6.
S. 102 Indessen verstehe ich nicht, was er, der sich seit so vielen Jahren Bischof nennt, eigentlich von mir, dem Neuling, befürchtet, daß er sich in kein Gespräch einlassen will. Was die Kenntnis der freien Künste anbetrifft, die er vielleicht gar nicht oder weniger als ich erlernt hat, was hat sie mit der Frage zu tun, die uns beschäftigt und aus der Heiligen Schrift und kirchlichen und weltlichen Aktenstücken zu entscheiden ist? Mit solchen Dingen beschäftigt er sich jedoch schon seit so vielen Jahren, daß er in ihnen mehr bewandert sein sollte als ich. Doch befindet sich hier mein Bruder und Amtsgenosse Samsucius, Bischof von Turris1, der jene Kenntnisse nicht erlernt hat, vor denen sich offenbar Proculeianus fürchtet. Er soll sich ihm stellen und mit ihm verhandeln. Ich will ihn bitten — und er wird mir, wie ich im Namen Christi vertraue, gern den Gefallen erweisen —, in dieser Sache meine Stelle zu vertreten. Und der Herr wird ihm, wie ich ebenfalls hoffe, zur Seite stehen, da er für die Wahrheit kämpft und im Glauben unterrichtet ist, mag auch seine Rede der Glätte entbehren. Es liegt also keine Veranlassung vor, die Sache auf irgendwelche andere Leute zu schieben, bloß damit sie nicht unter uns ausgetragen werde, obwohl sie uns angeht. Will jener sie jedoch zu Hilfe rufen, so habe ich, wie bemerkt, gar nichts dagegen.
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Turris (Hannibalis ?), Stadt in Numidien; die Lage ist unbekannt. ↩