12.
So hat er auch den Timotheus deshalb beschneiden lassen, damit nicht die Juden und vorzüglich dessen mütterliche Verwandtschaft glaubten, dass die Heidenchristen die Beschneidung so verabscheuten, wie man den Götzendienst verabscheuen muß, während doch jene von Gott eingesetzt, dieser aber durch satanische Verführung entstanden ist. Den Titus aber ließ er nicht S. 299 beschneiden, um jenen keinen Vorwand zu bieten, die sagten, die Gläubigen könnten ohne Beschneidung nicht selig werden, und gern den Heiden eingeredet hätten, das sei auch die Ansicht des Paulus. Er deutet dies selbst hinlänglich an, indem er sagt: „Aber auch Titus, der sich bei mir befand, wurde nicht zur Beschneidung gezwungen, obgleich er ein Grieche war. Was aber die eingeschlichenen falschen Brüder betrifft, die sich eingedrängt hatten, um unserer Freiheit aufzulauern und uns in die Knechtschaft zu bringen, so haben wir ihnen bis zur Stunde nicht nachgegeben und uns ihnen nicht unterworfen, auf daß die Wahrheit des Evangeliums bei euch bleibe“1. Daraus ergibt sich, worauf jene, wie er wußte, lauerten und weshalb er nicht so verfuhr, wie er bei Timotheus getan hatte und mit derselben Freiheit auch tun konnte, mit der er gezeigt hatte, daß jene heiligen Gebräuche nicht als etwas Notwendiges gefordert, aber auch nicht als etwas Gottesräuberisches verdammt werden durften.
Gal. 2, 3-5. ↩
