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Gegen Praxeas. (BKV)
21. Cap. Stellen aus dem Evangelium des hl. Johannes, woraus sich die Verschiedenheit des Messias und des Sohnes Gottes vom Vater, so wie des erstern Gottheit und besondere Persönlichkeit ergibt.
Sieh' also, wie viele Einreden sich auch aus dem Evangelium gegen Dich erheben, noch vor jener Anfrage des Philippus und aller Deiner Deutelei derselben. Zuerst zeigt Dir gleich die Vorrede des Evangelisten Johannes, was der, welcher Fleisch werden sollte, früher gewesen ist. „Im Anfange war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort, dieses war im Anfange bei Gott, alles ist durch dasselbe gemacht worden und ohne es ist nichts gemacht worden.”1 Wenn man diese Worte nicht anders auffassen darf, als sie lauten, so ergibt sich ohne Zweifel, dass der, welcher von Anfang an war, ein anderer sei, als der, bei dem er war, ein anderer das Wort Gottes, ein anderer Gott selbst — obwohl auch S. 539 das Wort Gott ist, aber nur insofern es Gottes Sohn ist, nicht der Vater — ein anderer der, durch den alles ist, und ein anderer der, von dem es ist. Wie wir den Ausdruck: „ein anderer” meinen, haben wir schon oft angegeben. Darum wollen wir ihn als einen andern bezeichnen, nicht als denselben,2 als einen anderen, aber vermöge der Ökonomie, nicht als wäre er losgetrennt, nicht infolge einer Teilung. Dieser also ist Fleisch geworden, nicht der, dessen Wort er war. Seine Herrlichkeit wurde sichtbar als die des Eingeborenen vom Vater, nicht als die des Vaters. Er sprach von dem Schoosse des Vaters, nicht der Vater von seinem Schoosse. Es geht nämlich voraus: „Niemand hat Gott jemals gesehen”. Und wenn ihn Johannes als das Lamm Gottes bezeichnet, so wird der nicht selber so bezeichnet, dessen geliebter Sohn er ist. Gewiss ist er immer der Sohn Gottes, aber nicht er selber, dessen Sohn er ist. Als solchen erkannte ihn auch Nathanaël sofort, sowie anderswo Petrus: „Du bist der Sohn Gottes”. Dass sie ihn mit Recht als solchen erkannt hatten, bestätigte er ihnen selber, indem er dem Nathanael antwortete: „Weil ich gesagt habe, ich sah Dich unter dem Feigenbaum, deshalb glaubst Du.”3 Den Petrus aber pries er, weil er auch den Vater geahnt, glücklich, weil nicht Fleisch und Blut es ihm geoffenbart hatte, sondern der Vater, der im Himmel ist.4 Mit diesen Worten unterschied er die beiden Personen, den Sohn auf Erden, den Petrus als den Sohn Gottes erkannt hatte, und den Vater im Himmel, der dem Petrus die Offenbarung gegeben hatte, wodurch derselbe in Christus den Sohn Gottes erkannte.
Als Christus in den Tempel eintrat, nannte er ihn „das Haus seines Vaters”,5 als Sohn. Als er mit Nikodemus redete, sagte er: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn dahin gegeben, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zu Grunde gehe, sondern das ewige Leben habe.”6 Und wiederum heisst es: „Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesendet, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde; wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet, wer aber nicht an ihn glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht glaubt im Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.”7 Als Johannes gefragt wurde, wie es in betreff Jesu stehe, sagte er: „Der Vater hat den Sohn geliebt und alles in seine Hände gegeben; wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben, wer nicht an den Sohn glaubt, wird Gott nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.”8 Wer war es, den er der Samariterin zeigte?9 War er der Messias, der Christus genannt wird, so zeigte S. 540 er sich ihr offenbar als den Sohn, nicht als den Vater. Er findet sich auch anderwärts Christus Sohn Gottes genannt, nicht Vater.
Sodann sagte er zu den Jüngern: „Meine Sache ist es, dass ich den Willen dessen thue, der mich gesandt hat, um sein Werk zu vollenden,”10 und zu den Juden in betreff der Heilung des Paralytischen: „Mein Vater wirkt immerfort und ich wirke auch.”11 „Der Vater und ich”, der Sohn, sagt er. Dies war schliesslich der überwiegende Grund, weshalb ihn die Juden töten wollten, nicht sosehr, weil er den Sabbat übertreten, sondern weil er Gott seinen Vater genannt und sich ihm gleich gestellt hatte. Da also sagte er zu ihnen: „Der Sohn kann nichts aus sich selbst thun, wenn er es nicht den Vater thun sieht; denn was dieser thut, das thut der Sohn auch. Denn der Vater liebt den Sohn und hat ihm alles gezeigt, was er gemacht hat, und er hat ihm noch grössere Werke als diese gezeigt, damit Ihr Euch wundert. Wie er nämlich Tote auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, wen er will. Auch richtet der Vater nicht, sondern hat alles Gericht dem Sohne übergeben, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt auch den Vater nicht, der es ist, der den Sohn gesendet hat. Wahrlich, wahrlich, sage ich euch, wer meinen Vater hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und das Gericht wird ihn nicht erreichen, sondern er geht vom Tode ins Leben ein. Wahrlich, sage ich euch, es wird die Stunde kommen, wo die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie hören, werden leben. Denn wie der Vater das ewige Leben von sich selbst hat, so hat er auch dem Sohne gegeben, das ewige Leben in sich selbst zu haben, und er hat ihm das Gericht übertragen, um es mit Macht zu halten, weil er Menschensohn ist”,12 durch seine Leiblichkeit nämlich, wie Sohn Gottes infolge seines Geistes. Noch fügt er bei: „Ich aber habe ein höheres Zeugnis als das des Johannes, die Werke nämlich, welche der Vater mir zu vollbringen gegeben hat, diese selbst geben von mir Zeugnis, dass mich der Vater gesandt hat, und der, der mich gesandt hat, der Vater, er selbst hat über mich Zeugnis abgelegt”.13 Indem er zusetzt: „Auch habt Ihr seine Stimme niemals gehört und seine Gestalt niemals gesehen”, bestätigt er die Ansicht, dass es niemals der Vater gewesen ist, der in der Vorzeit gesehen und gehört wurde, sondern der Sohn. Endlich sagt er: „Ich kam im Namen meines Vaters und Ihr habt mich nicht aufgenommen”.14 Also war es immer der Sohn im Namen Gottes, des Königs, des allmächtigen und allerhöchsten Herrn.
Als sie ihn fragten, was sie thun sollten, antwortete er: „Glaubet S. 541 an den, den Gott gesandt hat”.15 Auch nennt er sich das Brot, das Gott vom Himmel gewährte, daher werde alles, was der Vater ihm gegeben, zu ihm gelangen und er nichts verschmähen, weil er vom Himmel herabgestiegen sei, nicht um seinen, sondern um des Vaters Willen zu thun.16 Der Wille des Vaters aber sei es, dass, wer den Sohn sieht und an ihn glaubt, des ewigen Lebens und der Auferstehung teilhaftig werde. Niemand aber könne zu ihm kommen, wenn der Vater ihn nicht herbeiführe.17 Jeder, der vom Vater gehört und gelernt habe, werde zu ihm gelangen. Er fügt aber auch hier bei, dass niemand den Vater gesehen habe,18 um anzudeuten, dass es das Wort des Vaters sei, wodurch sie belehrt würden. Als sich viele von ihm abwenden, bietet er auch den Aposteln an, ob sie ihn verlassen wollen, und was antwortet Petrus? „Wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des Lebens, und wir glauben, dass Du Christus bist”.19 Glaubten sie etwa, dass er der Vater oder dass er „der Gesalbte des Vaters”20 sei?
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Joh. 1, 1 ff. ↩
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Die Einschiebung eines zweiten non eundem, die Öhler hier vornimmt, ist nicht angezeigt, höchstens kann ein zweites alium hier gestanden haben oder autem ist in alium zu verändern. ↩
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Joh. 1, 50. ↩
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Matth. 16, 17. ↩
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Joh. 2, 16. ↩
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Joh, 3, 16. ↩
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Joh. 3, f. 18 [lies: Joh. 3, 17 f.]. ↩
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Joh. 3, 35 ff. ↩
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Joh. 4, 25. ↩
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Joh. 4, 34. ↩
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Joh. 5, 17. ↩
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Joh. 5, 19—27. ↩
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Ebend. [Joh. 5] v. 36 ff. ↩
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Joh. 5, 43. ↩
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Joh. 6, 29. ↩
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Joh. 6, 38. ↩
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Joh. 6, 44. ↩
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Joh. 6, 46. ↩
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Joh. 6, 69 [lies: 68]. ↩
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Joh. 6, 70 [lies: 69]. ↩
Edition
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Adversus Praxean
CAP. 21.
[1] Aspice itaque quanta praescribant tibi etiam in evangelio ante Philippi consultationem et ante omnem argumentationem tuam. et in primis ipsa statim praefatio Ioannis evangelizatoris demonstrat quid retro fuerit qui caro fieri habebat : In principio erat sermo et sermo erat apud deum et deus erat sermo ; hic erat in principio apud deum; omnia per ipsum facta sunt et sine ipso factum est nihil.
[2] nam si haec non aliter accipi licet quam quomodo scripta sunt, indubitanter alias ostenditur qui fuerit a principio, alias apud quem fuit : alium sermonem dei, alium deum - licet et deus sermo, sed qua dei filius non qua pater - alium per quem omnia, alium a quo omnia.
[3] alium autem quomodo dicamus saepe iam edidimus. quo alium dicamus, necesse est non eundem
[4] inde et si agnus dei ab Ioanne designatur, non ipse cuius est dilectus. certe filius dei semper, sed non ipse cuius est filius. hoc eum Nathanael statim sensit, sicut et alibi Petrus : Tu es filius dei. hoc et ipse recte sensisse illos confirmat, Nathanaeli quidem respondens, Quia dixi Vidi te sub ficu, ideo credis; Petrum vero beatum adfirmans cui non caro neque sanguis revelasset quod et patrem senserat, sed pater qui in caelis est.
[5] quo dicto utriusque personae constituit distinctionem, et filii in terris, quem Petrus agnoverat dei filium, et patris qui in caelis, qui Petro revelaverat quod Petrus agnoverat, dei filium Christum.
[6] cum in templum introiit, aedem patris appellat, ut filius. cum ad Nicodemum dicit, Ita, inquit, dilexit deus mundum ut filium suum unicum dederit, in quem omnis qui crediderit non pereat sed habeat vitam sempiternam : et rursus, Non enim misit deus filium suum in mundum ut iudicet mundum, sed ut salvus sit mundus per eum; qui crediderit in illum non iudicatur; qui non crediderit in illum iam iudicatus est, quia non credidit in nomine unici filii dei.
[7] Ioannes autem cum interrogaretur quid de Iesu cum tingeret, Pater, inquit, dilexit filium et omnia tradidit in manu eius; qui credidit in filium habet vitam aeternam; qui non credidit in filio dei non videbit deum sed ira dei manebit super eum.
[8] quem vero Samaritidi ostendit? si Messiam qui dicitur Christus, filium utique se, non patrem, demonstravit, quia et alibi Christus dei filius, non pater, dictus est.
[9] exinde discipulis, Meum est, inquit, ut faciam voluntatem eius qui me misit, ut consummem opus eius. et ad Iudaeos de paralytici sanitate, Pater meus usque modo operatur et ego operor : Pater et ego, filius dicit. denique propter hoc magis Iudaei illum interficere volebant, non tantum quod solveret sabbatum sed quod patrem suum deum diceret, aequans se deo.
[10] tunc ergo dicebat ad eos, Nihil filius facere potest a semetipso nisi videat patrem facientem; quae enim ille facit eadem et filius facit: pater enim diligit filium, et omnia demonstravit illi quae ille fecit, et maiora istis opera demonstrabit illi, ut vos miremini; quomodo enim
[11] amen amen dico vobis, quod qui audit sermones meos et credit ei qui me misit habet vitam aeternam, et in iudicium non veniet sed transit de morte in vitam.
[12] amen dico vobis, quod veniet bora qua mortui audient vocem filii dei et cum audierint vivent : sicut enim pater habet vitam aeternam a semetipso, ita et filio dedit vitam aeternam habere in semetipso, et iudicium dedit illi facere in potestate quia filius hominis est - per carnera scilicet, sicut et filius dei per spiritum eius.
[13] adhuc adicit, Ego autem habeo maius quam Ioannis testimonium; opera enim quae pater mihi dedit consummare, illa ipsa de me testimonium perhibent quod me pater miserit; et qui me misit pater, ipse testimonium dixit de me.
[14] subiungens autem, Neque vocem eius audistis unquam neque formam eius vidistis, confirmat retro non patrem sed filium fuisse qui videbatur et audiebatur.
[15] denique dicit, Ego veni in patris mei nomine et non me recepistis - adeo semper filius erat in dei et regis et domini omnipotentis et altissimi nomine.
[16] interrogantibus autem quid facete debeant respondit, Ut credatis in eum quem deus misit.
[17] panem quoque se adfirmat quem pater praestaret de caelo; ergo omne quod ei daret pater ad se venire, nec reiecturum se, quia de caelo descendisset non ut suam sed ut patris faceret voluntatem; voluntatem autem patris esse uti qui viderit filium et crediderit in eum vitam et resurrectionem consequatur; neminem porro ad se venire posse nisi quem pater adducat; omnem qui a patre audisset et didicisset, venire ad se: Non quasi patrem aliquis viderit, adiciens et hic, ut ostenderet patris esse sermonem per quem docti fiant.
[18] at cum discedunt ab eo multi et apostolis suis offert si velint discedere et ipsi, quid respondit Simon Petrus? Quo discedimus? verba vitae habes, et nos credimus quod tu sis Christus : patrem illum esse an patris Christum?