Traduction
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Gegen Praxeas. (BKV)
5. Cap. Genauere Präzisierung des Thema. Existenz, Wesen und Eigenschaften des Sohnes Gottes. Die göttliche Vernunft ist nach Analogie des menschlichen Denkvermögens in Gott von Ewigkeit an und wird zum persönlichen Wort. Es ist die zweite Person in Gott.
Da sie aber behaupten, die beiden seien eins und Vater und Sohn müssten für dieselbe Person gehalten werden, so ist die ganze Lehre in betreff des Sohnes einer Untersuchung zu unterwerfen, ob er existiere, wer und wie er sei. Dabei wird die Sache selbst für sich sprechen mit Hilfe von Schriftstellen und deren Auslegungen.
S. 515 Manche behaupten auch, die Genesis beginne im hebräischen Text: „Im Anfange machte sich Gott den Sohn”. Dass das unsicher sei, darauf führen mich andere Beweise, die vom Verhalten Gottes selbst vor der Erschaffung der Welt bis zur Erzeugung des Sohnes hergenommen sind. Vor allem dem nämlich existierte Gott allein und war sich selbst Welt, Raum und alles. Allein existierte er, weil nichts ausser ihm war. Er war aber auch nicht einmal damals allein. Denn er hatte bei sich die Vernunft, die er in sich selbst hatte, die seinige. Denn Gott ist vernünftig und die Vernunft ist in Gott das erste, und so kommt von ihm alles. Diese Vernunft ist seine Erkenntnis. Die Griechen nennen sie Logos, wofür wir das Wort „Wort” brauchen. Daher ist es bei den Unsern infolge schlichter Übersetzung gebräuchlich, zu sagen, „das Wort sei im Anfange bei Gott gewesen”, da man doch richtiger die Vernunft für älter halten müsste, weil Gott nicht bloss von Anfang an mit dem Worte, sondern auch noch vor dem Anfange mit der Vernunft versehen war und weil das Wort selbst, das auf der Vernunft basiert, anzeigt, dass letztere als seine Substanz das ältere sei. Jedoch auch so macht es keinen Unterschied. Denn, wenngleich Gott sein Wort noch nicht hatte ausgehen lassen, so hatte er es doch ebenso mit und in der Vernunft selbst bei sich, indem er schweigend dachte und mit sich überlegte, was er durch das Wort alsbald aussprechen wollte. Indem er nämlich mit seiner Vernunft ratschlagte und überlegte, machte er sie, die er mit dem Worte behandelte, zum Worte.
Um dies besser zu verstehen, erinnere Dich zuvor an Dich selber als an ein Bild und Gleichnis Gottes, zu welchem Zwecke Du die Vernunft in Dir hast. Denn Du bist ein mit Vernunft begabtes Wesen, und nicht bloss von einem mit Vernunft begabten Bildner geschaffen, sondern auch aus seiner Substanz beseelt. Betrachte, wie sich in Dir, wenn Du schweigend mit Dir selbst durch die Vernunft zu Rate gehest, genau dasselbe zuträgt, indem sie Dir bei jeder Bewegung Deines Denkens, bei jeder Regung Deiner Erkenntnis mit dem Worte entgegenkommt. Alles, was Du gedacht hast, ist Wort, was Du einsiehest, ist Vernunft. Du musst es in Deinem Geiste aussprechen, und wenn Du es aussprichst, so fühlst Du, dass das Wort mitspricht. Darin besteht eben diese Eigentümlichkeit selbst, kraft deren Du mit ihm denkend sprichst und sprechend denkst. So findet sich gewissermaassen in Dir ein zweites Wort, durch welches Du beim Denken sprichst und durch welches Du sprechend denkst; das Wort selbst ist ein zweites. Um wie viel vollkommener geht nun aber dieser Vorgang in Gott vor sich, für dessen Bild und Ähnlichkeit Du auch angesehen wirst! Denn er hat seine Vernunft und in der Vernunft das Wort in sich, sogar wenn er schweigt. Ich konnte also ohne Verwegenheit den Satz vorausschicken, Gott sei auch vor Erschaffung des Weltall S. 516 nicht allein gewesen, da er ebenfalls seine Vernunft und in der Vernunft das Wort in sich selbst hatte, welch letzteres er durch Anstossen zur zweiten Person in sich macht.
Edition
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Adversus Praxean
CAP.5.
[1] Sed quia duos unum volant esse, ut idem pater et filius habeatur, oportet et totum de filio examinari, an sit et qui sit et quomodo sit, et ita res ipsa formam suam scripturis et interpretationibus earum patrocinantibus vindicabit. aiunt quidam et Genesim in Hebraico ita incipere, In principio deus fecit sibi filium. hoc ut firmum non sit alia me argumenta deducunt ab ipsa dei dispositione qua fuit ante mundi constitutionem ad usque filii generationem.
[2] ante omnia enim deus erat solus, ipse sibi et mundus et locus et omnia. solus autem quia nihil aliud extrinsecus praeter illum. ceterum ne tunc quidem solus: habebat enim secum quam habebat in semetipso rationem, suam scilicet. rationalis enim deus, et ratio in ipso prius, et ita ab ipso omnia: quae ratio sensus ipsius est.
[3] hanc Graeci lo&gon dicunt, quo vocabolo etiam sermonem appellamus: ideoque iam in usu est nostrorum per simplicitatem interpretationis sermonem dicere in primordio apud deum fuisse, cum magis rationem competat antiquiorem haberi, quia [non] sermonalis a principio sed rationalis deus etiam ante principium, et quia ipse quoque sermo ratione consistens priorem eam ut substantiam suam ostendat.
[4] tamen et sic nihil interest. nam etsi deus nondum sermonem suum miserat, proinde eum cum ipsa et in ipsa ratione intra semetipsum habebat, tacite cogitando et disponendo secum quae per sermonem mox erat dicturus : cum ratione enim sua cogitans atque disponens, sermonem eam efficiebat quam sermone tractabat.
[5] idque quo facilius intellegas, ex te ipso ante recognosce ut ex imagine et similitudine dei, quo habeas et tu in temetipso rationem qui es animal rationale, arationali scilicet artifice non tantum factus sed etiam ex substantia ipsius animatus. vide, cum tacitus tecum ipse congrederis ratione, hoc ipsum agi intra te, occurrente ea tibi cum sermone ad omnem cogitatus tui motum, ad omnem sensus tui pulsum.
[6] quodcunque cogitaveris sermo est, quodcunque senseris ratio est: loquaris illud in animo necesse est, et dum loqueris conlocutorem pateris sermonem, in quo inest haec ipsa ratio qua cum eo cogitans loquaris per quem loquens cogitas. ita secundus quodammodo in te est sermo per quem loqueris cogitando et per quem cogitas loquendo : ipse sermo alius est.
[7] quanto ergo plenius hoc agitur in deo cuius tu quoque imago et similitudo censeris, quod habeat in se etiam tacendo rationem et in ratione sermonem? possum itaque non temere praestruxisse et tunc deum ante universitatis constitutionem solum non fuisse, habentem in semetipso proinde rationem et in ratione sermonem quem secundum a se faceret agitando intra se.