VII. 14.
Ist dies nun das Ganze, ist dies alles, woraus sich der Begriff des glückseligen Lebens zusammensetzt, oder lehrt die Wahrheit noch etwas anderes, was all diesem vorzuziehen ist? Man muß ja dieses ausreichende Auskommen, sogar dieses Wohlbefinden, sowohl das eigene als das der Freunde, so lange es nur zeitlich ist, preisgeben, um das ewige Leben zu erlangen. Doch — mag auch der Körper vielleicht gesund sein, auf keine Weise aber ist die Seele, die das Ewige dem Zeitlichen nicht vorzieht, für gesund zu halten. Denn man lebt nur dann nutzbringend in dieser Zeit, wenn man das Leben dazu verwendet, sich Verdienste zu erwerben, die ewiges Leben verleihen. Auf dieses eine Leben also, in dem man mit Gott und aus Gott lebt, ist ohne Zweifel alles Übrige zu beziehen, was man in nützlicher und geziemender Weise sich wünscht. Dann lieben wir ja uns selbst, wenn wir Gott lieben, und ebenso lieben wir unseren Nächsten gemäß dem anderen Gebote wahrhaft wie uns selbst, wenn wir ihn, soweit es an uns ist, zu einer Gott ähnlichen Liebe führen. Gott also lieben wir um seiner selbst willen, uns und den Nächsten aber um seinetwillen. Aber auch wenn wir so leben, sollen wir nicht glauben, 'daß wir uns schon im glückseligen Leben befinden, gleich als gäbe es nichts mehr, um was wir zu beten hätten. Denn wie könnten wir jetzt schon glückselig leben, da uns noch fehlt, wodurch allein wir gut zu leben vermögen?1
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Nämlich Gott selbst. ↩