19. Bei aller Verschiedenheit der Auffassung und Auslegung ergeben sich doch folgende Sätze als offenbar wahr.
Wahr ist, o Herr, daß du Himmel und Erde geschaffen hast, Wahr ist, daß der Anfang deine Weisheit ist, in der „du alles geschaffen hast“1. Wahr ist ebenso, daß diese sichtbare Welt in zwei große Teile zerfällt, den Himmel und die Erde, wenn wir alle geschaffenen und gebildeten Dinge kurz zusammenfassen. Wahr ist, daß alles Wandelbare in unserer Vorstellung eine gewisse Gestaltlosigkeit durchläuft, durch die es seine Gestalt annimmt oder dem es Veränderung und Wechsel verdankt. Wahr ist es, daß dem Wechsel der Zeiten nicht unterworfen ist, was so innig mit dem unveränderlichen Sein verbunden ist, daß es, obwohl veränderlich, sich doch nicht verändert. Wahr ist, daß die Gestaltlosigkeit, die beinahe ein Nichts ist, keinen Wechsel der Zeit erfahren kann. Wahr ist, daß nach herkömmlicher S. 320 Redeweise der Stoff, aus dem etwas gemacht wird, bereits den Namen der Sache führen kann, die aus ihm gemacht wird; daher konnte jede gestaltlose Masse, aus der Himmel und Erde entstand, bereits mit dem Namen Himmel und Erde bezeichnet werden. Wahr ist, daß von allen gestalteten Dingen nichts dem Gestaltlosen näher steht als Erde und Abgrund. Wahr ist, daß du nicht nur alles Erschaffene und Gestaltete, sondern auch alles andere, was einer weiteren Bildung und Ausgestaltung fähig ist, geschaffen hast, du, „aus dem alles“2 ist. Wahr ist, daß alles, was aus dem Gestaltlosen gebildet wird, zuerst gestaltlos ist und erst nachher bestimmte Gestalt gewinnt.
