12. Cap. Fortsetzung. Die im Schöpfungsbericht gebrauchte Redeweise zeugt für eine Zweiheit von Personen.
Wenn Dich in der Trinität noch immer die Mehrzahl ärgert, weil sie zur einfachen Einheit nicht passe, so frage ich, wie kann der Einzige und Einpersönliche in der Mehrheit sprechen: „Lasset uns den Menschen machen nach unserm Bilde und Gleichnisse”, da er doch hätte sagen müssen: Ich will den Menschen machen nach meinem Bilde und Gleichnisse!? Er ist ja einzig und einpersönlich. Auch im folgenden heisst es: „Siehe, Adam ist geworden wie einer aus uns.”1 Entweder ist es Betrug oder Spielerei, dass er in der Mehrzahl redet, obwohl er einzig und einpersönlich ist. Oder geschah es, weil er die Engel anredete, die auch, wie die Juden behaupten, den Sohn nicht anerkannten? Oder redete er zu sich in der Mehrheit deswegen, weil er als Vater, Sohn und Geist sich als ein vielfältiger darstellte? Ja, weil ihm der Sohn, die zweite Person, sein eigenes Wort, und die dritte, der Geist, in diesem Worte bereits anhingen, deshalb sprach er in der Mehrheit: „Wir wollen”, „Unser” und „Uns”. Denn mit wem schuf er den Menschen und wem schuf er ihn ähnlich? Dem Sohne, der die Menschennatur anlegen sollte, und dem Geiste, der den Menschen heiligen sollte. Er redete mit ihnen aus der Einheit der Dreifaltigkeit heraus, wie mit Dienern und Sachverständigen.
So unterscheidet denn auch der folgende Schrifttext die Personen. „Gott schuf den Menschen, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn.”2 S. 525 Warum nicht nach „seinem”, wenn er der einzige war, der schuf, und wenn es keinen gab, nach dessen Bilde er schuf? Es gab aber einen, nach dessen Bilde er schuf, nämlich den Sohn, der mit noch mehr Sicherheit und Wahrheit als künftiger Mensch Veranlassung gab, den Menschen sein Bild zu nennen, da derselbe aus Lehm gebildet werden sollte, ein Bild und Gleichnis des Wirklichen. Wie steht in der hl. Schrift, bei der Erschaffung der Welt, welche dem vorherging? Erstens: „Gott sprach zu einer Zeit, da der Sohn noch nicht in die Erscheinung trat: Es werde Licht, und es ward Licht.” Das Wort selber ist sofort das wahre Licht, welches den Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt, und durch ihn wird auch das weltliche Licht. Von da an aber wollte Gott, es sollte mit dem Beistande und der Hilfe des Wortes, d. i. Christi, geschaffen werden, und schuf damit wirklich. Gott sprach: „Es werde das Firmament” und Gott machte das Firmament. Gott sprach: „Es mögen entstehen die Lichter” und Gott machte ein grösseres und ein kleineres Licht. Auch die folgenden Geschöpfe rief natürlich derselbe hervor, wie die vorhergehenden, nämlich das Wort Gottes, durch welches alles gemacht und ohne welches nichts gemacht worden ist. Wenn dasselbe nach Johannes Gott ist, so haben wir zwei Personen, eine, die spricht, dass geschaffen werde, und eine zweite, die schafft. Wie man es als den anderen auffassen muss, haben wir schon angegeben, nämlich als Persönlichkeit, nicht als Substanz, nach Maassgabe einer Unterscheidung, nicht einer Teilung. Uebrigens halte ich in den drei zusammenhängenden Personen überall die eine Substanz fest, muss aber notgedrungen desungeachtet sagen, der, welcher befiehlt, ist ein anderer als der, welcher schafft. Denn er würde nicht befehlen, wenn er es selber thäte, während er doch befiehlt, dass durch jenen geschaffen werde. Trotzdem befiehlt er. Wenn er nur einer wäre, so würde er nicht befehlen oder ohne Geheiss schaffen und nicht abwarten, bis er es sich selbst befohlen hat.