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Gegen Praxeas. (BKV)
13. Cap. Dieselben sind aber darum nicht als zwei Götter aufzufassen. Protest gegen den Ditheismus. Die ditheistisch klingenden Stellen des alten Testamentes sollten dazu dienen, dem Glauben an die Gottheit Christi die Wege zu bahnen.
Folglich werden, wendest Du ein, wenn ein Gott sprach und ein Gott schuf, wenn1 ein anderer Gott sprach und ein anderer schuf, zwei Götter gepredigt.— Wenn Du so hartnäckig bist, so glaube es vorläufig; und um mit noch mehr Grund daran zu glauben, vernimm, wie auch in den Psalmen von zwei Göttern gesprochen wird. „Dein Thron, o Gott, steht in Ewigkeit, das Scepter Deines Reiches.” „Du hast die Gerechtigkeit geliebt und die Ungerechtigkeit gehasst, deshalb salbte Dich Gott, Dein Gott.”2 Wenn er Gott anredet und lehrt, Gott werde von Gott gesalbt, so lehrt er hier doch zwei Götter zum Zwecke des „Scepters S. 526 Deines Reiches”3. Mit bezug darauf redet auch Isaias die Person Christi an: „Die stolzen Männer von Seboin werden zu Dir übergehen und Dir folgen mit gebundenen Händen und Dich anbeten, weil in Dir Gott ist; denn in Dir ist Gott und Du bist unser Gott und wir wussten es nicht, Gott Israels.”4 Auch er statuiert mit den Worten: „Gott ist in Dir” und „Du bist Gott” zwei Götter5, die da waren, in Christo auch noch den hl. Geist.
Mehr Gewicht hat, was man im Evangelium so oft findet: „Im Anfange war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.”6 Einer, der war und einer, bei dem er war. Aber selbst den Namen „Herr” finde ich bei zweien: „Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze Dich zu meiner Rechten.”7 Und Isaias sagt: „Herr, wer glaubt dem, was wir sagen, und der Arm des Herrn, wem ist er geoffenbart worden.”8 Er hätte sich gewiss ausgedrückt: Dein Arm, wenn er nicht den Vater für einen Herrn und den Sohn für einen Herrn hätte angesehen wissen wollen. Noch älter ist die Genesis: „Und es liess der Herr Schwefel und Feuer über Sodoma und Gomorrha regnen vom Himmel, vom Herrn her.”9 Diese Schriftstellen leugne entweder, oder, wenn Du sie nicht wörtlich nehmen willst, wer gibt Dir das Recht dazu? zumal da sie, nicht als Allegorien oder Parabeln, sondern, als einfache und bestimmte Sätze gefasst, einen Sinn geben. Wenn Du zu denen gehörst, die nicht zugeben wollten, dass der Herr sich bei jener Gelegenheit10 für den Sohn Gottes ausgab, damit sie nicht an ihn als den Herrn glauben müssten, so erinnere Dich mit ihnen, dass geschrieben steht: „Ich sprach: Ihr seid Götter und Söhne des Allerhöchsten”, und „Gott stand in der Versammlung der Götter”.11 Wenn die hl. Schrift keinen Anstand nahm, Menschen, die durch den Glauben Söhne Gottes geworden sind, so Götter zu nennen, so magst Du einsehen, dass sie mit noch viel grösserem Recht dem wahren und eingeborenen Sohne Gottes den Namen Herr beigelegt hat.
Ich werde mithin fordern dürfen, wirst Du wohl entgegnen, dass man auch jetzt auf Grund dieser Schriftstellen beständig zwei Götter und zwei Herren lehre. — Nein, bei Leibe nicht. Wir, die wir die Einsicht in die biblischen Zeitepochen und Motive besitzen, besonders wir, die wir nicht Schüler von Menschen sind, sondern des Paraklet, wir lehren S. 527 allerdings zwei, den Vater und Sohn, und eigentlich drei mit dem hl. Geiste entsprechend dem Wesen der sogenannten Ökonomie, die eine Mehrzahl bedingt, und man darf keineswegs, wie Euer Irrtum es mit sich bringt, glauben, der Vater sei geboren worden und habe gelitten. Das darf man nicht annehmen, weil es nicht überliefert worden ist. Dennoch nehmen wir den Ausdruck zwei Götter und zwei Herren niemals in den Mund,12 nicht etwa als wäre der Vater nicht Gott und der Sohn nicht Gott und der hl. Geist nicht Gott und nicht jede einzelne Person Gott, sondern es wurden in der Vorzeit zwei Götter und zwei Herren verkündigt, damit, wenn Christus käme, er als Gott anerkannt und Herr genannt würde, da er der Sohn Gottes und des Herrn ist. Denn wenn in der hl. Schrift nur eine Person Gottes und des Herrn vorkäme, so würde mit Recht die Führung des Namens Gott und Herr seitens Christi nicht geduldet worden sein. Denn es wäre weiter kein anderer als der eine Herr und Gott gepredigt worden, und es hätte den Anschein haben müssen, als sei der Vater selber herabgekommen. Man hätte dann nur von dem einen Gott und Herrn gelesen und seine ganze sogenannte Ökonomie wäre in Dunkel gehüllt geblieben, während sie doch als Objekt des Glaubens vorhergesehen und eingerichtet ist.
Als Christus aber kam und von uns als der erkannt wurde, der vordem den Gebrauch der Mehrzahl verursacht hatte, als der, welcher zweiter geworden war nach dem Vater und der dritte mit dem hl. Geiste, und als der Vater durch ihn vollständiger geoffenbart worden war, da wurde die Benennung Gottes, des Herrn, auf die Einheit zurückgeführt, so dass, weil die Menge der Heiden von der Vielheit der Götter zu dem einen Gott übergehen sollte, auch zwischen den Verehrern der einen Gottheit und denen einer Mehrheit von Gottheiten ein Unterschied festgestellt würde. Als Kinder des Lichtes mussten die Christen in der Welt auch leuchten, sie, die als Licht der Welt den einen Gott verehrten und benannten. Hätten wir aber infolge unseres besseren Wissens, wonach der Name Gott und Herr sowohl dem Vater als dem Sohne und dem hl. Geiste zukommt, von Göttern und Herren sprechen dürfen, dann würden auch wir, furchtsamer vor dem Martyrertum, die uns bereiteten Fackeln dadurch zum Erlöschen gebracht haben, und es wäre für uns, wenn wir wie gewisse Häretiker, die mehrere Götter haben, sofort bei den Göttern und Herren hätten schwören wollen, überall Gelegenheit zum Entkommen gewesen.
Ich werde daher überhaupt gar nicht mehr von Göttern und Herren S. 528 sprechen, sondern dem Apostel darin folgen, dass ich, wenn Vater und Sohn gemeinschaftlich zu nennen sind, den Vater als Gott bezeichne und Jesum Christum den Herrn nenne. Ich werde aber auch Christus für sich Gott nennen dürfen, so gut wie derselbe Apostel. „Aus welchen”, heisst es bei ihm, „Christus ist, der Gott ist, hochgelobt in Ewigkeit”.13 Nenne ich doch auch einen Sonnenstrahl für sich allein Sonne; wenn ich aber von der Sonne spreche, welcher der Strahl angehört, so werde ich sie nicht ohne weiteres Sonnenstrahl nennen. Denn wenn ich auch zwei Sonnen statuierte, so würde ich doch die Sonne und ihren Strahl ebenso sehr als zwei Dinge und zwei Teile derselben untrennbaren Substanz aufzählen, als Gott und sein Wort, den Vater und den Sohn.
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Was Öhler mit der Änderung sic statt si bezweckt, ist unerfindlich. ↩
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Ps. 44, 7 und 8 [hebr.: Ps. 45, 7 und 8]. ↩
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Mir scheint, man kann bei dieser vielfach mit Konjekturen malträtirten Stelle den handschriftlichen Text ruhig beibehalten und muss dann interpungieren: affirmat, sed hic duos deos pro virga regni tui (sc. affirmat). Inde et Esaias..... ↩
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Is. 45, 14. ↩
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Besser wohl „zwei göttliche Personen”. Denn duos deos ist nicht gleich duas divinitates. Tertullian braucht diesen auffallenden Ausdruck nur im Anschluss an den gemachten Einwand, also aus polemischen Gründen. ↩
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Joh. 1, 1. ↩
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Ps. 110, 1 [lies: Septuag. Ps. 109, 1]; [hebr.: Ps. 110, 1]. ↩
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Is. 53, 1. ↩
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I. Mos. 19, 24. ↩
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Joh. 19, 7. ↩
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Ps. 81, 6 und 1 [hebr.: Ps. 82, 6 und 1]. ↩
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Auch c. 19 protestiert Tertullian ausdrücklich gegen diesen Ausdruck. Folglich ist, wenn neuestens das Mangelhafte an seiner Trinitätslehre als „feinerer Ditheismus” bezeichnet wurde, diese Bezeichnung jedenfalls höchst unglücklich gewählt. Sie ist weder feiner noch grober Ditheismus, sondern subordinatrianisch. ↩
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Röm. 1, 7. (Richtig wäre wohl Röm 9,5) ↩
Edition
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Adversus Praxean
CAP. 13.
[1] Ergo, inquis, si deus dixit et deus fecit, si alius deus dixit et alius fecit, duo dii praedicantur. si tam durus es, puta interim. et ut adhuc amplius hoc putes, accipe et in psalmo duos deos dictos : Thronus tuus, deus, in aevum,
[2] si ad deum loquitur, et unctum deum a deo, affirmat et hic duos deos +pro virga regni tui+. inde et Esaias ad personam Christi, Et Seboin, inquit, viri elati, ad te transibunt et post te sequentur vincti manibus et te adorabunt, quia in te deus est; tu enim es deus noster et nesciebamus, deus Israelis. et hic enim dicendo Deus in te, et Tu deus, duos proponit, qui erat in Christo et Christum ipsum.
[3] plus est quod in evangelio totidem invenies : In principio erat sermo et sermo erat apud deum et deus erat sermo: unus qui erat, et alius penes quem erat. sed et nomen domini in duobus lego: Dixit dominus domino meo, Sede ad dexteram meam. et Esaias haec dicit Domine, quis credidit auditui nostro, et brachium domini cui revelatuni est? brachium enim tuum non
[4] etiam adhuc antiquior Genesis : Et pluit dominus super Sodomam et Gomorram sulphur et ignem de caelo a domino. haec aut nega scripta, aut quis es ut non putes accipienda quemadmodum scripta sunt, maxime quae non in allegoriis et parabolis sed in definitionibus certis et simplicibus habent sensum? quodsi ex illis es qui tunc dominum non sustinebant dei se filium ostendentem ne eum dominum crederent, recordare tu cum illis scriptum esse, Ego dixi, Vos dii estis et filii altissimi; et, Stetit deus in ecclesia deorum : ut si homines per fidem filios dei factos deos scriptura pronuntiare non timuit, scias illam multo magis vero et unico dei filio
[5] ergo, inquis, provocabo te ut hodie quoque ex auctoritate istarum scripturarum constanter duos deos et duos dominos praedices. absit. nos enim, qui et tempora et causas, scripturarum per dei gratiam inspicimus, maxime paracleti non hominum discipuli, duos quidem definimus, patrem et filium, et iam tres cum spiritu sancto, secundum rationem oeconomiae quae facit numerum, ne, ut vestra perversitas infert, pater ipse credatur natus et passus, quod non licet credi quoniam non ita traditum est.
[6] duos tamen deos et duos dominos nunquam ex ore nostro proferimus : non quasi non et pater deus et filius deus et spiritus sanctus deus, et deus unusquisque, sed quoniam retro et duo dii et duo domini praedicabantur, ut, ubi venisset Christus, et deus agnosceretur et dominus vocaretur quia filius dei et domini. si enim una persona et dei et domini in scripturis inveniretur, merito Christus non esset admissus ad nomen dei et domini - nemo enim alius praeter unus deus et unus dominus praedicabatur - et futurum erat ut ipse pater descendisse videretur quia unus deus et unus dominus legebatur, et tota oeconomia eius obumbraretur quae in materiam fidei prospecta atque dispensata est.
[7] at ubi venit Christus et cognitus est a nobis quod ipse
[8] nam et lacere in mundo Christianos oportebat ut filios lucis, lumen mundi unum et deum et dominum colentes et nominantes. ceterum si ex conscientia qua scimus dei nomen et domini et patri et filio et spiritui convenire deos et dominos nominaremus, extinxissemus faces nostras etiam ad martyria timidiores, quibus evadendi quaque pateret occasio iurantibus statim per deos et dominos, ut quidam haeretici quorum dei plures.
[9] itaque deos omnino non dicam nec dominos, sed apostolum sequar ut si pariter nominandi fuerint pater et filius deum patrem appellem et Iesum Christum dominum nominem. solum autem Christum potero deum dicere, sicut idem apostolus : Ex quibus Christus, qui est, inquit, deus super omnia, benedictus in aevum omne.
[10] nam et radium solis seorsum solem vocabo : solem autem nominans cuius est radius, non statim et radium solem appellabo. nam etsi soles duos faciam, tamen et solem et radium eius tam duas res et duas species unius et indivisae substantiae numerabo quam deum et sermonem eius, quam patrem et filium.