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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) Ausgewählte Briefe (BKV)
Drittes Buch (Jahre 411—430).
VII. (Nr. 144.) An die Herren zu Cirta

2.

Xenokrates1 hat, wie ihr schreibet und wie wir uns aus den betreffenden Schriften erinnern, einmal von den Vorteilen der Mäßigkeit gesprochen und den Polemo, der nicht bloß trunksüchtig, sondern damals gerade betrunken war, plötzlich zu einer Änderung seiner Sitten vermocht. Obwohl nun dieser, wie ihr der Wahrheit gemäß mit klugem Verständnis erkannt habt, nicht für Gott gewonnen, sondern nur von der Herrschaft der Sinnlichkeit befreit wurde, so möchte ich doch selbst diese Art von Besserung nicht menschlicher Wirksamkeit zuschreiben, sondern der göttlichen. Denn auch was an unserem Körper, der doch das Niedrigste an uns ist, sich Gutes befindet, wie Schönheit, Kraft, Gesundheit und ähnliche Dinge, stammt von Gott, der unsere Natur erschaffen und vervollkommnet hat; um wieviel weniger aber kann irgendein anderer uns die geistigen Güter verleihen! Denn was ginge über die menschliche S. 548 Torheit, oder welch größere Undankbarkeit könnte erdacht werden, als wenn man annähme, daß Gott zwar die leibliche Schönheit bilde, die geistige Keuschheit aber Menschenwerk sei? In dem Buche der christlichen Weisheit heißt es in dieser Beziehung: „Da ich wußte, daß niemand enthaltsam sein könne, außer es sei ihm von Gott gegeben, — und auch dies war Weisheit, zu wissen, von wem diese Gabe sei“2. Wenn also Polemo, der aus einem Schwelger ein Enthaltsamer geworden war, gewußt hätte, von wem diese Gabe ist, so daß er den Aberglauben der Heiden aufgegeben und dafür den Spender dieser Gabe verehrt hatte, wäre er nicht bloß ein Enthaltsamer, sondern auch ein wahrhafter Weiser und echter Gottes Verehrer geworden, und dies hätte ihm nicht nur zu Ansehen im gegenwärtigen Leben, sondern auch zur Unsterblichkeit im zukünftigen verholten. Wieviel weniger also darf ich mir diese eure oder eures Volkes Bekehrung, von der ihr mir soeben berichtet habt, zuschreiben, da sie bei denen, die sich wahrhaft bekehrt haben, nicht durch mein Wort, ja nicht einmal durch meine Gegenwart, sondern ohne Zweifel durch Gottes Einwirkung erfolgt ist! Erkennet also vor allem dies, denket so in Frömmigkeit und Demut! Gott, ihr Brüder, Gott müßt ihr danken. Gott fürchtet, damit ihr nicht wanket; ihn liebet, damit ihr im Guten Fortschritte machet!3


  1. Xenokrates aus Chalcedon (396—314), ein Schüler Platons, auf den die Dreiteilung der Philosophie in Dialektik, Physik und Ethik zurückgeht. Die mystisch-religiösen Neigungen des greisen Lehrers sind bei ihm noch verstärkt. Die Tugend tritt in der xenokratischen Ethik so stark in den Vordergrund, daß sie allein zum Glück ausreichen soll, wenn auch noch nicht zum vollkommenen. Die sittliche Vervollkommnung des Menschen scheint Xenokrates, wie Platon, von der Befreiung des Geistes aus den Banden der Sinnlichkeit abhängig gemacht zu haben. ↩

  2. Weish. 8, 21. — Der von Augustinus unterdrückte Nachsatz lautet: „Darum trat ich vor den Herrn und bat ihn aus meinem ganzen Herzen.“ ↩

  3. Deum timete, ne deficiatis, amate, ut proficiatis. ↩

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