• Accueil
  • Œuvres
  • Introduction Instructions Collaboration Sponsors / Collaborateurs Copyrights Contact Mentions légales
Bibliothek der Kirchenväter
Recherche
DE EN FR
Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) Ausgewählte Briefe (BKV)
Zweites Buch (Jahre 396—410).
XXII. (Nr. 36.) An Casulanus

28.

Daran soll uns jene Stelle aus der Apostelgeschichte nicht irre machen, die die den Manichäern sehr ähnlichen Priszillianisten1 für das Sonntagsfasten anzuführen pflegen. Bei Erwähnung des Aufenthaltes des Apostels Paulus in Troas2 nämlich heißt es: „Als wir am ersten Wochentage zum Brotbrechen versammelt waren, redete Paulus, der am anderen Tage abreisen S. 132wollte, zu ihnen, und seine Rede dauerte bis Mitternacht“3. Hierauf verließ er den Speisesaal, in dem sie versammelt waren, und ging hinunter, um den Jüngling aufzuerwecken, der schlaftrunken aus dem Fenster gestürzt war und tot hereingetragen wurde. Von dem Apostel selbst aber erzählt die Heilige Schrift weiter: „Er ging aber wieder hinauf, und nachdem er das Brot gebrochen und gekostet hatte und hinreichend zu ihnen geredet hatte, reiste er ab“4. Auf keinen Fall dürfen wir dies so verstehen, als ob die Apostel gewöhnt gewesen wären, am Sonntage ein förmliches Fasten zu halten. Der erste Wochentag ist nämlich jener Tag, den wir jetzt Sonntag nennen, wie aus den Evangelien klar hervorgeht. So wird als Tag der Auferstehung des Herrn von allen vier Evangelisten der erste Wochentag5 bezeichnet, und es ist bekannt, daß dies der Tag ist, den man später Sonntag6 nannte. Entweder hatten sie sich also nach Beendigung des Sabbats zu Anfang der Nacht versammelt, die schon zum Sonntage, d. i. zum ersten Tage der neuen Woche gehörte; dann wollte Paulus in jener Nacht das Brot brechen, wie es beim Sakramente des Leibes Christi gebrochen wird, und verlängerte deshalb seinen Vortrag bis Mitternacht, so daß er nach der sakramentalen Feier abermals zu den Versammelten bis gegen Morgen sprach und, weil er große Eile hatte, in den ersten Stunden des Sonntags abreiste. Oder aber, wenn sie sich nicht in der Nacht vor dem Sonntag, sondern zu einer Stunde des Sonntags selbst versammelt hatten, so ist durch die Bemerkung: „Paulus redete zu ihnen, weil er am anderen Tage abreisen wollte“, der Grund der Verlängerung seines Vortrages ausgedrückt, daß er nämlich vor seiner Abreise sie hinreichend belehren wollte. Sie hielten also am Sonntag kein förmliches Fasten, sondern, da der Apostel abreisen wollte, hielt er es nicht für angemessen, seine S. 133 wichtige Rede, die mit dem glühendsten Eifer angehört wurde, der Leibesstärkung wegen zu unterbrechen, besonders da er wegen seiner anderen Reisen nach den verschiedensten Gegenden sie nur selten, vielleicht sonst nie mehr besuchen konnte; zumal damals wollte er, wie sich aus dem Folgenden ergibt, abreisen, um sie nie mehr in diesem Leben zu sehen. Daraus aber erhellt noch deutlicher, daß es bei ihnen nicht gebräuchlich gewesen ist, an den Sonntagen zu fasten. Denn gerade, damit man dies nicht meine, war der heilige Verfasser bedacht, uns den Grund anzugeben, aus dem der Vortrag verlängert wurde. Wir sollten daraus ersehen, daß in einem Notfalle nicht eine wichtigere Handlung eines Mahles wegen unterbleiben dürfe. Indessen dachten bei dieser Gelegenheit die eifrigen Zuhörer daran, daß die Quelle sich ihnen entziehen werde; sie schöpften deshalb mit großem Durste, nicht nach Wasser, sondern nach dem göttlichen Worte, ohne aus ihr, so lange sie floß, genug zu bekommen. So vergaßen sie darüber jede leibliche Erfrischung, nicht nur das Mittagsmahl, sondern auch das Abendmahl.


  1. Die Priszillianisten haben ihren Namen von Priscillianus, der mit seinem System nach der Mitte des 4. Jahrh. auftrat. Seine Lehre erinnerte an die Lehren des Marcion und der Manichäer; er verteidigte den Gebrauch apokrypher Schriften. Von einer Synode zu Saragossa exkommuniziert (380), wußte er dieses Urteil zunächst rückgängig zu machen und seinen Hauptfeind, den Bischof Itacius von Ossonoba, zur Flucht zu nötigen. Doch fand dieser bei Maximus in Trier Gehör und erwirkte, daß die Priszillianisten verhaftet und ihr Anführer trotz seiner Berufung 385 hingerichtet wurde. Die schriftliche Hinterlassenschaft des Priscillianus wurde von Schepss aufgefunden und im 18. Bande des Wiener Corpus (1888) herausgegeben. ↩

  2. Troas, eine Landschaft Kleinasiens, im Altertum Phrygien und Mysien. ↩

  3. Apg. 20, 7. ↩

  4. Ebd. 20, 11. ↩

  5. prima sabbati a Matthaeo, a ceteris autem tribus una sabbati dicitur; die Übersetzung läuft auf dasselbe hinaus. ↩

  6. Tag des Herrn ↩

pattern
  Imprimer   Rapporter une erreur
  • Afficher le texte
  • Référence bibliographique
  • Scans de cette version
Download
  • docxDOCX (410.22 kB)
  • epubEPUB (386.96 kB)
  • pdfPDF (1.41 MB)
  • rtfRTF (1.18 MB)
Traductions de cette œuvre
Ausgewählte Briefe (BKV)
Commentaires sur cette œuvre
Vorrede

Table des matières

Faculté de théologie, Patristique et histoire de l'Église ancienne
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Mentions légales
Politique de confidentialité