalt fesselte mich derartig.

Wie brannte ich, o mein Gott, wie inbrünstig verlangte ich, von dieser Erde mich aufzuschwingen zu dir, und ich wußte nicht, was du mit mir vorhattest. Denn die Weisheit ist bei dir; die Liebe zur Weisheit aber ist's, was die Griechen Philosophie nennen, und diese entzündete jene Schrift in mir. Er und manche verführen auch durch das Wort Philosophie, indem sie mit diesem hehren, verlockenden und ehrbaren Namen ihre Irrtümer schön färben und vertuschen; und fast alle Philosophen aus Ciceros Zeiten und aus früheren sind in diesem Buche aufgeführt und beurteilt. Dort offenbart sich die heilsame Mahnung deines Geistes durch den Mund deines guten und getreuen Knechtes: „Sehet zu, daß niemand euch täusche durch Philosophie und durch nichtigen Trug nach den Überlieferungen der Menschen und nach den Satzungen dieser Welt anstatt nach Christus; denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“2. Noch waren mir zu jener Zeit - du weißt es, Licht meines Herzens -jene apostolischen Worte nicht bekannt; doch ich fand deshalb an der Mahnung jenes Buches Gefallen, weil es mich durch seinen Stil antrieb und bis zur Glut entflammte, nicht diese oder jene Philosophenschule sondern die Weisheit selbst, wie immer S. 45 sie auch beschaffen war, zu lieben, zu suchen, ihr zu folgen, sie zu ergreifen und mit aller Kraft festzuhalten; nur der Umstand dämpfte meine große Glut, daß der Name Christi darin nicht vorkam. Denn nach deiner Erbarmung, o Herr, hatte mein junges Herz diesen Namen meines Erlösers, deines Sohnes, schon im voraus mit der Muttermilch eingesogen und hielt ihn tief fest; und nie konnte mich eine Schrift, die diesen Namen nicht enthielt, mochte sie sonst noch so wissenschaftlich, so fein, so wahr sein, völlig hinreißen.


  1. Ciceros Hortensius, ein λόγος προτρεπτικὸς πρὸς φιλοσοφίαν, wurde Anfang 45 geschrieben; Bernays nennt ihn die Krone seiner Dialoge. Seit dem Mittelalter ist er verloren. ↩

  2. Kol. 2,8 und 9. ↩

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Confessiones (PL)

CAPUT IV. Hortensius Ciceronis excitavit illum ad ardorem philosophiae.

7. Inter hos ego, imbecilla tunc aetate discebam libros eloquentiae, in qua eminere cupiebam fine damnabili et ventoso per gaudia vanitatis humanae; et usitato jam discendi ordine perveneram in librum quemdam Ciceronis, cujus linguam fere omnes mirantur, pectus non ita. Sed liber ille ipsius exhortationem continet ad philosophiam, et vocatur Hortensius. Ille vero liber mutavit affectum meum, et ad teipsum, Domine, mutavit preces meas, et vota ac desideria mea fecit alia. Viluit mihi repente omnis vana spes, et immortalitatem sapientiae concupiscebam aestu cordis incredibili; et surgere coeperam ut ad te redirem. Non enim ad acuendam linguam, quod videbar emere maternis mercedibus, cum agerem annum aetatis undevigesimum, jam defuncto patre ante biennium: non ergo ad acuendam linguam referebam illum librum; neque mihi locutionem, sed quod loquebatur persuaserat.

[Col. 0686]

8. Quomodo ardebam, Deus meus, quomodo ardebam revolare a terrenis ad te; et nesciebam quid ageres mecum! Apud te est enim sapientia. Amor autem sapientiae nomen graecum habet φιλοσοφίαν, quo me accendebant illae litterae. Sunt qui seducant per philosophiam, magno et blando et honesto nomine colorantes et fucantes errores suos: et prope omnes qui ex illis et supra temporibus tales erant, notantur in eo libro et demonstrantur; et manifestatur ibi salutifera illa admonitio Spiritus tui per servum tuum bonum et pium: Videte ne quis vos decipiat per philosophiam et inanem seductionem, secundum traditionem hominum, secundum elementa hujus mundi, et non secundum Christum; quia in ipso inhabitat omnis plenitudo divinitatis corporaliter 1. Et ego illo tempore, scis tu, lumen cordis mei, quoniam nondum mihi haec apostolica nota erant, hoc tamen solo delectabar in illa exhortatione, quod non illam aut illam sectam, sed ipsam, quaecumque esset, sapientiam ut diligerem, et quaererem, et assequerer, et tenerem atque amplexarer fortiter, excitabar sermone illo, et accendebar, et ardebam; et hoc solum me in tanta flagrantia refrangebat, quod nomen Christi non erat ibi. Quoniam hoc nomen secundum misericordiam tuam, Domine, hoc nomen Salvatoris mei Filii tui, in ipso adhuc lacte matris, tenerum cor meum praebiberat, et alte retinebat; et quidquid sine hoc nomine fuisset, quamvis litteratum, et expolitum, et veridicum, non me totum rapiebat.


  1. Coloss. II, 8, 9 ↩

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