20. Cap. Die Hauptwaffen der Patripassianer sind die Stellen Joh. 10, 40 [lies: Joh. 10, 30] und 14, 9 und 10, wo der Herr seine Einheit mit dem Vater aussagt.
Aber man muss die Arbeit, ihre Scheinbeweise zu entkräften, so lange fortsetzen, als sie zur Unterstützung ihrer Ansicht noch Stellen aus der hl. Schrift herausreissen, ohne das Übrige in Betracht zu ziehen, wodurch einerseits die Glaubensregel gewahrt wird, unbeschadet andrerseits der Einheit der Gottheit und des Ausdruckes „Monarchie”. Wie sie sich nämlich im alten Testamente an nichts anderes halten, als an die Worte: „Ich bin Gott und ausser mir gibt es keinen”, so steifen sie sich im Evangelium auf die Antwort des Herrn an Philippus: „Ich und der Vater sind eins”,1 „wer mich sieht, der sieht den Vater”,2 „ich bin im Vater und der Vater ist in mir”.3 Diesen drei Stellen sollen die sämtlichen Bücher beider Testamente zum Opfer gebracht werden, während man doch das Kleinere nach dem Grössern deuten müsste. Allein das ist einmal so die eigentümliche Art aller Häretiker. Weil es nur wenig ist, was man im Walde finden kann, so steifen sie sich auf das Wenige gegen das Viele, und lassen das Spätere gelten gegenüber dem Früheren. Die Glaubensregel aber ruht in jeder Sache stets auf dem Früheren und präskribiert dem Späteren, also auch dem, was geringer ist.